Ökotest

Tops und Flops bei Hydrocortison-Cremes

Stuttgart - 09.06.2016, 17:30 Uhr

Bei Sonnenbrand können Cortison-Cremes aus der Apotheke helfen. (Foto: Shchipkova Elena / Fotolia)

Bei Sonnenbrand können Cortison-Cremes aus der Apotheke helfen. (Foto: Shchipkova Elena / Fotolia)


Insektenstiche, Sonnenbrand, Allergien: Glucorticoid haltige-Cremes lindern viele Hautbeschwerden. Aber sind sie auch unbedenklich? Ökotest hat einige, die rezeptfrei in der Apotheke zu haben sind, untersucht und dabei  viermal die Bestnote „sehr gut“ vergeben. 

Hydrocortison-Cremes mit einem Wirkstoffgehalt bis zu 0,5 Prozent sind ohne ärztliche Verschreibung in der Apotheke erhältlich. Das Verbraucherschutzmagazin Ökotest hat elf davon unter genauer unter die Lupe genommen und die Inhaltsstoffe im Labor untersuchen lassen. Außerdem wurde die Packungsbeilage auf Vollständigkeit geprüft. So mussten für die Bestnote alle Risiken und Nebenwirkungen aufgeführt sein. Auch die Hinweise, dass die Präparate bei Kindern unter sechs Jahren nur auf ärztliche Anweisung und in der Nähe des Auges nur mit besonderer Vorsicht angewendet werden sollen, durften nicht fehlen.

Viermal vergaben die Tester dabei die Gesamtnote „sehr gut“: Ebenol® 0,25 % Creme, Fenihydrcort® 0,25 % Creme, Hydro Heumann® Hautcreme 0,5 % und Hydrocortison Hexal® 0,5 % Creme konnten allen Ansprüchen hinsichtlich Wirksamkeit und Deklaration sowie der enthaltenen Hilfsstoffen gerecht werden. Die Wirksamkeit galt im Übrigen bei allen Präparaten als belegt. 

Minuspunkte für Paraffine und PEG

Fünf weitere Cremes wurden mit befriedigend beurteilt: Cortilind® 5 mg/g Creme, Hydrocortison ratiopharm® 0,5 % Creme, Hydrocutan® Creme 0,25 %, Muni® 0,5 % HC Creme und Systral® 0,5 % Hydrocort Creme. Der Grund für die Abzüge: Bei den Laboruntersuchungen waren entweder PEG bzw. PEG-Derivate oder Paraffine nachgewiesen worden.

Erstere erhöhen die Permeabilität der Haut. Bei vielen Wirkstoffen sei das ein gewünschter Effekt, in Kombination mit Hydrocortison halten die Verbraucherschützer es allerdings für problematisch. So hänge manche unerwünschte Nebenwirkung von Hydrocortison doch mit dem Dünnerwerden der Haut zusammen, schreiben sie.

Paraffine sind den Testern bei jeder Untersuchung ein Dorn im Auge. Denn nach Ansicht von Ökotest sind „wo Paraffine drinstecken, aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) oft nicht weit.“ MAOH gelten als krebserregend. Allerdings lag nur bei einem Präparat der Gehalt an MAOH über dem Grenzwert (0,1%) , der bei Ökotest zu Punktabzügen führt  – nämlich bei Hydrocutan® Creme 0,25%.

Beim Schlusslicht auch Mängel beim Beipackzettel

Den vorletzten Platz belegte mit der Note „ausreichend“ Linola® akut Creme 0,5%. Hier wurden PEG bzw. PEG-Derivate und Paraffin nachgewiesen. Allerdings lag der Gehalt an MAOH hier unter der Nachweisgrenze, ebenso wie beim Schlusslicht Soventol® Hydrocortisonacetat 0,25 % Cremogel.

Dort fanden die Tester neben den beiden üblichen Verdächtigen PEG und Paraffin weitere umstrittene  Inhaltsstoffe – Cinnamylalkohol und Hydroxycitronellal. Sie gelten als allergen. Außerdem war Soventol® Hydrocortisonacetat 0,25 % Cremogel. das einzige Präparat, bei dem es an der der Packungsbeilage etwas auszusetzen gab: Die Warnung, dass Daueranwendung zu Hautatrophie führt, soll fehlen. Und auch den Hinweis, dass Paraffine die Reißfestigkeit von Kondomen verringern können, habe man vergeblich gesucht, schreibt Ökotest. Angesichts dieser vielen Mängel reicht es nach Ansicht der Verbraucherschützer für dieses Präparat nur für ein „mangelhaft“. 


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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