Blutpspende

Droht während der EM ein Blutengpass? 

Berlin - 08.06.2016, 11:01 Uhr

Nur drei Prozent der Deutschen spenden Blut. Laut DRK könnten es deutlich mehr sein. (Foto: Fotolia / Gina Sanders)

Nur drei Prozent der Deutschen spenden Blut. Laut DRK könnten es deutlich mehr sein. (Foto: Fotolia / Gina Sanders)


Am 14. Juni ist Weltblutspendertag. Mit bundesweiten Veranstaltungen will das Deutsche Rote Kreuz an die Bedeutung von Spenden erinnern. Aber wie steht es überhaupt um die Spendenbereitschaft in Deutschland - und was haben Fußballgroßereignisse damit zu tun? 

Bislang sind laut Deutschem Roten Kreuz (DRK) nur etwa drei Prozent der Menschen in Deutschland zu einer Blutspende bereit. Noch können sie den Bedarf decken. Doch die Zahl der Empfänger steigt. Daher will das Deutsche Rote Kreuz mit den Veranstaltungen zum Weltblutspendertag am 14. Juni  nicht nur an die Wichtigkeit von Spenden erinnern, sondern auch neue Spender motivieren.

Denn es könnten deutlich mehr Spender sein. Die gesetzlichen Vorgaben erlauben etwa 33 Prozent das Blutspenden. Spender müssen 18 Jahre alt sein, nach oben gibt es keine Grenze. Doch schon jetzt spenden laut DRK immer weniger junge Menschen Blut. Gleichzeitig gibt es immer mehr ältere Empfänger. Diese Entwicklung werde sich in den kommenden Jahren Prognosen zufolge fortsetzen, sagt Kerstin Schweiger, Sprecherin der DRK-Blutspendedienste. Es gehe deshalb darum, weitere Spender zu mobilisieren. Andererseits steige die Lebenserwartung und Vitalität. Dadurch stünden regelmäßige Spender auch länger zur Verfügung, ergänzt Marion Junghans vom Verband unabhängiger Blutspendedienste (VUBD).

Während Fußballgroßereignissen wird weniger gespendet

Das Aufkommen an Blutspenden schwankte in den vergangenen Jahren. 2014 wurden in Deutschland 4,3 Millionen Vollblutspenden eingesammelt - etwa so viele wie im Jahr 2000. Dazwischen gab es Jahre, in denen fast die 5-Millionen-Marke erreicht wurde, wie etwa 2010 und 2011. Das geht aus Daten des Paul-Ehrlich-Instituts hervor. Zu Schwankungen bei der Spendenbereitschaft führen Experten zufolge Urlaubszeit, Feiertage, extreme Wetterverhältnisse - aber auch Grippewellen, Fußball-Großereignisse oder die Pollenflugsaison können dazu beitragen. Die Notversorgung ist aber abgesichert. „Angst, dass man stirbt, weil gerade kein ‎passendes Blutprodukt zur Verfügung steht, muss man jedoch nicht haben", sagt Marion Junghans. In den vergangenen Jahren sei in Deutschland immer etwa so viel Blut gespendet worden, wie benötigt.

Blut wird bewusster eingesetzt

Außerdem habe es in den letzten Jahren in der modernen Transfusionsmedizin ein Umdenken gegeben, stellt Kerstin Schweiger vom DRK fest. Die WHO fordere seit einigen Jahren einen bewussteren Einsatz von Blut und Blutprodukten. Europaweit gebe es entsprechende Blut-Managementprogramme. Diese führten zu einem deutlich geringerem Einsatz von Blutprodukten. Auch minimalinvasive Operationen sorgten für einen sparsameren Umgang, ergänzt Marion Junghans.

Aber bei  der Behandlung von bestimmten Krankheitsbildern gebe  es derzeit keine Alternative zur Gabe von Präparaten aus Spenderblut. Auch bei Unfällen, bei denen Patienten schnell große Mengen an Blut verlieren, seien Blutkonserven dringend nötig. 

Und der Bedarf wird eher steigen. Denn mehr ‎Menschen mit bisher selten Erkrankungen, wie angeborenen Immundefekten, würden Zugang zu einer Therapie ‎erhalten, berichtet Junghans. Diese zum Teil lebenslang notwendigen Behandlungen basierten auf Arzneimitteln, die aus Plasma ‎hergestellt werden. Mit einer höheren Lebenserwartung und der sich ‎weiter entwickelnden Diagnostik steige außerdem die Zahl der Krebspatienten. 

Krebspatienten brauchen das meiste Spenderblut

Die meisten Produkte aus Spenderblut (19 Prozent) werden für die Behandlung von Krebspatienten verwendet. Für die Therapie von Herz- und Magen-Darm-Erkrankungen werden jeweils etwa 16 Prozent eingesetzt. Zwölf Prozent werden nach Unfällen benötigt. Außerdem sind auch Patienten mit Leber- und Nierenkrankheiten oder Blutarmut sowie Frauen nach Komplikationen bei der Geburt auf Spenden angewiesen.

Das Deutsche Rote Kreuz deckt mit seinen Blutspendediensten etwa 70 Prozent des Blutbedarfs in Deutschland ab. Darüber hinaus gibt es auch eine Reihe privater und kommunaler Dienste, die etwa von Kliniken organisiert werden.  

„Blut verbindet uns alle"

Unter dem Motto „Blut verbindet uns alle" will das Deutsche Rote Kreuz am 13. Internationalen Weltblutspendertag auf die Bedeutung der ehrenamtlichen Spenden aufmerksam machen. Bei einer zentralen Festveranstaltung am 14. Juni in Berlin sollen 65 Blutspender aus ganz Deutschland ausgezeichnet werden, teilte das DRK mit. Außerdem sind Sondertermine für Blutspenden geplant. Auch die neue Kampagne „Mutspende" wird präsentiert. 

Der internationale Weltblutspendertag wird seit 2004 am 14. Juni gefeiert. Dies ist der Geburtstag des Mediziners Karl Landsteiner (1868-1943), der das AB0-System der Blutgruppen entdeckt hat.

Mehr zum Thema Blutspende lesen Sie in dem Beitrag „Blutspende - jeder Tropfen zählt: Der Bedarf an Blutspenden nimmt weiter zu", der in der DAZ 2015, Nr. 23, erscheinen ist. 


dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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