Hauptversammlung des Pharmaherstellers

Stada will Aufsichtsrat selbst besetzen

Bad Vilbel - 23.05.2016, 14:15 Uhr

Wieder alles im Griff? Der Pharmakonzern Stada hat die Hauptversammlung verschoben, um personelle Änderungen am Aufsichtsrat selbst kontrollieren zu können. (Foto: Stada)

Wieder alles im Griff? Der Pharmakonzern Stada hat die Hauptversammlung verschoben, um personelle Änderungen am Aufsichtsrat selbst kontrollieren zu können. (Foto: Stada)


Der Bad Vilbeler Arzneimittelhersteller Stada übernimmt im Machtkampf mit dem Investor Active Ownership Capital (AOC) wieder die Führung. Nachdem AOC versucht hatte, bei der anstehenden Hauptversammlung personelle Änderungen des mit vielen Apothekern besetzten Stada-Aufsichtsrates durchzusetzen, hat der Konzern die Versammlung nun um zwei Monate verschoben.

Die Auseinandersetzungen zwischen dem Arzneimittelhersteller Stada und dem Frankfurter Investmentfonds Active Ownership Capital gehen in eine neue Runde. Mit der Verschiebung der ursprünglich für den 9. Juni angesetzten Hautversammlung auf den 26. August und der Initiierung eines strukturierten Auswahlprozesses zur Neubesetzung des Aufsichtsrates übernimmt Stada vorerst wieder das Zepter.

Wie das Unternehmen mitteilte, habe der Aufsichtsrat beschlossen, „den strukturierten Prozess zur wesentlichen personellen Erneuerung des Aufsichtsrats um zwei Monate vorzuziehen“. Der Hauptversammlung 2016 sollen mindestens vier Kandidaten mit einer Amtszeit von fünf Jahren zur Wahl vorgeschlagen werden. Die Kandidaten würden von einem zu diesem Zweck gebildeten Nominierungsausschuss des Aufsichtsrats mit Unterstützung externer Berater ermittelt und vom Aufsichtsrat nominiert werden. Die Kandidatenauswahl soll dabei auf Basis eines klar definierten Anforderungsprofils erfolgen.

Koch scheidet aus

Den Vorsitz des Nominierungskomitees werde das Aufsichtsratsmitglied Dieter Koch übernehmen. Wie ein Sprecher von Stada mitteilte, werde Koch mit Ablauf der Hauptversammlung allerdings sein Amt niederlegen. Welche weiteren Aufsichtsratsmitglieder ausscheiden und ersetzt werden sollen teilte das Unternehmen nicht mit. Der Aufsichtsrat von Stada ist traditionell stark durch Apotheker und Ärzte geprägt. Einige Mitglieder sitzen teilweise seit Jahrzehnten in dem Gremium.

Nach Angaben des Sprechers soll bei der Auswahl der Aufsichtsratskandidaten darauf geachtet werden, dass sie die Strategie des Unternehmens mittragen. Dabei werde besonderer Wert auf Kenntnisse im Generika- und Markenproduktbereich, Expertise in Finanz-, Rechnungslegungs- und Rechtsfragen sowie auf die persönliche Unabhängigkeit der Kandidaten gelegt.

„Durch einen strukturierten Auswahlprozess mit einem klaren Anforderungsprofil für mögliche neue Aufsichtsräte stellen wir sicher, die bestmöglichen Kandidaten zu identifizieren, um die Wachstumsstrategie von Stada kontinuierlich und langfristig erfolgreich zu begleiten“, sagte Martin Abend, der Vorsitzender des Aufsichtsrats.

Durch die Entscheidung, die Erneuerung des Aufsichtsrates um zwei Jahre vorzuziehen, braucht Stada nach Angaben des Sprechers mehr Zeit, um geeignete Kandidaten zu finden. Daher sei die Entscheidung gefallen, die Sitzung nach hinten zu verschieben. Wenngleich diese nicht in Absprache mit AOC gefallen sei, müsste sie eigentlich im Interesse des Frankfurter Investors sein, der bereits vor Wochen eine teilweise Neubesetzung des Gremiums gefordert hatte.

AOC begrüßt Stada-Entscheidung

Ein Sprecher von AOC teilte dazu mit: „Active Ownership Capital begrüßt als langfristig orientierter Investor, dass die Stada Arzneimittel AG unseren Vorschlag zur wesentlichen Erneuerung des Aufsichtsrats angenommen hat. Wir gehen davon aus, dass der Aufsichtsrat – wie in Deutschland üblich – auf der nächsten Hauptversammlung vollständig neugewählt wird. Wir freuen uns in diesem Kontext auf den weiteren Dialog mit der Gesellschaft.“

Laut Stada haben die drei im Vorfeld von Active Ownership Capital benannten Kandidaten um Bedenkzeit gebeten, ob sie sich diesem Prozess stellen wollen.

Ungeachtet der Verlegung der Hauptversammlung sollen die bisherigen Beschlussgegenstände unverändert bestehen bleiben. Dies gelte auch für den von AOC initiierten Beschlussvorschlag, die Vinkulierung bei den Namensaktien aufzuheben. Im Lichte jüngerer Rechtsprechung und neuer Markterfordernisse werde der Aufsichtsrat das Vorstandsvergütungssystem extern bewerten lassen.

AOC besitzt 5,05 Prozent der Stada-Stimmrechtsanteile sowie Optionen in Höhe von 1,92 Prozent. Der Fonds wurde von den ehemaligen Bankern Florian Schuhbauer und Klaus Röhrig gegründet und erwirbt nach eigenem Bekunden signifikante Anteile an mittelständischen, börsennotierten und unterbewerteten Unternehmen. Zu den Geldgebern des Fonds zählen europäische Unternehmerfamilien und ausgewählte institutionelle Investoren.


Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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