Eröffunung Pharmacon Meran

Kiefer kritisiert Papier-Medikationsplan

Meran - 23.05.2016, 09:15 Uhr

BAK-Präsident Kiefer kritisierte die unzureichende Beteiligung der Apotheker. (Foto: du / DAZ)

BAK-Präsident Kiefer kritisierte die unzureichende Beteiligung der Apotheker. (Foto: du / DAZ)


Zum 1. Oktober haben Patienten mit mindestens drei Arzneimittelverordnungen Anspruch auf einen Medikationsplan in Papierform. Bei der Eröffnung des Pharmacon Meran wies der Präsident der Bundesapothekerkammer, Dr. Andreas Kiefer auf die unzureichende Beteiligung der Apotheker. Für ihn greifen die getroffenen Vereinbarungen zu kurz.

Ende 2015 ist das E-Health-Gesetz in Kraft getreten, in dem der Anspruch der Patienten auf einen Medikationsplan auf Papier durch den Arzt verankert ist. Kiefer begrüßte bei seiner Eröffnungsansprache des BAK-Fortbildungskongresses Pharmacon am 22. Mai 2016 in Meran, dass die Politik die Bedeutung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) erkannt hat und diese fördert. Doch Apotheker dürfen bei dem geplanten Medikationsplan lediglich auf Wunsch des Patienten Ergänzungen vornehmen. Ausgestellt wird der Plan durch den Arzt. Eine eingehende Medikationsanalyse ist nicht vorgesehen. Zudem gibt es keine Pflicht für den Arzt, vom Apotheker vorgenommene Aktualisierungen des Plans zu übernehmen.

Ohne Medikationsanalyse ein Muster ohne Wert

Somit werde der Plan, mit dem der Patient in die Apotheke kommen wird, keinesfalls vollständig und oft schon veraltet sein, so Kiefer. Eine Erleichterung für den beruflichen Alltag kann Kiefer auch nicht erkennen. Er sieht sogar die Gefahr, dass mit dem Medikationsplan in der vorgesehenen Form ein wichtiges Instrument zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit verbrannt wird. Denn so hat der Plan keinen Nutzen für den Patienten, warnte Kiefer. Und wenn der Patient dies erkennt, werde er ihn auch nicht mehr einfordern.

Kiefer: „Die Probleme des Medikationsplans sind offenkundig. Wenn nicht bereits vor seiner Erstellung eine umfassende Medikationsanalyse durchgeführt wird, bleibt der Medikationsplan ein Muster ohne Wert. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, spätestens in der nächsten Legislaturperiode. Wenn es uns nicht gemeinsam gelingt, den elektronischen Medikationsplan besser als Werkzeug zur Herstellung von Arzneimitteltherapiesicherheit zu konzipieren als die Papierversion, ist das nur noch mehr Bürokratie ohne Nutzwert für den Patienten!“


Dr. Doris Uhl (du), Apothekerin
Chefredaktion DAZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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2 Kommentare

Immer noch Begeisterung für diesen seltsamen Stgandpunkt?

von Wolfgang Müller am 23.05.2016 um 12:04 Uhr

Ist das immer noch Bundesapothekerkammer-Projekt, dass die Medikationspläne am Besten ALLE in der Apotheke erstellt werden sollten und dort ALLE einer Medikationsanalyse unterzogen werden sollen? Mit allem drum und dran, inkl. der notwendigen Rücksprachen (am Besten gemäß Grünen-Idee: "Fallkonferenzen") mit den ganzen Ärzten? Für allein schon theoretisch 7,5 Mio. AOK-Patienten, wie gerade errechnet wurde, insgesamt also für ein Mehrfaches davon?

Danke, Herr Minister Gröhe, dass Sie uns klug vor diesen unseren eigenen Selbstzerlegungsplänen inkl. Kriegseröffnung gegen die Hausärzte bewahrt haben. Wir bitten Sie dringend - da wir uns kurzfristig keine ganz andere Selbstverwaltung schaffen können, siehe KBV - weiter in diesem Sinne Ihr schützend Händlein über uns zu halten. Die meisten von uns SIND NICHT SO.

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Yo

von Peter am 23.05.2016 um 10:03 Uhr

Unzureichend wäre ja noch in Ordnung. Unzureichend wären 1-2€ für die Aktualisierung des Plans. Aber was solls, denn in unseren Reihen sind wir wenn es ums Geld geht vom "auskömmlich" ja eigentlich bei unseren Forderungen schon in jedem Bereich der Apotheke bei einem politisch korrekten "kostendeckend" angekommen, aber bitte nur das. Gewinn über die Kostendeckung ist unehrenhaft und unapothekerisch. Würde mich mal interessieren wie unsere Arztkollegen darauf reagieren würden, wenn man ihnen nur noch eine kostendeckende Praxis zugestehen würde, oder den Krankenhäusern, aber da war man sich ja im Klaren darüber, dass private Träger es eben nicht wie staatliche Träger nur kostendeckend machen werden, das wollte man ja....

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