Porträt von Michael Fuchs (CDU)

Der letzte Apotheker im Bundestag hört auf

Berlin - 23.05.2016, 16:35 Uhr

Der letzte Apotheker: Michael Fuchs (CDU) hat angekündigt, nicht mehr zu kandidieren. (Foto: dpa)

Der letzte Apotheker: Michael Fuchs (CDU) hat angekündigt, nicht mehr zu kandidieren. (Foto: dpa)


Der Bundestag verliert seinen derzeit einzigen approbierten Apotheker: Michael Fuchs von der Unionsfraktion hat angekündigt, bei der kommenden Bundestagswahl nicht mehr zu kandidieren. Nach vier Wahlperioden habe er genug von der Politik. Mit Apothekenthemen hatte Fuchs ohnehin wenig zu tun.

Geht man nach statistischen Werten, sind Apotheker im Bundestag absolut unterrepräsentiert. Im aktuellen 18. Deutschen Bundestag ist der Koblenzer CDU-Politiker Michael Fuchs der einzige approbierte Pharmazeut. Dabei zählt ihn der Bundestag noch nicht einmal offiziell als Apotheker, was am beruflichen Werdegang des 67-jährigen Politikers liegt.

Anfangs sah dieser eigentlich noch nach einer typischen Apotheker-Karriere aus: Zwischen 1969 und 1973 studierte Fuchs in Erlangen und Bonn Pharmazie. 1977 eröffnete er mit seiner Frau sogar eine gemeinsame Apotheke in der Heimatstadt Koblenz. Die Apotheke gibt es auch heute noch, mitten im Koblenzer Stadtzentrum, in der Nähe des Hauptbahnhofes. Die Familie Fuchs hat sie inzwischen verkauft, die Offizin wurde modernisiert.

Apotheke in Koblenz

Nur ein Jahr nach der Apothekengründung ging Michael Fuchs zur Bundeswehr. Auch dort war er noch als Apotheker tätig. 1979 verließ er die Armee jedoch schon wieder, in der damaligen Funktion „Stabsapotheker in der Reserve“. Dann kehrte er der Pharmazie den Rücken. Denn 1980 gründete er die Firma „Impex Electronics“, ein Unternehmen, das auf der ganzen Welt elektronische Werbeartikel verkaufte. Einen Verkaufsschlager landete Fuchs mit einem Schlüsselanhänger, der auf Pfeifgeräusche reagierte. 1999 fusionierte das Unternehmen mit einer niederländischen Firma, drei Jahre später stieg Fuchs aus.

Im Bundestag galt Fuchs als Interessenvertreter der Industrie und der Arbeitgeber. Blickt man auf seine diversen Verbandstätigkeiten, überrascht das nicht. Schon 1986 wurde er Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Großhandel in Rheinland-Pfalz. Ein Jahr später wurde er zum Vorsitzenden des Bundesverbandes Junger Unternehmer gewählt, ab 1992 war er auch Präsidiumsmitglied der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände.

Vertreter des Phagro

Zwischen 1992 und 2001 hatte Fuchs als Präsident des Bundesverbandes des deutschen Groß- und Außenhandels (BGA) allerdings wieder eine Funktion, in der er sicherlich mit Apothekenthemen konfrontiert wurde – dann allerdings als Vertreter einer anderen Berufsgruppe. Der Bundesverband des Pharmazeutischen Großhandels (Phagro) ist nämlich Mitglied im BGA.

Die politische Karriere des Michael Fuchs nahm erst in den vergangenen 14 Jahren Fahrt auf. Zwischen 1990 und 2006 war der CDU-Politiker zwar Mitglied im Koblenzer Stadtrat. Doch erst 2002 wurde er erstmals in den Bundestag gewählt. Bei seiner ersten Kandidatur gewann er seinen Wahlkreis sogar als Direktkandidat mit 44,5 Prozent der Stimmen. Auch bei den Bundestagswahlen 2009 und 2013 gelangen ihm direkte Einzüge in den Bundestag. 2006 wurde Fuchs auch in den Bundesvorstand seiner Partei gewählt.

Industrie- und Energieexperte im Bundestag

Mit Gesundheitsthemen hat sich der approbierte Apotheker im Bundestag allerdings selten auseinander gesetzt. Seit November 2009 ist Fuchs stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Union für die Themen Wirtschaft und Energie, Mittelstand und Tourismus. Gleichzeitig ist er stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Technologie und im Verteidigungsausschuss, seit 2013 auch stellvertretendes Mitglied im Tourismusausschuss.

Der Rhein-Zeitung sagte Fuchs nun, dass er nach vier Wahlperioden genug habe. Er wolle das Feld für „Jüngere“ räumen. Der 19. Deutsche Bundestag wird im Herbst 2017 gewählt. Sollte dann kein Pharmazeut über einen Listenplatz oder als Direktkandidat ins Parlament gewählt werden, ist der Deutsche Bundestag seinen letzten Apotheker losgeworden.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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