Korruption durch Apotheker

ABDA sieht keine Beweise für Betrugs-Masche

Berlin - 08.05.2016, 17:50 Uhr

Keine groß angelegte Masche: Die ABDA gibt zu bedenken, dass Betrugsfälle in Einzelfällen nie auszuschließen sind. (Foto: iqor / Fotolia)

Keine groß angelegte Masche: Die ABDA gibt zu bedenken, dass Betrugsfälle in Einzelfällen nie auszuschließen sind. (Foto: iqor / Fotolia)


In ganz Deutschland sollen Apotheker in Abrechnungsskandale verwickelt sein. Die ABDA hat sofort auf die Vorwürfe in den Medien reagiert und kann Abrechnungsbetrug in Einzelfällen nicht ausschließen. Die Krankenkassen fürchten, dass das Vertrauen der Patienten in Ärzte und Apotheker untergraben werden könnte.

Die Nachricht verbreitete sich am heutigen Sonntagmorgen wie ein Lauffeuer: Die Welt am Sonntag berichtete, dass gegen Apotheker und Ärzte im gesamten Bundesgebiet ermittelt werde. Die Heilberufler stehen in Verdacht, hochpreisige Rezepte abgerechnet zu haben, die keinem Patienten zugeordnet gewesen seien. Gegen wie viele Pharmazeuten und Ärzte wegen welcher Tatvorwürfe ermittelt werde, ist bislang nicht klar.

Erneut kommt allerdings Gerd Glaeske, der Bremer Gesundheitsökonom, zu Wort, der – wie gewohnt – nicht unbedingt schonend mit den Apothekern umgeht. „Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering, dass Betrug durch Apotheker auffällt. Es gibt in diesen Konstellationen von krimineller Energie einzelner Personen üblicherweise nur wenige Mitwisser, und solange diese zusammenhalten und sich nicht gegenseitig verpfeifen, gibt es kaum eine Chance, dass es auffliegt“, sagte Glaeske in dem Zeitungsbericht.

ABDA: Keine Beweise für weit verbreitete Masche

Auf Nachfrage der Nachrichtenagentur dpa äußerte sich auch ein Sprecher der ABDA zu dem vermeintlichen Abrechnungsskandal. Angesichts der Menge von 700 Millionen verschreibungspflichtigen Medikamenten pro Jahr sei Betrug in Einzelfällen nicht auszuschließen. Beweise, dass es sich um eine weit verbreitete Masche handele, lägen nicht vor, so der ABDA-Sprecher.

Der GKV-Spitzenverband fordert ein hartes Durchgreifen bei kriminellen Heilberuflern. „Luftrezepte sind Betrug an den Beitragszahlern. Und, was fast noch schlimmer ist, sie untergraben das Vertrauen der Patienten in die Ärzteschaft und die Apotheker“, sagte ein Verbandssprecher. „Wir brauchen in Deutschland mehr Schwerpunktstaatsanwaltschaften, damit Betrug und Korruption im Gesundheitswesen besser bekämpft werden können“, erklärte der Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.

Erst kürzlich hatte auch die bundesweit agierende Krankenkasse BKK VBU Zahlen zur Korruption im Gesundheitswesen veröffentlicht. Allein in den Jahren 2014 und 2015 seien der Kasse fast 700.000 Euro durch falsche Rezepte abhanden gekommen. Die Kassensprecherin hatte gegenüber DAZ.online allerdings darauf hingewiesen, dass Apotheker in den meisten Fällen nichts von dem Betrug merken würden. Schließlich seien die Apotheker selbst die Geschädigten, wenn sie gefälschte Rezepte vorgelegt bekämen.


dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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