Eisen- und Vitaminpräparate für Schwangere

Viel hilft nicht viel

Berlin - 28.04.2016, 17:45 Uhr

Das Angebot an Supplementen für Schwangere in Apotheken und Drogerien ist groß. (Foto: Syda Productions/Fotolia)

Das Angebot an Supplementen für Schwangere in Apotheken und Drogerien ist groß. (Foto: Syda Productions/Fotolia)


Vitamin- und Eisenpräparate speziell für Schwangere sind meist überflüssig – manche sogar bedenklich. Ökotest hat für sein Mai-Heft mehr als 20 Produkte getestet. Kein einziges davon kann das Verbrauchermagazin uneingeschränkt empfehlen. Auch Apotheken-Produkte überzeugten nicht.

Schwangere wollen das Beste für ihr Baby. Doch die gut gemeinten Ratschläge, die von allen Seiten kommen, sind nicht immer widerspruchsfrei. Betrachtet man das Angebot spezieller Nahrungsergänzungsmittel für Schwangere, die in Drogerien und Apotheken angeboten werden, können Zweifel kommen. Wie sinnvoll sind diese Präparate wirklich?

Ökotest hat nun fünf Eisenpräparate und 17 Vitaminpräparate für Schwangere genauer angeschaut – einige davon aus der Apotheke. Die Analyse der Inhaltsstoffe und die darüber hinausgehende Bewertung fiel ernüchternd aus.

Nur Folsäure und Jod sollten ergänzt werden

Ausgangspunkt bei den Tests war: Eisen ist nur zu supplementieren, wenn der Arzt einen zu niedrigen Eisenspiegel festgestellt hat – ansonsten wird es ausreichend über die Nahrung aufgenommen. Folsäure und Jod sollten hingegen wirklich ergänzt werden, da hier bei werdenden Müttern ein Mehrbedarf besteht. Allerdings richtig dosiert. Und: Alle weiteren Vitamine sind laut Ökotest überflüssig – ihr Zusatz führte direkt zum Notenabzug.

Eisenpräparate ohne Nutzen

Unter den Eisenpräparaten war „befriedigend“ die Bestnote, sie ging an Herbaria Blutquick Eisen+Vitamine. Das Rossmann-Produkt von Altapharma und Doppelherz Aktiv Eisen Vital schnitten mit „ausreichend“ ab. Das dm-Eisenprodukt und Eisen Verla Plus Direkt-Sticks aus der Apotheke handelten sich ein „mangelhaft“ ein.

Kein Präparat hatte aus Sicht der Tester einen Nutzen für die Anwenderin. Beim Apothekenprodukt sorgte die Deklaration zudem für eine Abwertung. Das Gesundheitsversprechen: „… trägt darüber hinaus zum gesunden Wachstum des mütterlichen Gewebes während der Schwangerschaft bei“ ist laut Ökotest nicht von der EU-Health-Claims-Verordnung abgedeckt.

Zu viele Vitamine

Bei den Vitaminpräparaten sieht die Situation keinesfalls besser aus. Denn anders als es sich Ökotest erwünscht hätte, setzen die Hersteller auf das Prinzip „viel hilft viel“ – bis zu zwölf Vitamine und neun Mineralstoffe in einer Tablette fanden die Tester. Acht der 17 Präparate enthielten unter anderem Betacarotin, das das Verbrauchermagazin als „gesundheitlich bedenklich“ einstuft. Selbst die eigentlich wünschenswerte Folsäure machte die Tester nicht immer froh: In einigen Präparaten war mehr als deklariert zu finden, in anderen weniger. Das beste Produkt erhielt ein „ausreichend“: Folio-Tabletten von SteriPharm aus der Apotheke. Zudem gab es zwei „mangelhafte“ Präparate (Femibion von Merck und Gynvital Gravida von Bayer Vital). Die übrigen 14 fielen allesamt mit „ungenügend“ durch. Darunter auch das jodfreie Folio Forte von SteriPharm.

Experten-Empfehlungen

Ökotest verweist letztlich auf die Empfehlungen des Netzwerks „Gesund ins Leben“ – ein vom Bundesernährungsministerium geförderter Zusammenschluss von Institutionen, Fachgesellschaften und Verbänden, die sich mit jungen Familien befassen. Dieses rät Frauen mit Kinderwunsch und allen werdenden Müttern bis zum Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels, ein Präparat mit 400 Mikrogramm Folsäure pro Tag zusätzlich zur ausgewogenen Ernährung einzunehmen. Jod sollten Schwangere täglich in einer Menge von 100 (bis 150) Mikrogramm zu sich nehmen.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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