DAZ-Tipp aus der Redaktion

Renditebringer Heimversorgung?

Stuttgart - 28.04.2016, 09:15 Uhr

Viele heimversorgende Apotheken stellen die Arzneimittel der Bewohner. Das muss rechtlich einwandfrei geschehen - und sich lohnen! (Foto: Sinisa Botas - Fotolia.com)

Viele heimversorgende Apotheken stellen die Arzneimittel der Bewohner. Das muss rechtlich einwandfrei geschehen - und sich lohnen! (Foto: Sinisa Botas - Fotolia.com)


Die Versorgung von Alten- oder Pflegeheimen kann einer Apotheke viel Umsatz bescheren. Doch es gilt einiges zu beachten, damit sich der Aufwand auch lohnt. Ein DAZ-Themenschwerpunkt zur Heimversorgung gibt Hilfestellung.

800.000 Menschen in Deutschland leben in einem Alten- oder Pflegeheim. In den sie versorgenden Apotheken sorgen Sie für gut eine Milliarde Umsatz im Jahr. Da wundert es nicht, dass die Heimversorgung für viele Apotheken ein wichtiges Geschäftsfeld darstellt – und die Inhaber „wie die Löwen“ um weitere Betten kämpfen, wie Dr. Reinhard Herzog schreibt.

Auf der anderen Seite engagiert sich nur gut die Hälfte der deutschen Apotheken in der Heimversorgung. Den anderen ist der Aufwand zu groß, der Ertrag zu klein – manche konnten auch einfach keinen Heimliefervertrag „ergattern“. Doch damit stehen sie unter Umständen wirtschaftlich besser da, als wenn sie ein Heim beliefern würden.

Herzog empfiehlt heimversorgenden Apotheken jedenfalls dringend, ihre Kennzahlen im Blick zu behalten. Und dabei unbedingt den „Heimumsatz“ sauber vom „Straßenumsatz“ zu trennen. Denn sonst könne eine Heimversorgung schnell zum „Renditekiller“ werden.

Dazu kommt, dass das „absurde Urteil“ des OLG Celle „die Zuverlässigkeit von Heimversorgungsverträgen infrage stellt“, wie der stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbands der klinik- und heimversorgenden Apotheker (BVKA), Andreas Willmann, bemängelt. Man müsse sich schon fragen, ob man „weiter mit hohen Kosten sein Helfersysndrom ausleben und sich einer potenziell selbstruinösen Ethik verschreiben“ solle.

Mein Tipp in der DAZ dieser Woche: der große Themenschwerpunkt Heimversorgung. Neben den wirtschaftlichen werden auch die rechtlichen und einige pharmazeutische Aspekte des Themas Heimversorgung umfassend beleuchtet

Außerdem interessant:

Vitamin-B12-Trinkfläschchen lassen sich zwar leicht öffnen – oft vergessen die Anwender allerdings, das im Deckel befindliche Pulver im Lösungsmittel zu lösen. In der Apotheke sollten Sie deswegen auf die richtige Anwendung hinweisen.Von wegen einfach! Wie erklärungsbedürftige Verpackungen Patienten herausfordern.

In der Rezeptur werden oft industriell hergestellte halbfeste Grundlagen verarbeitet. Doch dabei drohen zahlreiche galenische Wechselwirkungen, die die Stabilität der Rezeptur gefährden können. Mischen impossible? Rezepturen mit industriell gefertigten Dermatika.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!


Dr. Benjamin Wessinger (wes), Apotheker / Herausgeber / Geschäftsführer
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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2 Kommentare

jein

von Peter am 28.04.2016 um 13:32 Uhr

Heimversorgung lohnt sich nur um den GH Umsatz
zu steigern, warum?
Nur Rezepte, kaum OTC dadurch letztendlich Rohertrag unter den Betriebskosten.
Beispiel: Heim machte bei mir 20 000 Umsatz im Monat. Rohertrag pro Packung im Mittel 16%, Rohertrag in Zahlen also 3200 Euro. Bearbeitung? PKA oder Apotheker einen halben, öfter auch einen ganzen Tag, also im mittel-schlimmsten Fall 2500 Euro Personalkosten die entweder zusätzlich fürs Heim abgestellt anfallen oder im HV fehlen. Hinzu noch der Bote der für Rezeptabholung und AM Lieferung zuständig ist, 2 Stunden am Tag, 510 Euro. 3010 alleine Personal-Kosten für 3200 Euro Ertrag, gegengerechnet die allgemeinen Betriebskosten, bei mir sind es in den Apotheken 17,5 und 19 also 18,25% im Mittel (gibt wohl auch bessere ;)) wären bei 20 000 Umsatz Betriebskosten (die ich ja leider habe) von 3700. Bleiben unter dem Strich 500 Minus stehen. Noch nicht eingepreist sind Rechnungen die leider oft nicht pünktlich bezahlt werden und die einem zusätzlich noch die Liquidität klauen (darum am besten nur noch SEPA) Wenn man natürlich ein Heim hat, dass pflegeleicht ist und wenigstens 20% OTC bestellt und unterm Strich wenigstens 4-5% Gewinn macht hat man schon wenigstens 800-1000 Gewinn vor Steuern oder anders gesagt im Idealfall 620€ netto Gewinn. Das aber unterm Strich mit dem Personalaufwand und auch dem Risiko (Kündigung Mitarbeiter bei Wegfall Heim) und den o.g. Liquiditätseinbußen (offene Posten war bei zwei Heimen bei mir immer so zwischen 15 000 und 20 000 Euro), finde ich nicht mehr dass das ein Betrag ist für den es sich lohnt kaufmännisches Risiko in Höhe von 240 000 einzugehen.

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Heimversorgung?

von Heiko Barz am 28.04.2016 um 10:06 Uhr

Wie lange noch soll das Unwort 'Umsatz' unsere Gehirne umnebeln?
Im letzten 'Jahrtausend' war das Wort Umsatz noch eine Verhandlungsgöße. Heute sollte man in die Bilanzen schauen und andere Richtgrößen wie zB. Rohertrag suchen. Da gibt es Apotheken mit 5 Mill. und mehr Umsatz, und am Ende steht weniger Ertrag zur Verfügung als der einer gut gehenden Stadtrandapotheke.
Da die Heimversorger wissen, wie "scharf" einige Apotheker auf die Verträge sind, drücken sie gerne viele Imponderabilien in die Zeilen, damit möglichst viele 'Sonderleistungen' für Umme erbracht werden müssen.
Kein Handwerker würde solche Traktate unterzeichnen, denn die wissen noch, ihre Arbeitsleistung zu verifizieren.

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