Rezeptur und BtM-Abgabe

SPD will „endlich“ höheres Apothekerhonorar

Berlin - 16.04.2016, 08:00 Uhr

Flagge zeigen für Apotheker: Die SPD-Fraktion will sich für höhere Rezepturgebühren und BtM-Honorare einsetzen, auch in der Union gibt es diese Forderung. (Foto: Sket / DAZ)

Flagge zeigen für Apotheker: Die SPD-Fraktion will sich für höhere Rezepturgebühren und BtM-Honorare einsetzen, auch in der Union gibt es diese Forderung. (Foto: Sket / DAZ)


Dass die Vergütungen für Rezepturen und für die BtM-Abgabe noch in dieser Legislaturperiode erhöht werden, wird immer wahrscheinlicher. Die SPD will sich dafür einsetzen und keine langjährigen Prüfungen, wie beim Fixhonorar, zulassen. Den „Margendeckel“ hingegen wollen die Sozialdemokraten erst prüfen.

Die SPD ist eine besondere Partei für die Apotheker. Viele Pharmazeuten werden noch die wilden Forderungen nach einer Liberalisierung im Ohr haben, die während der vergangenen Legislaturperiode laut wurden. Aufgetaucht war ein ominöser Leitantrag zum Bundesparteitag, in dem die Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes gefordert worden war. Der heutige stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Karl Lauterbach, hatte sich ähnlich geäußert.

In dieser Legislaturperiode könnte das Verhältnis zwischen den Apothekern und den Sozialdemokraten allerdings aufgefrischt werden. Zunächst fällt auf, dass sich die SPD-Fraktion im Bundestag als einzige Partei eine eigene Berichterstatterin zum Thema „Apotheken“ leistet. In allen anderen Fraktionen kümmert sich der Berichterstatter für Arzneimittel auch um die Apotheker, in der Union etwa ist es Michael Hennrich (CDU).

Und genau diese Berichterstatterin, Sabine Dittmar, will sich in den verbleibenden Monaten der 18. Legislaturperiode vehement für eine Honorarerhöhung einsetzen. „Wir reden schon ziemlich lange darüber, die Vergütungen für Rezepturen und die BtM-Abgabe anzupassen. Wir sollten da jetzt endlich zu Potte kommen und ein besseres Honorar festlegen“, sagte die SPD-Politikerin gegenüber DAZ.online. Dittmar wies darauf hin, dass gerade die Rezepturherstellung sehr aufwendig sei. „Dafür sollte der Apotheker auch adäquat honoriert werden. Es ist mir sehr wichtig, dass sich da bald etwas tut.“

Margendeckel in der Diskussion

Dittmar reagierte damit auf die Forderung ihrer und der Unionsfraktion im Grundlagenpapier zum Pharmadialog. Dort hatten jeweils die gesundheitspolitischen Sprecher und die Berichterstatter Arzneimittel beider Fraktionen höhere Honorare für Rezepturen und die BtM-Abgabe gefordert. In dem Papier stand außerdem, dass die Mehreinnahmen der Apotheker in diesen Bereichen mit einer Deckelung der 3-Prozent-Marge verrechnet werden sollen.

Foto: Dittmar

Sabine Dittmar

Dittmar kann den Grundgedanken ihrer Kollegen verstehen. „Klar müssen wir in diesem Zusammenhang auch darüber reden, ob die steigenden Margeneinnahmen der Apotheker bei den Hochpreisern dem tatsächlichen Aufwand gerecht werden. Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist es aber legitim, über die Kostenentwicklung zu sprechen“, sagt die Sozialdemokratin. Trotzdem müsse der Vorstoß noch genauer diskutiert werden.

Dass es noch in dieser Legislaturperiode zumindest zu einer Erhöhung der angesprochenen Vergütungen kommt, ist nunmehr sehr wahrscheinlich. Dittmar will sich gemeinsam mit Martina Stamm-Fibich, Berichterstatterin Arzneimittel der SPD-Fraktion, und Hilde Mattheis, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD im Bundestag, dafür einsetzen. Auch in der Unionsfraktion scheint die Ausgangslage positiv: Michael Hennrich (CDU) hatte bereits mehrfach bekräftigt, dass er die derzeitige Honorarhöhe bei Rezepturen und der Abgabe von Betäubungsmitteln nicht mehr für angemessen halte.

Keine jahrelangen Gutachten

Für die formale, gesetzgeberische Umsetzung dieser beiden Punkte kommen mehrere Varianten infrage. Der „Königsweg“ wäre eine Rechtsverordnung des Bundeswirtschaftsministeriums, das die Honorarhöhe relativ einfach ohne Zustimmung des Bundestages und Bundesrates in der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) anpassen könnte. Zweitens könnte der Gesetzgeber die Änderung der Rechtsverordnung veranlassen. So könnten die Parlamentarier in dem nach dem Pharmadialog geplanten Vorhaben, mit dem unter anderem die frühe Nutzenbewertung nachjustiert werden soll, einen entsprechenden Änderungsantrag unterbringen. 

Für Sabine Dittmar steht jedenfalls fest, dass die Erhöhung der Rezeptur- und BtM-Honorare nicht durch weitere Studien, ähnlich wie beim Fixhonorar, verzögert werden sollte. „Es bringt nichts, das jetzt noch einmal jahrelang zu prüfen, weil wir wissen, dass insbesondere das Honorar für die Rezepturen derzeit viel zu niedrig ist“, bekräftigte die Sozialdemokratin.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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14 Kommentare

Honorardeckelung ist Dynamit

von Friedemann Ahlmeyer am 17.04.2016 um 0:24 Uhr

Für die mitlesende Öffentlichkeit: Eine Apotheke verdient brutto vor allen Kosten pro verschreibungspflichtigem Medikament einen Aufschlag von 3% auf den Einkaufspreis plus Fixaufschlag von 8,35 € minus Kassenrabatt von 1,77 €. Bei extrem teueren Präparaten, die dann 20000 € kosten , liegt der Rohertrag bei ungefähr 450 €. Eine Spanne, die jeden anderen Kaufmann milde lächeln läßt. Davon geht ab Kammernbeitrag von 0,12% plus Gebühren Rechenzentrum in ähnlicher Höhe, insgesamt rund 40 € umsatzabhängige Kosten. Die Apotheke trägt vom verbleibenden Ertrag das Retaxationsrisiko (Krankenkasse zahlt wegen Formfehler komplett gar nichts), muss den Gesamtbetrag vorfinanzieren und bestreitet alle anderen Kosten wie Lohn, Miete, Software, Ladenenrichtung etc. davon. Zum Vergleich: Der Finanzminister erhält bei diesem teuren Präparat Mehrwertsteuer in Höhe von rund 3300 €. Derzeit wird diskutiert, den Apothekenaufschlag zu deckeln. Es droht die Gefahr, dass angesichts des erheblichen Risikos der Apotheke und der umsatzabhängigen Kosten von 40 € hochpreisige Arzneimittel zum ähnlichen Verlustbringer wie Rezeptur und BTM für die Apotheke werden.

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AW: AW F. Ahlmeyer

von Heiko Barz am 18.04.2016 um 13:59 Uhr

Diese Rechnung, Herr Kollege, kennt jeder Praktikant im BWM, nur solange die Kuh noch Milch gibt, muß sie nicht geschlachtet werden. Wenn dann das Apothekerlein bis aufs Gerippe ausgequetscht wurde, dann setzen Politiker auf Ketten. ( Schlecker ) Die Politiker haben ja auch im Vergleich eine relativ kurze Halbwertzeit.
Es interessiert sie auch nicht, mit welchen Qualitätskernberufen sie herumhantieren bis zur nächsten Wahl.
Wir durchschreiten hier ein Jammertal. Es ist steinig, eng und stinkt!!

SPD will "endlich" höheres Apothekenhonorar

von Winfried Mühe am 15.04.2016 um 17:43 Uhr

Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Chancen und Risiken

von Kerstin Kemmritz am 15.04.2016 um 16:46 Uhr

Wie immer hat das Ding zwei Seiten. Wenn wir es schaffen, den unumstrittenen Anpassungsbedarf in vernünftiger(!) Höhe nachzuweisen und zu fordern und klar zu machen, dass Hochpreiservergütung weiterhin Teil einer Mischkalkulation für die GANZE Apotheke und nicht nur für Hochpreiser ist, dann haben wir auch schon ein Steinchen für das Gabriel-Gutachten gelegt. Schaffen wir das?

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AW: hmm

von Peter am 15.04.2016 um 17:27 Uhr

Ich würde das akzeptieren wenn Hochpreiser, nach Definition über 1200 Euro VK von jeglichem Retax ausgeschlossen würden, denn nur ein Glivec Retax in Höhe von 18 000 reicht aus um den Halbjahresgewinn der deutschen Durchschnittsapotheke aufzufressen. Ausserdem wird bei den Rechnungen immer vegessen die Überzugszinsen zu berücksichtigen, bei Glivec für 18K sind das immerhin +- 200€ im Monat!!!
Und Anpassungsbedarf, mindestens Meisterstunde, wie schon geschrieben, wie beim Handwerker in halbstündlicher Abrechnungstaktung.

AW: Wenn, dann...

von Christian Giese am 15.04.2016 um 17:42 Uhr

Wenn wir es schaffen, den .., dann....schaffen wir das!
Wenn, dann...
Sehr gut Frau Kemmritz!

AW: Nullsummenspiel

von Reinhard Rodiger am 15.04.2016 um 22:58 Uhr

Solange unser Präsident davon spricht, dass Einkaufsvorteile dazu da sind, an die Patienten oder Kassen weitergegeben zu werden, werden wir das Verständnis für ein lebenswertes Ergebnis nicht erreichen.(siehe Adhoc). Es muss klargemacht werden, dass eine Minimierung/Deckelung der 3% niemals durch eine wahrscheinlich einmalige geringfügige Erhöhung von Rezeptur/BtM kompensierbar ist.Es ist die bislang einzige der Marktentwicklung angepasste Grösse.Totale Entdynamisierung und standesvertretungsseitiger Verzicht auf kaufmännisches Grundverständnis. Das sieht schlimm aus.Das gilt besonders, da nirgends von Honorarerhöhung,sondern von Kompensierung die Rede ist.
Kein Verlust heisst keine Bezahlung für unbezahltes.
Das ist Parteienschaulaufen. Es sei denn, die Zusammenhänge werden erstmals plausibel- etwa der Presse-dargestellt. Da sehe ich etwas Hoffnung, denn da gibt es Kaufleute denen allerdings unser Präsident völliges Unverständnis und damit fehlende Notwendigkeit über solche
Inkompetenz zu berichten.

Meisterstunde

von Peter am 15.04.2016 um 16:38 Uhr

Ich möchte nicht höheres, sondern endlich ein angemessenes Honorar. So wie jeder Handwerker seine Meisterstunde mit +-60€ ohne Material in Rechnung stellt (welches er in der Regel auch nicht zum Einkaufspreis berechnet) so wäre dieser Betrag das Mindeste. Wenn nichts kommt sollte man mal langsam aber sicher über einen Mehrpreis für Rezepturen nachdenken. Und für die BTM Gebühr könnte man ohne Probleme herausfinden, wie hoch die Gebühr auf einem Amt für einen ähnlich aufwändigen Vorgang bestimmt wird. Schliesslich machen wir das ja im Auftrag für eine staatliche Stelle.

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AW: " Frau Dittmer "

von Heiko Barz am 15.04.2016 um 22:20 Uhr

Ich glaube nicht, das die "gute" Frau Dittmar hier die genügende Kompetenz besitzt ( Sie ist doch nur Vorgeschickte ), wenn der spiritus rector - das Fliegenkarlchen - dann seine Meinung zum Besten gibt.
Aus den Kommentaren der meisten Kollegen schwingt doch eher gesunde Skepsis. Man kennt die Seinen am Gang, um hier nichts Schlimmeres als Wortspiel anzuwenden.
Die hier gerade aufgezählten lächerlichen Brosamen, die für uns eigentlich Minimalstforderungen darstellen und seit langer und unreflektierter Zeit im Raum stehen, sollen uns " Wahlvolk " locken, um dann die nächsten Knüppel zwischen die um Berufsrechte kämpfenden und unfassbar schwach organisierten Apothekerbeine zu kloppen!!
Wenn Gabriel die Honoraranpassung eben gerade auf das Jahr 2018 verlegt hat, soll er dann diesem durchsichtigen Gesäusel einer politischen Randfigur Raum geben? Haben wir hier Märchenstunde?
Was gespielt wird ist offensichtlich und für unseren Berufstand mehr als unwürdig!

Honorarerhöhung

von Apotheke am Thiewall, Hameln H.Hofeditz am 15.04.2016 um 16:02 Uhr

Die Honorarerhöhung müsste jedes Jahr in allen Bereichen
der Arzneimittel prozentual erfolgen um noch einen ange-
messenen Gewinn zu erzielen.

H.Hofeditz

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Ehrenwert!

von Uwe Hansmann am 15.04.2016 um 15:52 Uhr

Es ehrt die SPD und Frau Dittmar, daß sie sich für uns einsetzt - ohne Frage.
Ich kann nur hoffen, daß sie sich mit der gleichen Vehemenz auch noch einmal intensiv mit der tatsächlichen Problematik für die Apotheken hinsichtlich der ausufernden Beschaffungs- und Vorfinanzierungskosten beschäftigt.
Es wird dann sicher genauso deutlich, warum ein Deckel in diesem Bereich letzendlich zu einer Honorarsenkung führen wird. Wenn ich die Ausführungen des Herrn Hennrich richtig deute, will man Honorarkürzungen durch Deckelung mithilfe der Steigerungen im RP. und BTM Bereich zumindest neutralisieren.

Das bedeutet doch im Umkehrschluß, daß man uns am Ende des Tages keinerlei Steigerung des Gesamthonorars zubilligen will!

Hierzu wäre eine klare Stellungnahme der SPD für meine und die Wahlentscheidung vieler kolleginnen und kollegen hilfreich!

Genossen, was habt Ihr mit uns vor??


Mit den besten Grüßen an die engagierte Politik.

Uwe Hansmann
Lilienthal bei Bremen

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Wir sind vor der nächsten Wahl !!!

von Veit Eck am 15.04.2016 um 15:45 Uhr

Die 3 Landtagswahlen haben die etablierten Parteien ganz schön aufgemischt - Seehofer und seine CSU wollen eine Rentenreform und die SPD will sich nun die Apotheker zum Freund machen.
Noch ca 18 Monate bis zur nächsten Bundestagswahl und die SPD ist den Umfragen nach bei 20% und noch gravierender eine große Koalition würde keine Kanzlermehrheit im neuen Bundestag erreichen.
Mit den Linken redet man nicht und die Grünen wollen zumindest die SPD numerisch nach % Punkten einholen..

Klar, dass man mit einer Charmeoffensive auf alle Gruppen zugehen muss, die Stimmen bringen oder anders formuliert - die abhängig Beschäftigten beispielsweise bei VW laufen scharenweise der SPD davon. Sie haben nicht vergessen, dass eine Koalition von amteurhaften Provinzpolitikern und den Nieten in Nadelstreifen im VW Vorstand nicht gut für sie war.

Quo vadis SPD ?

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Oi

von Christiane Patzelt am 15.04.2016 um 14:24 Uhr

Kann mich bitte jemand kneifen?

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AW: Ich will....

von Andreas John am 15.04.2016 um 16:47 Uhr

sie ja nicht enttäuschen. Aber solche Versprechen vor Wahlen hatten wir schon öfter. Und eine Verrechnungsmöglichkeit mit den Hochpreisern ist auch noch im Gespräch.
Also erstmal abwarten und nicht zu viel erwarten.

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