debatte ums Dispensierrecht

Leider blöd  

Stuttgart - 08.04.2016, 15:00 Uhr

(Foto: artfocus/ Fotolia)

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Ärzte sollen im Notdienst Arzneimittel abgeben dürfen. Das verbessere die Versorgung der Patienten. Das fordert ausgerechnet ein Apotheker, in einem ganzseitigen Artikel in der Ärzte Zeitung. Der Vorschlag ist Unfug, kommentiert Benjamin Wessinger.

Das Argument klingt gut: Wenn ein Patient außerhalb der üblichen Sprechstundenzeit den ärztlichen Bereitschaftsdienst aufsucht und ein Arzneimittel verschrieben bekommt, wäre es doch total praktisch, wenn er dieses gleich mitnehmen könnte. Nach geltendem Recht muss der Patient derzeit noch die diensthabende Apotheke aufsuchen. Diese muss aber mitnichten in der Nähe des diensthabenden Arztes liegen – „bei Nacht und in ländlichen Gebieten kann das umständlich und für den Patienten mitunter sogar unzumutbar sein“, schreibt der Apotheker Dr. Jochen Pfeifer, Velbert, in der Ärzte Zeitung vom 6. April. Sein Lösungsvorschlag: Ärzte im Notdienst sollten bestimmte Arzneimittel – Pfeifer führt Analgetika, Antiallergika, Antiarrhythmika, Antiasthmatika, Antibiotika, Antihypertensiva, Cortison, Diuretika, Kardiaka (Glyceroltrinitrat) und Psychopharmaka (Benzodiazepine) an – direkt an den Patienten abgeben dürfen. 

Apotheker keine Assistenten 

„Sachliche Gründe, an einem strengen Dispensierverbot für Humanmediziner“ festzuhalten, bestehen für Pfeifer nicht: „Honorar geht nicht verloren“, schreibt er (übrigens gleich als erstes Argument …), denn für die „anteilige Kostendeckung der für die Allgemeinheit erbrachten“ Dienstleistung Notdienst gebe es ja die Notdienstpauschale. Eine Gesetzesänderung sei nicht nötig, eine Änderung der Vereinbarung über den Sprechstundenbedarf reiche aus – und die Sorge, es könnte sich um den ersten Schritt zu einem allgemeinen ärztlichen Dispensierrecht, „etwa nach dem Schweizer Modell“, handeln, sei völlig unbegründet. Besser noch: Ein solches Modell sei eine Chance für die Apotheker, ihre „Stellung als Heilberuf zu stärken“. Denn heute sei der Apotheker „professionssoziologisch (…) immer noch nur ein Assistenzberuf des Arztes".

Mit Verlaub, Herr Dr. Pfeifer, aber das ist Unfug. Approbierte Apotheker sind mitnichten Gehilfen der Ärzte. Zu den Medizinischen Assistenzberufen (die sich heute lieber „Gesundheitsfachberufe“ nennen und zunehmend von der Assistentenrolle emanzipieren) gehören neben den pflegerischen Berufen beispielsweise Chirurgisch-technische Assistenten, Medizinische Fachangestellte und Notfallsanitäter - und übrigens auch die PTA. 

1400 Apotheken dienstbereit

Gerade beim Thema Notdienst gibt es keinerlei Grund, sich gegenüber den ärztlichen Kollegen „kleinzumachen“. Jeden Tag und jede Nacht – werktags wie am Wochenende, in den Schulferien und an Feiertagen – sind in Deutschland 1400 Apotheken dienstbereit. Der hausärztliche Bereitschaftsdienst dagegen wurde in vielen Gegenden zentralisiert und findet nur noch im Krankenhaus statt. Wenn die Wege wirklich zu lange sein sollten (wobei das bisher eigentlich nur die Senioren-Union findet) – woran mag das denn wohl liegen?

Strukturen hinterfragen, neue Ansätze denken, aus den üblichen Schienen ausbrechen – das alles ist wichtig, und vielleicht haben die Apotheker hier auch Nachholbedarf gegenüber anderen Branchen, die beispielsweise von der Globalisierung stärker gebeutelt sind. Aber auch unkonventionelle Gedanken sollten zu Ende gedacht werden. Die Jahrhunderte lang bewährte und gut begründete Trennung der „Geschwister“ Arzt und Apotheker aufzuweichen, in der vagen Hoffnung, im Gegenzug eine „Neustrukturierung der Tätigkeiten und Einkommensmöglichkeiten öffentlicher Apotheken“ zu erreichen – das kann doch nicht Ihr Ernst sein. 

Die pharmazeutische Betreuung der Patienten ist, wie der Name schon sagt, die Aufgabe der Apotheker. Um diese zu übernehmen, brauchen wir keine Zustimmung der Ärzte. Wenn wir wirklich wollen, sollten wir es machen. Der Vorschlag, uns die Erlaubnis der Ärzte ausgerechnet mit dem Dispensierrecht zu erkaufen, ist leider blöd. 


Dr. Benjamin Wessinger (wes), Apotheker / Herausgeber / Geschäftsführer
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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28 Kommentare

Durch aus mögliche Diskussionsgrundlage

von Thomas Bammert am 12.04.2016 um 13:54 Uhr

Vorab: Ich bin seid knapp 2 Monaten frisch approbierter Apotheker, habe noch keinen Notdienst selber gemacht, weiß also auch nicht wie es wirklich da so abläuft.

Ich muss aber auch sagen, das Herrn Pfeifers Idee, eine ist ie weiter gedacht werden kann.

Wo bei ich eher am System Notdienst an sich ansetzen würde. Wir können nicht ohne Ärzte, Ärzte nicht ohne Apotheker. Wieso müssen wir dann zwei so unterschiedliche Systeme nebeneinander laufen lassen. Können sich da die beiden Standesverbände der Heilberufe nicht etwas gemeinsames zusammenbauen.

Außerdem würde ich die "Dispensier-Liste" viel enger fassen und nur wirkliche Notfallmedikamente einschließen. Wo ist bei einen Diuretikum oder Antiarrhytmikum wirklich eine Notfallsituation gegeben, das der Arzt das direkt abgeben sollte. Der wirkliche Notfall in der Kategorie gehört doch direkt ins Krankenhaus.

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Kommentar Dr. Wessinger

von Andreas Macke am 08.04.2016 um 22:40 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Wessinger, als langjähriger Zeitschriftenverleger habe ich vollstes Verständnis für Ihren Kommentar. Ob man allerdings eine neue Idee als "blöd" bezeichnen sollte, nur um der eigenen Leserschaft Honig um den Mund zu schmieren, widerstrebt mir jedoch sehr. Und als Hauptargument lediglich ein Jahrhundert "bewährtes" System zu bennen, ist für mein journalistisches empfinden doch sagen wir mal-sehr dünn. Es erinnert mich an viele andere Branchen, die sich für die Einzigen hielten, bestimmte Tätigkeiten auszuführen- weil es ja immer schon so war. Die Stadtwerke waren so ein Beispiel. Neue Wege und Wettbewerb waren da auch nie gefragt. Vielleicht haben Sie sogar recht und die Idee ist blöd- zumindestens für den Apotheker, aber nicht für den Patienten. Das zeigen die Facebook-Kommentare. Aber das sind ja nicht Ihre Leser, sonst hätten Sie sich zumindestens innovativere Argumente überlegt. Ich kann den Sachverhalt sicherlich so schnell nicht überblicken, aber zumindestens die journalistische Sichtweise.

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AW: Weltfremd

von Stefan Haydn am 11.04.2016 um 16:37 Uhr

Sind Sie Apotheker? Machen Sie Notdienste?

Was für den Patienten bequem erscheint ist nicht unbedingt das Beste für ihn. Man kann auch sehen, wie wenig Einblick Patienten in die Vorgänge im Gesundheitswesen haben.

Meine langjährige Erfahrung im Notdienst verbietet mir auch nur über ein ärztliches Dispensierrecht nachzudenken, v.a. seit nicht mehr nur Internisten und Hausärzte den ärztlichen Notdienst verrichten.
Nicht umsonst rufen Ärzte im Notdienst in der Apotheke an, oder ich muß Rücksprache halten, da bestimmte Arzneimittel nicht verfügbar oder Dosierungen falsch sind.

Ich weiß nicht wie dies bei einer eingeschränkten ärztlichen Hausapotheke besser werden soll. Die ärztliche Aufklärung gerade im Bereich der Inhalationstherapie bei Asthma ist mehr als dürftig und so manche Empfehlung im Bereich Harnwegsinfekte ist eher kontraproduktiv.
Wer soll dies korrigieren?
Gott sei Dank fangen immer mehr Patienten an, von sich aus nachzufragen, da ihnen der Rat des Arztes "spanisch" vorkommt.

Außerdem zeigt die Schweiz sehr deutlich, daß der Mdikamentenverbrauch ansteigt, wenn der Arzt Arzneimittel selbst abgeben darf.
Und umsonst wird dies kein ärztlicher Kollege tun, auch wenn er die Arzneimittel über PC-Bedarf beziehen mag!

Das ist doch nur konsequent!

von Wolfgang Müller am 08.04.2016 um 13:18 Uhr

Mal nüchtern geblieben: Wer "Die Zukunft" des Apothekerberufs praktisch nur noch in der Kontrolle/Steuerung/Verbesserung der bisher ärztlichen Verschreibungs-Therapie sieht, darf sich nicht wundern: Wenn zum Schluss als Apotheker nur noch ein paar Pfeifers, Roses, Overwienings, (Schmidts?) mit ihren ärztlich fortgebildeten Mitarbeitern in MM/MTM/AMTS-Beratungskabinen übrigbleiben. Oder mit ihrem überlegenen Wissen als Consilieri gleich in MVZs, Glaeske´schen "Arzneitherapeutischen Zentren" oder bei den Krankenkassen anheuern.

Die schönen und lukrativen Läden für Arzneimittel und sonstige Gesundheitsprodukte schließen die Hausärzte dann in Erweiterung der Pfeifer´schen Offerte einfach an ihre Praxen an (ich darf dann als GF glücklicherweise weiter dabei sein ...). Denn klar, um genau das, was "Wir" (und das ist eben nicht nur Kollege Pfeifer und Co., sondern Massen in allen "Gremien"!) dekadent nicht mehr zu schätzen wissen, beneiden uns in Wirklichkeit die Ärzte ja schon immer: Eben Arzneimittel in einem Einzelhandels-Laden verkaufen zu dürfen!

Dank gilt vor Allem auch Ihnen, Kollege Wessinger; gerade auch weil Sie in diesem ganzem Jargon-Kontext der MTM-Truppe wohl bewusst wieder ganz bodennah Jargon-frei von "Pharmazeutischer Betreuung" gesprochen haben!

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AW: Richtig formuliert Herr Kollege!

von Ulrich Ströh am 08.04.2016 um 21:59 Uhr

Stimmt!

Dispensierrecht für Ärzte

von Dr. Anton Bär am 08.04.2016 um 12:42 Uhr

Sehr geehrter Herr Kollege Dr. Pfeifer,

wahrscheinlich haben Sie sich nicht in der Versorgung der vielen Flüchtlinge im vergangenen Jahr engagiert und die Abgabe von Arzneimitteln in der Notambulanz eines Auffanglagers beobachten können.
Hätten Sie das getan, dann wüssten Sie, warum Kaiser Friedrich II. um das Jahr 1240 den Apothekerberuf geschaffen hat.
Dispensieren von Arzneimitteln in Arztpraxen – ein "no go".

Wenn Sie den Apotheker aus heilberuflicher Sicht besser positionieren wollen, was ich sehr unterstütze, müssen Sie einen anderen Weg gehen, diesen jedenfalls nicht.

Mit kollegialen Grüßen
Dr. Anton Bär

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AW: Ihre Stellungnahme

von Dr. Jochen Pfeifer am 09.04.2016 um 11:22 Uhr

Sehr geehrter Herr Kollege Dr. Bär,

Ich bin selbst Mitglied bei Apotheker ohne Grenzen und bin sehr stolz darauf, wie hervorragend die Apotheker den Flüchtlingen hier helfen.

Ich respektiere sehr, dass viele Kollegen beim Dispensierrecht für Ärzte im Notfall eine andere Meinung haben. Aber ich möchte eben keine "Denkverbote" für Apotheker, sondern auch neue, vielleicht auch umstrittene Themen, zumindest diskutieren dürfen.

Mit kollegialen Grüßen
Jochen Pfeifer


Artikel Dr.Pfeifer

von Ilona Weiß am 08.04.2016 um 12:10 Uhr

Das können Apotheker/innen auch ohne gesonderte Ausbildung perfekt sich selbst kleinmachen oder mit Begeisterung ihren Berufskollegen in den Rücken fallen.Herzlichen Dank dass Sie mein tägliches Engagement für den Patienten so depektierlich behandeln!

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Nun ja

von Peter am 08.04.2016 um 10:42 Uhr

wir könnten mit den Ärzten ja einen Deal machen, sie dürfen im Notdienst dispensieren, wir dürfen dafür bei Chronikern RX ohne Rezept als selbst ausgestelltes Folgerezept beliefern. Was würde das dem Patienten Zeit und Stress ersparen wenn er anstatt jedes Quartal nur jedes halbe Jahr oder bei Erkrankungen wie Diabetes nur einmal im Jahr zum Arzt müsste? Den hba1c Test kann man auch schnell in der Apo veranlassen, wenn nicht sogar selber messen, alles gut, Insulin abgegeben bis zum nächsten Mal? Was würden da auch die Krankenkassen sparen und viele Ärzte die sich über das Honorar eine Kassenpatienten beschweren könnten ihren Betrieb optimieren für Akutfälle ohne stundenlanges warten und müssten den Kassenpatienten deutlich seltener ertragen. Ebenfalls würden die Kassen sparen, da sich die Honorarkosten für die Chroniker mindestens halbieren würden, in manchen Fällen sogar vierteln. Wenn man also sowas wie Dispensierrecht in den Raum wirft, bitte auch für uns und die Gesellschaft Vorteil bringende Punkte anführen. Denn genug Halbdenker haben wir schon in der Standesführung, ich erinnere da nur an Festschreibung des Zwangsrabatts wofür man eigentlich eine regelmäßige Anpassung des Honorares haben wollte, gell. Was kam? Festschreibung ja, aber die automatische Anpassung ist ein Forschungsobjekt geworden...

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Antrag zur Kammerversammlung

von Veit Eck am 08.04.2016 um 8:43 Uhr

Herr Dr. Pfeifer ist Mitglied in der Kammerversammlung der Apothekerkammer Nordrhein. Die gesamte Mehrheit dort vertritt mit Sicherheit eine völlig andere Meinung zum Dispensierrecht für Ärzte und ist der Auffassung, dass alleine die öffentliche Apotheke die ordnungsgemäße Versorgung mit Arzneimitteln auch im Notdienst gewährleisten kann und muss.

Hiermit werde ich über meine Fraktion -schweigende M.- zur nächsten Sitzung im Juni 2016 einen Antrag stellen, das die Meinung eines Mitgliedes der Kammerversammlung in der Ärzte Zeitung NICHT die Meinung der nordrheinischen Apothekerinnen und Apotheker repräsentiert!

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AW: Ihr Antrag

von Dr. Jochen Pfeifer am 09.04.2016 um 11:55 Uhr

Sehr geehrter Herr Kollege Eck,

Ich bin gerne bereit, auf Wunsch der Kammerversammlung öffentlich zu erklären, dass mein Artikel meine eigene persönliche Meinung darstellt, nicht die Meinung irgendeiner Fraktion widerspiegelt und daher auch nicht kammerpolitisch ausgenutzt werden sollte. Im gesamten Artikel der Ärztezeitung wurde niemals der Eindruck erweckt, dass ich als Mitglied der Kammerversammlung den Artikel geschrieben hätte.
Sie können gerne fachlich hierüber diskutieren, dies aber politisch ausnutzen zu wollen, ist nicht gerade hilfreich.

Mit freundlichen Grüßen
Jochen Pfeifer

"Pfeifer" mit 2 f

von Dr.med.Manneck am 08.04.2016 um 8:18 Uhr

Ist "Pfeifer" nur ein ein Pseudonym für "Böhmermann"? Aber wen bezeichnet der Volksmund so richtig als "Pfeife"?

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Kontraproduktiv

von Dr. Jochen Ebel am 08.04.2016 um 7:46 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Pfeifer,
sehr viele motivierte Kollegen versuchen täglich durch ihre kompetente Arbeit Positives für unseren Berufsstand zu erreichen. Es wäre wünschenswert, wenn Sie sich in Zukunft daran beteiligen würden.

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Kommentar

von Alexander Zeitler am 08.04.2016 um 4:32 Uhr

Dieser "Kollege"(?????) zeigt mal wieder überdeutlich, wo unsere Feinde sitzen. Letztendlich ist es immer einer von uns

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Der Patient ist oberste Instanz - wirklich?

von Jan Reuter am 07.04.2016 um 23:23 Uhr

Wenn wir Apotheker nicht nur die Pille danach, sondern das komplette Rx-Sortiment dann auch notfällig ohne Verordnung abgeben dürfen, weil kein Arzt in Reichweite scheint und das dann auch ein genauso renommierter Arzt wie unser ach so innovativer Kollege das in der DAZ veröffentlicht - das wäre sogar erlaubte Satire...

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Jetzt wäre ....

von gabriela aures am 07.04.2016 um 22:15 Uhr

...doch eine weitere wunderbare Gelegenheit für weitere hoch- und höchstrangige VertreterInnen unseres Standes hier mal öffentlich Tacheles zu reden !
Schließlich wurde der Artikel sehr prominent in der Ärztezeitung lanciert und ich erwarte da EINMAL Rückendeckung von unseren Oberen !
Vielen Dank an Dr. Weidemann und Herrn Ströh bisher als Mutige, die eben mal nicht schweigend alles hinnehmen.

Ansonsten: Augen auf bei der Berufswahl - als Tierarzt wär das nicht passiert .

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Populistisches Anbiedern als Ersatz....

von Reinhard Rodiger am 07.04.2016 um 21:49 Uhr

..für professionelle Transparenz zur wirklichen Zielsetzung?

Es ist doch kein Geheimnis, dass das Dispensierrecht ein Sehnsuchtsziel führender Ärztefunktionäre ist.Sich gerade hier anzubiedern, lässt andere Ziele ahnen.Sie haben jedenfalls nichts zu tun mit konstruktiver Haltung zum Beruf.Das gilt besonders, weil solches Vorgehen erkenntlich die absehbaren Folgen ausblendet.

Herr Dr.Pfeifer benutzt die gleiche Vorgehensweise wie Prof.Glaeske.Das ist Kleinreden und Schlechtmachen , um sich hervorzuheben. Gerade dieses Thema eignet sich auf subtile Weise.Es trifft an der falschen Stelle einen Nerv.

Dieser betrifft das Erzeugen schlechten Rufs..Dazu braucht es nur Reizpunkte, die eine gewollte Kaskade an Überlegungen freisetzen. In einer früheren Veröffentlichung in der Ärztezeitung mündete sie darin, den meisten Unfähigkeit zu attestieren. Das hier wirkt als Fortsetzung.

Die Erzeugung solcher Folgerungen ist berufsschädigend und gefährdet jede konstruktive Konzeptfindung.

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Nur weiter so !

von Ulrich Ströh am 07.04.2016 um 21:15 Uhr

Der ärgste Feind des Offizinapothekers ist meist ein kalkulierender Kollege...
Was Du auch tust,bedenke das Ende !

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Dispensierrecht für krumme Gedanken

von Andreas P. Schenkel am 07.04.2016 um 20:59 Uhr

Sachliche Gründe, dass Dr. Pfeifer an seiner Approbation festhält, bestehen nicht!

Ein Apotheker, der sich als Appendix des Arztes fühlt, entzündet sich an lodernden Verheißungen, alsbald als pseudomedizinischer Homunkulus quasipraktizieren zu dürfen. Und wird dann, unter großem Erstaunen und Wehgeschrei, ganz rasch konsequenterweise aus dem Gesundheitssystem herausoperiert. Den braucht ja schließlich keiner mehr, macht bloß Krawall.
Skalpell hilft schnell. Alter Chirurgenspruch.

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PZ 38/2014 , Artikel J. Pfeifer

von gabriela aures am 07.04.2016 um 20:44 Uhr

Im Mittelpunkt der evidenzbasierten Pharmazie stehen der Patient und seine Erwartungen an eine Therapie.

Wie bei einer Anamnese des Arztes steht am Anfang der evidenzbasierten Beratung zu OTC-Arzneimitteln die konkrete Frage nach den Zielen des Patienten; diese liefern die Ansätze für eine effiziente Recherche. EbPharm erfordert ein systematisches und gezieltes Vorgehen. Hierbei ist Primär- und Sekundärliteratur zu bevorzugen. Für viele Wirkstoffe aus dem OTC-Bereich gibt es solche Studien aber nicht oder nur eingeschränkt. Somit hat der Apotheker die Aufgabe, bei den vorhandenen Studien insbesondere die interne (Glaubwürdigkeit der Ergebnisse) und die externe Validität (klinische Relevanz) zu überprüfen .

Und jetzt behaupten, es fehlt ein eigenständiger heilberuflicher Tätigkeitsbereich ?

Machen Sie mal lieber der ABDA/BAK Druck, was für die Evidenzbasierte Selbstmedikation zu tun, statt ihre Kollegenschaft zu diffamieren !

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Was wir können und was wir nicht tun sollten

von Dr. Detlef Weidemann am 07.04.2016 um 20:03 Uhr

Sehr geehrter Herr Kollege Dr. Pfeifer,

als „alter“ Apotheker habe ich noch Latein gehabt. Da gibt es den Satz „Quidquid agas prudenter age et respice finem“. Zu deutsch: Was immer du tust, handele klug und bedenke das Ende. Kennen Sie diesen Satz nicht?

Glauben Sie ernsthaft, wir würden neue Handlungsfelder, besonders Kompetenz-bezogene, dadurch erhalten, dass wir auf einen Bereich verzichten, in dem gerade häufig eine Kombination von Verantwortung und Fachkompetenz (in Rücksprache mit dem Arzt) gefordert ist, wenn sich dessen rezeptierte Therapievorstellungen im Notdienst nicht ad hoc umsetzen lassen?

Was mich aber besonders ärgert sind drei andere Dinge: Sie schreiben „Sachliche Gründe, an einem strengen Dispensierverbot für Humanmediziner festzuhalten, bestehen also nicht, insbesondere nicht für eng definierte Notfallsituationen“. Einem routinierten Autor wie Ihnen ist das Wort „insbesondere“ sicher nicht unterlaufen. In Ihrem Artikel beziehen Sie sich zwar vordergründig nur auf den Notdienst. Welche Grenzen wollen Sie aber in Wahrheit einreißen?

Zum zweiten: In derselben Ausgabe der ÄrzteZeitung erschien auch ein Artikel zum Thema Arznei-Informationen der Ärzte. Er berichtet über eine Studie von DocCheck Research, dass Ärzte unabhängige Pharmainformationen recht wenig nutzen. Der erste Satz dieses Artikel in der Ärzte(!)-Zeitung lautete: „Industrie-gesponserte Fortbildungsveranstaltungen sind für Ärzte die wichtigste Informationsquelle über Arzneimittel“. Ist dies das Umfeld, in dem Sie auf unsere Fachkompetenz verzichten wollen?

Zum dritten: Sie sind Mitglied der Kammerversammlung Nordrhein. Warum haben Sie Ihre „revolutionären“ Ideen nicht erst dort vorgetragen? Um zum Anfang zurück zu kommen. Ich habe meinen Beruf so erlernt, dass er auf Kollegialität ausgelegt ist. Sie nicht?

Dr. Detlef Weidemann
Wiesbaden

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Berufsschädigende Aussagen..

von Christiane Patzelt am 07.04.2016 um 19:57 Uhr

..eines Kollegen, der sich auch noch damit verteidigt, dass es ja bitte keine Denkverbote geben soll!! Ich denke mal ganz verbotenerweise Herr Pfeiffer, Sie und Herr Glaeske sind große Brandleger im Berufswesen der Apotheker. Warum Sie die Apotheker lieber ganz unten sehen und keine hohe Meinung von Ihrem eigenen Beruf haben, es bleibt mir schleierhaft.
Bitte wechseln Sie doch endlich Ihren Beruf, bitte machen Sie ein Medizinstudium oder gehen nach Lummerland und fahren dort die Wilde 13 aber hören Sie doch auf, ständig auf uns rumzutrampeln! Wir haben Ihnen nichts getan, Ihre "neuartige" Denke ist riesen Mist, ist amerikanischer Bullshit, Sie haben etwas trump-eskes an sich, das nur schwer auszuhalten ist!!
Wenn Sie bewundert werden wollen, seien Sie den Ärzten begleitend!! ein wundervoller Apotheker mit großem Herz und Empathie den Erkrankten gegenüber!
Mit Ihrem Vorschlag nehmen Sie jedem Patienten die Chance, arzneilich gut therapiert zu werden - denn zur Arzneitherapie gehören immer Arzt und Apotheker!! Auch im Notdienst!! Gerade im Notdienst!!Denn da muß auch der Gynäkologe Kinder therapieren, oder der Internist Mittelohrentzündungen behandeln!
Vielleicht machen Sie aber auch gar keine Notdienste mehr selber, Kollege Pfeiffer. Dann ist alles klar, dann fehlt Ihnen einfach die Erfahrung...oder Sie lieben die Vorstellung von "badboy" - dann sollten Sie zum Fernsehen, wie Ihr Kollege, der hält sich ja auch nicht ewig und braucht vielleicht mal Nachwuchs. ..traurig..

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Notfallverordnung / Versorgung

von Uwe Hansmann am 07.04.2016 um 19:11 Uhr

Sitze gerade im Notdienstzimmer und lese die Ausführungen von Jochen Pfeiffer.

Die Gedanken in dieser unserer Republik sind zum Glück frei und ein jeder kann sich seine Meinung bilden.

Professionssoziologisch, lieber Kollege Pfeiffer, ist es doch wohl seit dem Edikt von Salerno in der Tat so, wie es Kollege Dr.Wessiner richtig beschrieben hat. Verstehe gar nicht, wieso Sie einen solchen Kotau resp. Bückling vor den ärztlichen Kollegen vollziehen.

In einer Sache gebe ich Ihnen recht. Wir sollten angesichts der Möglichkeiten der digitalen Welt unseren Dienst beweglicher verrichten können.
Warum kann man uns denn nicht für die Auslieferung eines Medikamentes im Notdienst via Dienst-PKW eine gleiche Vergütung wie den Ärzten zubilligen und dafür sorgen, daß Patienten sich zunächst via zentraler Notrufnummern melden müssen?
Erreichbar wären wir auch während dieser Auslieferungszeit selbstverständlich genauso, wie es die ärztlichen Kollegen auch sind. Auf dem Lande wäre das sicher kein Problem. In stärker frequentierten städtischen Strukturen lassen sich dafür bestimmt auch weitere, flexiblere Formen finden.


Mit besten Grüßen aus dem Notdienst im nassen Dreieck.

Uwe Hansmann

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nicht ganz so grosser Unsinn

von Dr. Jochen Pfeifer am 07.04.2016 um 18:54 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Wessinger,

Wie Sie sich denken können, stimme ich Ihrem Kommentar nicht zu. Aber wir sollten das hier nicht bei Kommentaren unter DAZ online abhandeln- ich bin gerne bereit, in einem Leserbrief für die DAZ meine Position zu erläutern, gerade im Hinblick auf Ihren Kommentar.

Es haben schon einige Apotheker mir zugestimmt, vor allem junge Kollegen. Diese haben zu Recht gesagt, dass die Ärzte den Sprechstundenbedarf sowieso von einer öffentlichen Apotheke erhalten.

Nur eine Sache zum Assistenzberuf: Sie haben mich insoweit nicht ganz korrekt zitiert. Professionssoziologisch vertrete ich mit meiner Auffassung die herrschende Meinung. Dem Apotheker fehlt bei der Abgabe von Rx Arzneimitteln das sog. "social object", über das er arztunabhängig die Kontrolle ausübt. Bei OTC Arzneimitteln hat er dieses beispielsweise. Lesen Sie hierzu zB die Literaturangaben in meinem Buch.

Mir ist bewusst, dass die offizielle Apothekerschaft und wohl auch die Mehrzahl der Kolleginnen und Kollegen mir hierbei nicht zustimmen werden- aber dennoch sollte man dieses Thema diskutieren. Immer nur den status quo beibehalten zu wollen, ist nicht hilfreich.

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AW: Originalzitat

von gabriela aures am 07.04.2016 um 19:14 Uhr

Mit neuartigen Konzepten, etwa rund um die Klinische Pharmazie und die Pharmazeutische Betreuung, liegen auch erste Bemühungen um eine Verankerung arzneimittelbezogener Betreuungsleistungen im Berufsbild selbstständiger Apotheker vor.

Gegenwärtig ist der Apotheker professionssoziologisch allerdings immer noch nur ein Assistenzberuf des Arztes bei der Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneimittel, da ihm ein eigenständiger heilberuflicher Tätigkeitsbereich fehlt, für den er alleinverantwortlich und nicht vom Arzt abhängig ist.

Kollege Pfeifer,

Sie wollen also den Ärzten im Notdienst das Dispensierrecht einräumen und meinen, im Gegenzug könnten die Apotheker
a)als " Pharmazeutische Betreuer " gesehen, akzeptiert werden
b) bleibt immer noch die Tatsache, daß die Ärzte die Therapie festlegen - durch das Ausstellen eines Rezeptes.

Wo ändert sich da der Status oder wo erlangen die Apotheker da ein schärferes Profil ?

Bereits heute intervenieren die ApothekerInnen, wenn im RX- Bereich was schiefläuft.
Das müssen wir uns nicht unterwürfig mit " Dispensierrecht" erkaufen, das müßte nur mal endlich von der Standesvertretung mit breitem Kreuz gesagt werden.
Und zur gewünschten Augenhöhe führt solche Anbiederung sicher nicht .
Ich empfinde das als Dolchstoß.....aber das dürfte Sie nicht überraschen

Und...

von gabriela aures am 07.04.2016 um 18:54 Uhr

...natürlich auch von mir herzlichen Dank an Dr. Wessinger !

Wobei es die Laune nicht gerade hebt ....;-)

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Gegenrede zum komplett gelesenen Artikel

von gabriela aures am 07.04.2016 um 18:29 Uhr

"...Sachliche Gründe, an einem strengen Dispensierverbot für Humanmediziner festzuhalten, bestehen also nicht, insbesondere nicht für eng definierte Notfallsituationen.

(1.) Damit aber ginge nicht nur kein Terrainverlust für die Apotheker einher, sondern im Gegenteil auch eine Chance, seine Stellung als Heilberufler zu stärken: Apotheker müssen in der ambulanten Versorgung ebenso wie im stationären Umfeld eine evidenzbasierte Versorgung der Patienten mit Arzneimitteln sicherstellen können....

(2.)Gegenwärtig ist der Apotheker professionssoziologisch allerdings immer noch nur ein Assistenzberuf des Arztes bei der Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneimittel, da ihm ein eigenständiger heilberuflicher Tätigkeitsbereich fehlt, für den er alleinverantwortlich und nicht vom Arzt abhängig ist....

(3.)Apotheker sollten ein ärztliches Dispensierrecht im Notdienst auch als Chance sehen, eine Neustrukturierung der Tätigkeiten und Einkommensmöglichkeiten öffentlicher Apotheken mit dem Ziel anzugehen, zu einer mit den Ärzten arbeitsteilig organisierten pharmazeutischen Betreuung der Patienten zu gelangen."

So schreibt der Dr. Pfeifer.

1. Können wir im Notdienst die Beratung weglassen ?
Oder sind wir im Notdienst nicht zur ordnungsgemäßen Versorgung verpflichtet ? Hab' ich was verpaßt ?

2. Wenn die Ärzte im Notdienst dispensieren dürften, würde das also unser Ansehen , bzw. unsere Kompetenz steigern ?
Aha....
Eigentlich sehe ich die Chancen genau andersrum- ähnlich wie in der Schweiz und Österreich sollten WIR das Recht bekommen, im Notdienst/Notfall ( sprich außerhalb der üblichen und üppigen Praxisöffnungszeiten ) die Patienten versorgen zu dürfen.
(Im letzten Notdienst kam der Anruf vom heimfahrenden (!) Notdienstarzt, der die Patientin NICHT gesehen hat, ich solle Cotrim forte gegen ihre Blasenentzündung abgeben. Das hätte ich ihr auch sagen können, als sie ca. 30 Minuten vorher bei mir in der Bude anrief und ein Antibiotikum wollte. Ich DARF halt nicht. Oder das Rezept aus der Notfallpraxis :
"Budesonid Easyhaler. Dos:Bei Bedarf " . Da mußte ich allerdings der Ärztin widersprechen....Aber "Salbutamol" sei ihr nicht geläufig....)

3. Wie und warum sollte das ärztliche Dispensierrecht UNS neue Tätigkeitsfelder und Einkommensmöglichkeiten bringen ?
Vielmehr wird die Ärzteschaft darauf hinweisen, daß sie ganz offensichtlich durchaus (fachlich und logistisch) in der Lage ist, die Patienten (nicht nur nächtens) genauso sicher und gut, aber viel bequemer zu vesorgen als die Apothekerschaft.
Ich sehe hier keine Verhandlungsvorteile oder Beweggründe, warum das gerade Dispensierrecht die Ärzte von einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe oder
arbeitsteilig organisierten pharmazeutischen Betreuung der Patienten mit den Apotheken überzeugen könnte.
Das spricht vielmehr dagegen oder hat mit unserer Kompetenz nichts zu tun.
Oder sollen wir auf Fehler der Ärzte in der Notdienstversorgung warten , um uns dann als Retter zu präsentieren ?
Meint er es am Ende gar so - ohoh, das wäre aber böse !
Außerdem: welcher Notdienstarzt ist denn die ganze Zeit 24 Stunden in den Praxisräumen anzutreffen ?
Nach 22.00 Uhr gehen die nach Hause, dann übernimmt sowieso das Krankenhaus.
Da sind die Notdienstapotheker wieder gut genug, qualifiziert genug und einfach DA, oder wie ?
Oder ist unsere fachliche Qualifikation neuerdings nicht nur von entsprechenden High-End-Zusatzqualifikationen, sondern auch von der Uhrzeit abhängig ?

Vielleicht aber studiert Dr. Pfeifer einfach gerade Medizin und will in der Zukunft einfach beides machen dürfen, was ihm als schlichter Pharm.D. halt wegen den dummen deutschen Gesetzen immer noch verwehrt ist ?

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Danke!

von Dr. Christian Meisen am 07.04.2016 um 18:27 Uhr

Sehr geehrter Herr Kollege Wessinger,
Haben Sie Dank für diesen wichtigen und treffenden Kommentar!
Beste Grüße
Christian Meisen

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