Milliardenübernahme geplatzt

Pfizer sagt Allergan-Deal ab

New York - 06.04.2016, 12:56 Uhr

Geplatzte Übernahme: Die US-Regierung hatte die Bedingungen für die geplante Fusion von Pfizer und Allergan verschärft. (Foto: dpa / picture alliance)

Geplatzte Übernahme: Die US-Regierung hatte die Bedingungen für die geplante Fusion von Pfizer und Allergan verschärft. (Foto: dpa / picture alliance)


Der US-Pharmariese Pfizer sagt die geplante Übernahme des irischen Augenmittel -und Botox-Herstellers Allergan ab. Grund ist die jüngste Verschärfung der US-Steuergesetzgebung. 

Damit hätte vor ein paar Wochen sicher niemand gerechnet: Pfizer hat am Mittwoch die lange geplante Übernahme von Allergan abgesagt. Die Entscheidung hätten beide Unternehmen im gegenseitigen Einvernehmen getroffen, teilte der US-Konzern mit. Es sollte mit einem Volumen von 160 Milliarden US-Dollar die bisher größte Übernahme in der Pharmabranche sein. Pfizer zahlt Allergan angesichts des Rückzugs 150 Millionen US-Dollar. 

Allergan sollte Steuervorteile bringen

Die bisher größte Übernahme in der Pharmabranche scheiterte letztlich wegen einer Verschärfung der US-Steuergesetzgebung vor dem Aus. Über das Ende der geplanten Allergan-Übernahme war bereits am Dienstag heftig spekuliert worden, nachdem die US-Regierung die Steuergesetze bei Fusionen von Unternehmen verschärft hatte. Für Pfizer waren Steuervorteile ein zentraler Grund für den möglichen Zusammenschluss. Der Viagra-Hersteller und Allergan hatten ihre Pläne im November angekündigt und den Wert der Transaktion mit 160 Milliarden Dollar angegeben.

Börsenwert bricht ein

Nach der Verschärfung der Steuergesetzgebung am Wochenbeginn hatten beide Unternehmen erklärt, die Auswirkungen auf ihren Fall prüfen zu wollen. Zu den aktuellen Berichten wollten sie sich zunächst nicht äußern. Pfizer hatte in der Vergangenheit strategische Gründe für die Übernahme genannt.

Der Börsenwert von Allergan, dem kleineren der beiden Unternehmen, brach am Dienstag bereits um 15 Prozent auf rund 93 Milliarden Dollar (82 Mrd Euro) ein. Der Kurs fiel damit auf den tiefsten Stand seit Ende 2014 - damit war die ganze Übernahme-Euphorie aus dem vergangenen Jahr wieder verflogen. Seit dem Hoch im Sommer ist der Börsenwert somit um 30 Prozent gesunken. Der Börsenwert von Pfizer war am Dienstag um zwei Prozent auf 194 Milliarden Dollar angezogen.

US-Regierung schließt Schlupfloch

Die neue Regelung des US-Finanzministeriums bezieht sich vor allem auf Unternehmen, die in den vergangenen 36 Monaten in Übernahmeaktivitäten involviert waren. Das ist bei Allergan der Fall. Um ein Unternehmen zu übernehmen und sich an dessen offiziellen Sitz melden zu dürften, muss der Fusionskandidat wenigstens ein Viertel der Größe des Übernehmenden haben. Wenn ein Unternehmen - so wie Allergan - nur durch Zukäufe in den vergangenen drei Jahren auf diese entscheidende Größe heranwuchs, zählt das nach der neuen Regelung nicht mit.

Der Pfizer-Allergan-Deal hatte seit der Ankündigung im November Kritik sowohl vonseiten der Demokraten als auch der Republikaner auf sich gezogen. Hintergrund ist, dass in den vergangenen Jahren die Zahl der Unternehmen gestiegen ist, die durch die Übernahme eines kleineren ausländischen Unternehmens ihren Sitz außerhalb der USA verlegten und damit Steuern sparten. Seit 1982 waren es 53, 22 davon seit 2012. Hart arbeitende Amerikaner fühlten sich dadurch betrogen, hatte US-Präsident Barack Obama am Dienstag gesagt.


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