Selbsttest Wechseljahre

Nichts gewonnen

Stuttgart - 06.04.2016, 14:30 Uhr

Hitzewallungen können ein Anzeichen für die Menopause sein. Ein Selbsttest soll Bestätigung bringen. (Foto: roboriginal / Fotolia)

Hitzewallungen können ein Anzeichen für die Menopause sein. Ein Selbsttest soll Bestätigung bringen. (Foto: roboriginal / Fotolia)


Unregelmäßige Regelblutungen, Hitzewallungen – angesichts dieser Symptome stellen sich  Frauen ab Mitte 40 oft die Frage, ob sie vielleicht schon in den Wechseljahren sind. Selbsttests, die in Apotheken oder im Internet vertrieben werden, sollen Antwort liefern. Aber sind sie wirklich hilfreich?

Stada Menopause, MenoQuick, OneStep Menopause – unter diesen Namen werden Tests vertrieben, mit denen sich feststellen lassen soll, ob die Menopause bereits eingesetzt hat. Und zwar bequem zu Hause mit einem Urintest. Gemessen wird dabei das Follikelstimulierende Hormon (FSH). Es wird über die Nieren ausgeschieden und ist im Urin messbar.  

Erhöhte FSH-Spiegel können ein Hinweis darauf sein, dass die Menopause begonnen hat. Auf diese Weise soll der Menopause-Test nach Angaben von Stada „Frauen im Alter ab 45 Jahren erste Anhaltspunkte geben, ob körperliche Beschwerden wie Hitzewallungen oder Zyklusunregelmäßigkeiten womöglich auf den Beginn der Wechseljahre zurückzuführen sind.“ 

Was sagt der FSH-Spiegel aus?

Doch welchen praktischen Nutzen hat das Ergebnis? Das haben sich die Medizinredakteure des Magazins „Gute Pille, schlechte Pillen“ (GPSP) gefragt. Denn das Einzige, was sich mit den Tests in etwa neun von zehn Fällen richtig feststellen lässt, ist, ob der FSH-Spiegel über einem gewissen Grenzwert liegt oder nicht.

So sei der Wert, ab dem ein Test positiv ausfällt, zwar charakteristisch für die späte Phase der Wechseljahre, heißt es bei GPSP.  Er sei aber nachträglich aus Untersuchungen abgeleitet. Ob sich damit die Menopause auch vorhersagen ließe, sei laut GPSP bislang nicht belegt.

Die amerikanische Aufsichtsbehörde FDA schreibt zum Thema auf einer Infoseite: „Es handelt sich um qualitative Tests, mit denen sich feststellen lässt, ob ein erhöhter FSH-Spiegel vorliegt, nicht aber, ob man definitiv in der Menopause oder der Perimenopause ist.“

Neben Wechseljahren können erhöhte FSH-Spiegel auch andere Ursachen haben. Faktoren, die das Testergebnis beeinflussen können, sind beispielsweise:

  • vorübergehende Schwankungen der FSH-Produktion oder Ausscheidung
  • wie viel vor dem Test  getrunken wird
  • ob der erste Morgenurin verwendet wird 
  • hormonelle Verhütungsmittel.

Laut Packungsbeilage des Stada-Tests soll bei einem positiven Ergebnis nach fünf bis sieben Tagen ein zweiter Test durchgeführt werden, um etwaige Schwankungen zu berücksichtigen. Fallen beide positiv aus, soll sich die Anwenderin an ihren Gynäkologen wenden. Ist der erste Test negativ, soll er 40 bis 60 Tage später wiederholt werden oder gleich der Frauenarzt aufgesucht werden. 

Information nützt nichts

So liefere ein derartiger Test keine Informationen, die der Anwenderin nützen. Zu diesem Schluss kommt GPSP. Er erspart keinen Arztbesuch. Die Kosten von – je nach Test – acht bis 20 Euro müssen selbst bezahlt werden. Darüber hinaus fragen sich die Redakteure, warum Frauen „schwarz auf weiß“ einen Nachweis dafür bräuchten, dass die Wechseljahre begonnen haben. Das spürten sie auch so - und ob Beschwerden behandelt werden, hinge nicht von einem Test, sondern von der persönlichen Situation ab.

Ein positiver Test könne sogar ungeahnte Folgen haben, warnt GPSP. Möglicherweise  kommen Frauen dadurch zu dem Fehlschluss, sie könnten nicht mehr schwanger werden und müssten folglich nicht mehr verhüten. So sei in den Wechseljahren eine Schwangerschaft zwar unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, heißt es. Auch die FDA warnt auf ihrer Infoseite explizit davor, Verhütungsmittel abzusetzen.

GPSP rät daher, sich bei typischen Wechseljahrs-, aber auch bei unklaren Beschwerden an den Gynäkologen zu wenden. Das Geld für den Test aber, könne Frau sich sparen.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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2 Kommentare

FSH-Urintests/Feststellung der Menopause

von Ursula D. am 29.10.2019 um 11:57 Uhr

Das sehe ich ähnlich. Man sollte wissen, ob man in den Wechseljahren ist oder nicht. Es gibt Krankheiten, die ähnliche Symptome wie die Wechseljahre zeigen. Etwa Nachtschweiß und Schlafstörungen bei einigen Krebserkrankungen. Also kann die reine Abklärung nur nach Symptomen auch ihre Tücken haben.

Ärzte haben einen Wirtschaftlichkeitsbonus, wenn sie bei Laboruntersuchungen UNTER einem gewissen Betrag bleiben. Daher bleiben Laboruntersuchungen oft aus oder werden als IGel abgerechnet. Oder das Bestimmen des Hormonstatus wird abhängig davon gemacht, dass man nachher auch eine Hormonersatztherapie beginnt. Denn so ein Bluttest ist sehr teuer und auch nur eine Momentaufnahme und in der Folge nicht zu 100% zuverlässig. Man kann dabei einen normalen Zyklus erwischen, obwohl während der anderen Zyklen Probleme auftraten.
Also spricht rein gar nichts dagegen, Tests selbst durchzuführen, auch wenn diese nicht 100% zuverlässig sind.

Eine zuverlässige Alternative - vorausgesetzt es bestehen nicht schon schlimme Durchschlafstörungen - ist es, MEHRERE Monate lang jeden Morgen die Basaltemperatur zu messen.
Wie das geht, steht hier beschrieben.
https://www.navigator-medizin.de/wechseljahre/die-wichtigsten-fragen-und-antworten-zu-wechseljahre/grundlagen/375-woran-kann-ich-selber-feststellen-ob-ich-in-die-wechseljahre-komme.html

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Menoquick

von Petra Ohnheiser-Maier am 15.11.2017 um 9:17 Uhr

Hallo, ich finde es schon wichtig für mich zu wissen ob die Wechseljahre beginnen, ob ich dann Hormone nehmen möchte steht in einem anderen Licht. Es gib auch Beschwerden die einem leichter zu ertragen sind wenn die Ursache in Anführungszeichen nur die Wechseljahre sind

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