Frühe Nutzenbewertung

IQWiG sieht beträchtlichen Zusatznutzen für Sacubitril/Valsartan

Stuttgart - 03.04.2016, 11:00 Uhr

Entresto gilt als die neue Wunderwaffe bei Herzinsuffizienz. (Foto: Novartis)

Entresto gilt als die neue Wunderwaffe bei Herzinsuffizienz. (Foto: Novartis)


Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat seine Nutzenbewertung für die Fixkombination aus Sacubitril und Valsartan (Entresto) veröffentlicht. Bei dem Arzneimittel gegen Herzinsuffizienz gebe es einen Hinweis auf einen beträchtlichen Zusatznutzen, so das IQWiG.

Die Fixkombination aus Sacubitril und Valsartan (Entresto®) ist seit November 2015 bei symptomatischer, chronischer Herzinsuffizienz mit eingeschränkter Ejektionsfraktion zugelassen. In seinem zur Nutzenbewertung eingereichten Dossier zog der Hersteller Daten aus einer randomisierten kontrollierten Studie heran. Diese verglich Sacubitril/Valsartan direkt mit Enalapril, jeweils kombiniert mit einem Betablocker. Aufgrund der großen Überlegenheit der Kombi wurde die Studie vorzeitig abgebrochen.

So traten kardiovaskulär bedingte Todesfälle unter Sacubitril/Valsartan deutlich seltener auf. Das wirkte sich auch positiv auf die Gesamtsterblichkeit aus. Auch bei der Häufigkeit von Krankenhauseinweisungen aufgrund der Herzschwäche aus war die Fixkombination zumindest bei niedrigerem Schweregrad (NYHA-Klasse I und II) im Vorteil. Bei den Daten zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität konnte sie ebenfalls punkten

In der Gesamtschau positiv

Der einzige Endpunkt, bei dem die Ergebnisse für die neue Fixkombination ungünstiger ausfallen als für Enalapril, ist Hypotonie. Diese zählt aber nicht zu den schweren Nebenwirkungen. Für Endpunkte wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Nierenversagen gab es keinen Unterschied zwischen den Studienarmen.

Insgesamt kommt das IQWiG zu dem Schluss, dass die positiven Effekte auf die Sterblichkeit, die Notwendigkeit von Klinikaufenthalten wegen Herzschwäche sowie die Lebensqualität überwiegen und nicht durch Nebenwirkungen infrage gestellt werden. Daher lässt sich nach Ansicht des IQWiG aus den Daten ein Hinweis auf einen beträchtlichen Zusatznutzen ableiten. Die abschließende Entscheidung über den Zusatznutzen trifft der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) im Juni 2016.

Sacubitril

Sacubitril blockiert das Enzym Neprilysin, das für den Abbau von natriuretischen Peptiden (ANP und BNP) verantwortlich ist. ANP und BNP stellen Gegenspieler zum vasokonstriktorisch wirkenden Angiotensin II dar. Unter anderem senken sie das Plasmavolumen durch eine erhöhte Diurese und Natriurese. Blockiert man das abbauende Enzym, führen erhöhte ANP- und BNP-Spiegel zu einer Senkung der Vor- und Nachlast sowie zu einer Steigerung des Herzzeitvolumens. Sacubitril wird als fixe Kombination mit Valsartan bei symptomatischer, chronischer Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion eingesetzt.

Handelsname: Entresto® (fixe Kombination mit Valsartan)

Novartis: Patientenrelevante Vorteile wurden anerkannt

Hersteller Novartis äußerte sich in einer Pressemeldung. Man freue sich, dass das IQWiG die patientenrelevanten Vorteile von Entresto® anerkennt, heißt es. Die dem IQWiG vorgelegten Daten hätten eindrucksvoll gezeigt, dass es im Vergleich zur bisherigen Standardtherapie ACE-Hemmer das Mortalitätsrisiko sowie die Zahl der Krankenhauseinweisungen aufgrund von Herzinsuffizienz signifikant reduziert und den Patienten ein längeres Leben bei gleichzeitig besserer Lebensqualität ermöglicht, heißt es in einer Pressemeldung. Entresto gelte als Durchbruch in der Therapie der chronischen Herzinsuffizienz.

Entresto® soll bereits von Novartis-CEO Joe Jimenez vor der Zulassung als Multi-Blockbuster bezeichnet worden sein, so das Onlineportal „International Business Times“. Die Firma erwarte fünf Milliarden US-Dollar Jahresumsatz.

Aussagekräftige Studien seien möglich

Die Zulassungsstudie zu Sacubitril/Valsartan zeige, dass auch bei chronischen Erkrankungen große und aussagekräftige Studien sehr wohl machbar seien, kommentierte Thomas Kaiser, Leiter des IQWiG-Ressorts Arzneimittelbewertung die Dossierbewertung. Die Hersteller müssten es nur wollen.

Er bezog sich damit auf Kritik am AMNOG-Verfahren, die es in letzter Zeit gegeben hatte. Nach Ansicht der Kritiker begünstige es Wirkstoffe für schwere Erkrankungen mit einer kurzen Lebenserwartung, wie etwa Krebs im fortgeschrittenen Stadium. Denn nur dort sei es möglich, in überschaubarer Zeit belastbare Studiendaten zu liefern und damit einen Zusatznutzen zu belegen.

Valsartan

Valsartan gehört zur Gruppe der AT1-Antagonisten. Ebenso wie ACE-Hemmer, Aldosteron-Antagonisten und der Renin-Inhibitor Aliskiren zählt die Substanz zu den Inhibitoren des Renin-Angiotensin-System (RAS). Durch selektive Blockade des AT1-Rezeptors hebt Valsartan die physiologischen Effekte von Angiotensin II – starke Vasokonstriktion und eine erhöhte Aldosteron-Ausschüttung – auf. Die blutdrucksenkende Wirkung von Valsartan beruht also auf einer Vasodilatation sowie einer erhöhten Wasser- und Natriumausscheidung. Allerdings kommt es auch zu einer erhöhten Kaliumretention. Valsartan wird allein oder in fixer oder freier Kombination mit anderen Substanzen zur Behandlung von Bluthochdruck und Herzinsuffizienz sowie zur Sekundärprophylaxe nach einem Herzinfarkt eingesetzt.

Handelsnamen (Beispiele): Diovan® und Generika (in Kombination mit anderen Substanzen: Entresto®, Exforge®, Exforge® HCT, Codiovan®, Cordinate®, Cotareg®, Dafiro®, Provas® comp.)


jb / DAZ.online
redaktion@daz.online


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