Stiftung Warentest

Aflatoxine in Nuss-Nougat-Cremes nachgewiesen

Stuttgart - 23.03.2016, 16:05 Uhr

Getrübter Genuss: Lediglich fünf der getesteten Nuss-Nougat-Cremes waren frei von nachweisbaren Aflatoxinen. (Bild: Africa Studio / Fotolia)

Getrübter Genuss: Lediglich fünf der getesteten Nuss-Nougat-Cremes waren frei von nachweisbaren Aflatoxinen. (Bild: Africa Studio / Fotolia)


Einige Nuss-Nougat-Cremes enthalten krebserregende Aflatoxine. Das berichtet Stiftung Warentest. Sie gelangen über pflanzliche Inhaltsstoffe, in diesem Fall Haselnüsse, in Lebensmittel. Aber nicht nur dorthin – auch in der Apotheke spielen sie als Verunreinigungen eine Rolle.

Aflatoxine sind von den Schimmelpilzarten Aspergillus flavus und Aspergillus parasiticus gebildete Gifte (Mykotoxine). Die Schimmelpilze kommen zum Beispiel in der Erde, in verrottender Vegetation oder in Heu und Getreide vor. Sie befallen pflanzliche Produkte und Lebensmittel. Bevorzugt siedeln sie sich dabei auf ölhaltigen und stärkehaltigen Samen, verschiedenen Nussarten, Pistazien, Mandeln, Feigen, Kokos, Obst, Getreide, Reis, Mais und Soja an.

Kontaminiertes Passionsblumenkraut

Erst im Sommer 2014 hatte es zahlreiche Rückrufe von Passionsblumen-haltigen Arzneitees und Phytopharmaka aufgrund von Aflatoxinen gegeben. Auch bei Drogen der Traditionellen Chinesischen Medizin können Aflatoxine ein Problem darstellen.

Das Europäische Arzneibuch legt für pflanzliche Drogen allgemein einen Grenzwert von 4µg/kg Gesamtaflatoxin fest. Für Aflatoxin B1, das von den bekannten Aflatoxinen als das schädlichste gilt, liegt die Obergrenze bei 2µg/kg Droge.

16 von 21 Nuss-Nougat-Cremes belastet

In seiner Aprilausgabe berichtet jetzt das Verbraucher-Magazin Stiftung Warentest, dass in 16 von 21 getesteten Nuss-Nougat-Cremes Aflatoxine nachgewiesen wurden. Die aktuellen EU-Grenzwerte halten aber alle ein. Grundsätzlich ließen sich Alflatoxine in Nüssen schwer vermeiden, heißt es im Testbericht. Bereits in der Vergangenheit hatten die Verbraucherschützer sie etwa in Studentenfutter (09/2014) oder Nussschokolade (12/2013) nachgewiesen.

Stiftung Warentest zeigt sich von dem Ergebnis dennoch überrascht. Denn es hätten – vorausgesetzt die Aflatoxine stammen nur aus Haselnüssen – immerhin sieben der befallenen Produkte noch vor einigen Jahren gar nicht verkauft werden dürfen. Damals wurde, um den internationalen Handel zu erleichtern, nämlich eine Ausnahme beim EU-Grenzwert für Lebensmittel geschaffen. Der liegt eigentlich bei 4 µg/kg Aflatoxine, seit der Neuregelung dürfen bestimmte Nüsse, darunter verzehrfertige Haselnüsse, bis zu 10 µg/kg enthalten.

Die aktuellen erhöhten Aflatoxin-Gehalte in den Nuss-Nougat-Cremes könnten nach Ansicht von Stiftung Warentest saisonal bedingt sein. Aufgrund der schlechten Haselnussernte im Jahr 2014 im Hauptanbauland Türkei sei möglicherweise mehr Ware schlechterer Qualität in den Handel gekommen, heißt es im Testbericht.

Neben dem Testsieger Nutella waren noch vier weitere Produkte frei von nachweisbaren Aflatoxinen, nämlich die Hausmarken von Real, Kaufland und Aldi Nord, sowie die Bio-Nuss-Nougat-Creme Bionella.

Warum sind Aflatoxine gefährlich?

Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zählen Aflatoxine zu den stärksten in der Natur vorkommenden Giften. Sie sind akut hepatotoxisch und wirken schon in geringer Konzentration und vor allem bei wiederholter Aufnahme karzinogen. Folgende Mechanismen werden zugrunde gelegt:  

  • Die akute Toxizität beruht wahrscheinlich auf der Hemmung der RNA-Polymerase, wodurch die Synthese verschiedener Enzyme des Kohlenhydrat- und Lipidstoffwechsels unterbleibt. Außerdem wird der Elektronentransport in den Mitochondrien auf der Ebene der Cytochromoxidasen gehemmt. 
  • Die Aflatoxine und ihre Metaboliten, die 2,3-Epoxide, greifen die DNA an, indem sie sowohl kovalent als auch nicht-kovalent an die Guaninbausteine binden. Aus dieser Alkylierungsreaktion resultieren die Mutagenität und Kanzerogenität.

Da Aflatoxine hitzestabil sind, werden sie beim Kochen oder Backen nur zu einem geringen Teil zerstört. Sie können mit der Nahrung oder mit belasteter Luft aufgenommen werden.


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