Gesellschaft für Dermopharmazie

Viele neue Optionen für die Haut

Berlin - 18.03.2016, 12:33 Uhr

Um neue Therapien bei Hauterkrankungen informierte die DG auch Apotheker. (Foto: Kaspars Grinvalds / Fotolia)

Um neue Therapien bei Hauterkrankungen informierte die DG auch Apotheker. (Foto: Kaspars Grinvalds / Fotolia)


Drei Tage spannendes und vielfältiges Kongressprogramm zu vielfältigen Themen rund um die Haut bot die Gesellschaft für Dermopharmazie bei ihrer 20. Jahrestagung vom 14. bis 16. März in Berlin. 

Etwa 140 Apotheker, Dermatologen und andere Interessierte informierten sich bei der Jahrestagung der Gesellschaft für Dermopharmazie (GD) über neueste Entwicklungen zu Arzneimitteln für die Haut und tauschten sich in Fachgruppensymposien aus. Dabei trafen wieder Besucher aus Offizin, Krankenhaus, ärztlicher Praxis, Industrie, von Universitäten und aus verschiedensten Dienstleistungsunternehmen zusammen. So vielfältig wie die Teilnehmer waren die Themen.

Sphingolipide gegen Psoriasis

Das wissenschaftliche Hauptprogramm wurde mit der Hans-Christian-Korting-Gedächtnisvorlesung eröffnet, die an den verstorbenen ehemaligen stellvertretenden GD-Vorsitzenden erinnert. Prof. Dr. Burkhard Kleuser, Potsdam, referierte zur Bedeutung von Sphingolipiden für die Barrierefunktion der Epidermis. Demnach ist Sphingosin-1-phosphat der wichtigste Signalgeber für die Differenzierung von Keratinozyten. Lokal angewendetes Sphingosin-1-phosphat könnte zu einer Option für die Therapie entzündlicher Hauterkrankungen werden. Erste Phase-2-Studien bei Psoriasis und atopischer Dermatitis finden bereits statt.

Haut als Interface zur Umwelt

In einem Symposium über die Haut als „Interface“ des Körpers zur Umwelt beschrieb Prof. Dr. Jean Krutmann, Düsseldorf, die komplexe Rolle des Arylhydrocarbon-Rezeptors (AhR) in der Haut. Eine gewisse Aktivität dieses Rezeptors ist offenbar für die Barrierefunktion der Haut notwendig. Doch bei einer Hemmung des AhR gingen UV-geschädigte Keratinozyten verstärkt in die Apoptose und dies stelle einen Schutz vor den Folgen der UV-Strahlung dar, erklärte Krutmann. Der AhR könnte auch zu einem Target für den Schutz der Haut vor polyaromatischen Hydrocarbonen aus Dieselruß werden. Ein topischer AhR-Antagonist sei bereits als kosmetischer Inhaltsstoff zugelassen. Ziel sei ein Körperpflegemittel zum Schutz vor Luftverschmutzung. Die bisher mit diesem Anspruch angebotenen Produkte hätten dagegen nur unspezifische Mechanismen wie die Reinigung oder die Verbesserung der Barrierefuktion.

 Die aus der Arzneistoffmetabolisierung bekannten Cytochrom-P450-Enzyme sind auch in der Haut mit sehr vielen Isoenzymen vertreten. Damit spielen sie eine große Rolle bei der Entstehung von Kontaktsensibilisierungen, erklärte Prof. Dr. Hans F. Merk, Aachen. Viele niedermolekulare kontaktsensibilisierende Substanzen sind Prohaptene, die erst durch die Metabolisierung in der Haut zu Haptenen werden. Diese binden dann Proteine und können immunologische Reaktionen auslösen. So dürfte die Präsenz vieler selektiver Cytochrom-P450-Isoenzyme in der Haut erklären, dass tausende Substanzen zu Kontaktallergien der Haut führen können, aber nur etwa 80 Substanzen als Auslöser von allergischem Asthma bekannt sind.

In seinem Vortrag über Neuropeptide als Vermittler von Umwelteffekten in der Haut berichtete Prof. Dr. Thomas Luger, Münster, insbesondere über Antagonisten des NK-1-Rezeptors. Die Blockade dieses Rezeptors kann den Effekt der Substanz P als Mediator für Entzündung und Juckreiz hemmen. Daher sind NK-1-Rezeptor-Antagonisten viel versprechende Kandidaten für neue spezifische Arzneistoffe gegen Juckreiz. Aus dieser Substanzklasse ist bisher Aprepitant gegen Emesis bei Chemotherapie im Handel. Aprepitant wird ebenso wie verwandte NK-1-Rezeptor-Antagonisten in Studien zum Juckreiz getestet.  

Hoffnung beim Pruritus

Darum ging es auch in einem gemeinsamen Symposium der GD-Fachgruppen Dermatotherapie und Magistralrezepturen zum chronischen Pruritus. Dieser ist definiert als Juckreiz, der über mindestens sechs Wochen anhält. Neben der Therapie der Grunderkrankung erfordere der Pruritus selbst eine komplexe Therapie, erklärte Prof. Dr. Martin Metz, Berlin.

Eine Maßnahme allein führe meist nicht zum Ziel. Hauttrockenheit, Hautirritionen und individuelle Trigger sollten vermieden werden. Die Patienten sollten milde Waschsyndets und rückfettende Produkte für die Basispflege nutzen. Die meisten Patienten benötigen eine symptomatische Therapie, aber keiner der in Leitlinien genannten systemisch wirkenden Arzneistoffe ist für diese Anwendung zugelassen. Daher würden die Studien mit Serlopitant und anderen NK-1-Rezeptor-Antagonisten mit Spannung erwartet. Solange klare Empfehlungen zur systemischen Therapie fehlen, ist die topische Behandlung mit Basistherapeutika zur Stabilisierung der Barrierefunktion umso wichtiger. 


Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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