Valeant

Ein Pharma-Star beginnt zu sinken

Laval, Quebec - 17.03.2016, 12:06 Uhr

Mit Lifestyle-Mitteln wie der ersten Sexpille für die Frau war Valeant lange der Liebling an der Börse. Jetzt ist die Aktie des kanadischen Herstellers um 40 Prozent gefallen. (Foto: dpa)

Mit Lifestyle-Mitteln wie der ersten Sexpille für die Frau war Valeant lange der Liebling an der Börse. Jetzt ist die Aktie des kanadischen Herstellers um 40 Prozent gefallen. (Foto: dpa)


Der kanadische Pharmakonzern Valeant Pharmaceuticals International, bekannt durch seine aggressive Preispolitik, hat Umsatzprognosen drastisch nach unten korrigiert. Der Abwärtstrend überrascht kaum, wie ein Blick in die jüngste Firmengeschichte zeigt.

Unmittelbar nach der US-Marktzulassung von Flibanserin (Addyi®), der pharmazeutisch umstrittenen „Lustpille“ für Frauen, hatte Valeant den Hersteller Sprout Pharmaceuticals für rund eine Milliarde US-Dollar (890 Millionen Euro) übernommen. Valeant erwartete mit der „rosa Pille“ einträgliche Geschäfte und rechnete bald mit warmem Geldregen. Doch es kam anders. 

Prognosen korrigiert

J. Michael Pearson, CEO von Valeant, räumte letzten Dienstag ein: „Unser Geschäft läuft nicht auf allen Zylindern. Aber wir bemühen uns darum, alles wieder in die Spur zu bringen.“ Gleichzeitig veröffentlichte er neue Zahlen zur Umsatzerwartung für das laufende Geschäftsjahr. Pearson senkte die Erwartungen um zwölf Prozent und hält sogar Zahlungsausfälle für denkbar. Die Börse reagierte umgehend mit Einbrüchen von 39 Prozent. Einige Hedgefondsmanager melden Milliardenverluste. „Für Investoren ist es das Beste, keine Aktien von Valeant zu haben“, warnt David Maris, Analyst bei Wells Fargo. Trotz dieser Hiobsbotschaften war der Weg nach unten abzusehen. 

Aggressive Übernahmen

Valeant ist wegen seiner Praktiken schon lange im Fokus des US-Senats und des Justizministeriums. In regelrechten Übernahmeschlachten schluckt der Konzern Konkurrenten und erhöht danach die Preise von Arzneimitteln. Hillary Clinton, Präsidentschaftskandidatin der Demokratischen Partei, sprach im Wahlkampf von „räuberischen Praktiken“ und „ungerechtfertigten Preisen“. Beispielsweise habe sich der Preis eines Migränepräparats von 3.000 Dollar (2014) auf mehr als 14.000 Dollar (2015) erhöht. Alternativ werden kleine Hersteller mit interessanten Wirkstoffen aufgekauft, Stichwort Flibanserin. Nicht immer lief alles nach Plan: In 2014 schluckte Actavis den Botox-Hersteller Allergan für rund 66 Milliarden Dollar – und Valeant zog trotz größter Bemühungen den Kürzeren.

Damit nicht genug: Andrew Left, Analyst und Investor bei Citron Research, sprach Ende 2015 gegenüber dem Wall Street Journal von Unsauberkeiten bei den Bilanzen von Valeant. Als Verdachtsmomente nennt er intransparente Informationen, aber auch umstrittene Absatzwege. Über Versandapotheken soll der Kauf teurer, hauseigener Präparate bei Ärzten und Patienten gesteuert werden. Auch von Scheinumsätzen bei Apotheken war die Rede. Valeant bestritt alle Vorwürfe – harte Fakten konnte Left nicht auf den Tisch legen. Trotzdem verlor die Aktie 40 Prozent ihres Wertes, und der Handel wurde kurzzeitig ausgesetzt. 


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1 Kommentar

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von michael peters am 19.03.2016 um 16:05 Uhr

Diese Probleme sind nicht neu und halten schon lange an, und nicht nur bei dieser Firma , ist es so,daß dem Profitinteressen alles geopfert wird und selbst die Mindestanforderungen an das gewöhnliche Geschäftsleben nicht mehr erfüllt werden,die Reaktionen der Geschäftsleitungen solcher Unternehmen sind dann nicht eine Rückkehr zu Anstand und Gesetzestreue´, sondern eine weltweite Kürzung alles Budgets , besonders der Personalbudgets , sprich jeder wird "auf den Prüfstand" gestellt und solchen Situationen werden dann auch mal schnell hunderte Mitarbeiter gekündigt..ist ja egal ...Hauptsache meine Vorstandposten ist noch sicher!!

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