Doping-Fall Scharapowa

Fit wie ein Turnschuh – dank Meldonium

Stuttgart - 08.03.2016, 14:10 Uhr

Maria Scharapova 2015 beim Match gegen Wozniacki bei den  Mutua Madrid Open  (Foto: Geisler-Fotopress / Picture alliance)

Maria Scharapova 2015 beim Match gegen Wozniacki bei den Mutua Madrid Open (Foto: Geisler-Fotopress / Picture alliance)


Tennisstar Maria Scharapowa ist bei den Australien Open bei einer Dopingkontrolle positiv getestet worden. Nachgewiesen wurde das Herzmittel Meldonium. Wie wirkt das Arzneimittel eigentlich, das in Deutschland und den USA nicht zugelassen ist?

Die Russin Maria Scharapowa gilt als eine der besten Tennisspielerinnen der Welt. Ab zwölften März ist die derzeit Weltranglisten-Siebte jetzt aber erstmal gesperrt. Sie wurde im Januar bei den Australien-Open positiv auf die verbotene Substanz Meldonium getestet. Das hat die Tennisspielerin gestern bekannt gegeben.

Sie will eine Änderung in den Doping-Regularien der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) übersehen haben, berichtet die Süddeutsche Zeitung (SZ). Das Mittel nehme sie bereits seit zehn Jahren ein – gegen Grippe und andere Krankheiten, heißt es weiter. Bisher war das erlaubt. Seit 1. Januar 2016 steht Meldonium aber auf der Liste der verbotenen Substanzen der WADA. Ein Hinweisschreiben der WADA habe Scharapowa nicht beachtet, heißt es in der SZ. 

Mehr Ausdauer und eine schnellere Rehabilitation

Meldonium wird in Russland und in baltischen Staaten unter dem Handelsnamen Mildronate in Form von Kapseln und Ampullen vertrieben. In Deutschland und den USA, wo Scharapowa lebt, ist das Präparat nicht zugelassen. Die Substanz soll durchblutungsfördernd und kardioprotektiv wirken. Daher wird sie unter anderem bei Angina pectoris, nach Herzinfarkt, bei Herzinsuffizienz aber auch bei anderen Durchblutungsstörungen eingesetzt. Bei Gesunden soll Meldonium zu gesteigerter Ausdauer und schnellerer Rehabilitation nach Belastungen führen.

Meldonium ist ein Strukturanalogon zu γ-Butyrobetain und blockiert unter anderem die Oxidation von Fettsäuren. Einer kürzlich erschienenen Übersichtsarbeit zufolge wirkt es vermutlich über Inhibition verschiedener Enzyme, die für die Carnitin-Biosynthese verantwortlich sind. L- Carnitin ist an der Fettsäure-Oxydation beteiligt. Dadurch scheint es zu Anpassungen im zellulären Energiehaushalt zu kommen. Außerdem scheint Meldonium blutzuckersenkende Effekte zu haben.

Foto: Mildronate / Wikipedia

Meldonium

Verstärkter Missbrauch

Meldonium stand bereits in den letzten Jahren unter Beobachtung der WADA. 2014 konnte ein verstärkter Missbrauch in verschiedenen Sportarten festgestellt werden. Laut einer vom WDR präsentierten Studie aus dem Jahr 2015 sollen 724 von 4316 russischen Doping-Proben die Substanz Meldonium enthalten haben – also fast jede sechste.

Man gehe davon aus, heißt es bei der Dopinginfo der Deutschen Sporthochschule Köln, „dass Athleten auf die Substanz zurückgreifen, um mögliche Effekte hinsichtlich verbesserter Durchblutung und physischer Ausdauer auszunutzen.“  Weil Meldonium vor allem aus nicht-medizinischen Gründen zur Leistungssteigerung eingesetzt wurde, hat die WADA die Substanz zum 1. Januar 2016 verboten. Meldonium gehört zur Gruppe S4 Hormone und metabolische Modulatoren.

Wie lang Scharapowa gesperrt wird, ist noch unklar. Doping-Experten rechnen mit einer Sperre von mindestens zwei Jahren.


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