Qualitätsmängel bei Johanniskraut

Lieferengpass bei Laif

Stuttgart - 07.03.2016, 17:45 Uhr

Niedriger Wirkstoffgehalt beim Rohstoff sorgt für Lieferengpässe bei Laif. (Foto: emer / Fotolia)

Niedriger Wirkstoffgehalt beim Rohstoff sorgt für Lieferengpässe bei Laif. (Foto: emer / Fotolia)


Bayer kann sein pflanzliches Antidepressivum Laif nur eingeschränkt liefern. Als Grund gibt der Hersteller Probleme bei der Rohstoffqualität an.

Laif® 900 mit dem Wirkstoff Johanneskraut-Trockenextrakt ist zur Behandlung von leichten bis mittelschweren depressiven Episoden zugelassen. Als verschreibungspflichtiges Arzneimittel ist es zulasten der GKV verordnungsfähig. 2008 hatte ein Cochrane-Review den als Arzneimittel zugelassenen wässrig-alkoholischen Johanniskrautextrakten bescheinigt, dass sie ebenso gut wirken wie synthetische Antidepressiva. 2009 hatte das pflanzliche Antidepressivum den Sprung in die S3 Leitlinie / nationale Versorgungsleitlinie zur unipolaren Depression geschafft.Die Stammpflanze Hypericum perforatum ist die „Arzneipflanze des Jahres 2015".

Zu wenig Wirkstoff im Rohstoff

Derzeit ist Laif® 900 allerdings nur eingeschränkt lieferbar. Der Wirkstoffgehalt des eingekauften Johanniskrauts soll nicht ausreichend hoch sein. Eine entsprechende Meldung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom Samstag wurde von Bayer gegenüber DAZ.online bestätigt. Da es sich bei Laif® 900 um ein pflanzliches Produkt handle, sei die Qualität des Arzneimittels maßgeblich von dem natürlichen Rohstoff Johanniskraut abhängig, aus dem das Arzneimittel gewonnen wird, erklärt Bayer. Die Beschaffenheit eines solchen Rohstoffs könne schwanken. Man habe aber den Anspruch den Verwendern ein Arzneimittel zur Verfügung zu stellen, das allen Ansprüchen in Punkto Wirksamkeit, Verträglichkeit und Qualität entspricht, so Bayer.

Auch die verschreibungsfreien Varianten Laif® 900 Balance und Laif® 612 sind von den Lieferproblemen betroffen, das ergaben Anfragen bei mehreren Großhändlern (siehe auch Bild). Wenn überhaupt, sind maximal Restbestände verfügbar. Bayer arbeitet laut eigener Aussage mit Hochdruck daran, bald wieder vollständig lieferfähig zu sein. Ein Zeitpunkt steht allerdings noch nicht fest. 

Alternativen in der Apotheke

In der Apotheke stehen verschiedene Alternativen zur Verfügung. Mit Neuroplant® (enthält 600 mg Extrakt), Texx® Rp 300 und Jarsin® Rx 300 mg auch solche, die auf Kassenrezept verordnet werden können. Laut Arzneiverordnungsreport war Laif® 900 im Jahr 2014 mit 30 Millionen Tagesdosen das meist verordnete Johanniskraut-Präparat. Danach folgen  Neuroplant® mit 2,4 Millionen Dosen und Jarsin® mit knapp 0,9 Millionen Dosen.

Apotheker Jan Reuter aus Walldürn berichtet, dass Laif® 900 bei seinen Großhändlern seit Wochen nicht lieferbar sei. Er habe betroffene Patienten nach Rücksprache mit den Ärzten auf eineinhalb Tabletten Neuroplant 600 umgestellt. Probleme habe es dabei keine gegeben. Hersteller Schwabe gibt an, uneingeschränkt lieferfähig zu sein.

Grundsätzlich sind für die Austauschbarkeit von Phytopharmaka andere Kriterien zu berücksichtigen als bei synthetisch hergestellten Wirkstoffen. So spielen beispielsweise Herstellverfahren und Auszugsmittel eine Rolle.


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2 Kommentare

Laif 900

von Annegret Buschmann am 11.10.2016 um 11:12 Uhr

Ich bekomme Laif 900 seit nunmehr 20 Jahren, mußte jetzt wegen Lieferprobleme auf Neuroplant 600 umstellen. Man kann diese Tablette nicht teilen, also bin ich schlecht eingestellt mit 600 mg.

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Bei Steigerwald gab es keine Probleme

von Stavenhagen-Neumann am 07.03.2016 um 23:55 Uhr

Kaum hat Bayer die Produkte von Steigerwald übernommen, klappt nichts mehr. Ich kann mich nicht erinnern, dass es bei Steigerwald jemals Lieferprobleme bei Laif gegeben hätte.
Es ist nicht selten ein Nachteil, wenn die Kleinen von den Großen geschluckt werden.

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