Umstrittener Unkrautvernichter

EU-Staaten uneins über Glyphosat

Brüssel - 08.03.2016, 07:30 Uhr

Die EU diskutiert derzeit die weitere Zulassung von Glyphosat. (Foto: oticki/Fotolia)

Die EU diskutiert derzeit die weitere Zulassung von Glyphosat. (Foto: oticki/Fotolia)


Das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat erhitzt die Gemüter. Stellt das Pflanzenschutzmittel eine Gefahr dar für den Menschen oder nicht? Die EU-Mitgliedsländer streiten aktuell über die weitere Zulassung.

Die Neuzulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat in der Europäischen Union steht auf der Kippe. Bei einem Treffen nationaler Experten am Montag in Brüssel kam nach Angaben von EU-Diplomaten nicht die nötige Mehrheit zustande, am Dienstag sollte weiter beraten werden. Mehrere Staaten haben noch nicht über ihre Position entschieden, war zu hören. Möglicherweise wird die Entscheidung vertagt. Glyphosat steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Die aktuelle Genehmigung des Mittels läuft noch bis Ende Juni.

Auch die Bundesregierung hat sich bisher nicht festgelegt. Die Abstimmung der Ressorts laufe noch, sagte eine Sprecherin des Bundeslandwirtschaftsministeriums in Berlin. Grundsätzlich sollte sich aus Sicht von Minister Christian Schmidt (CSU) die Politik nicht an die Stelle der Wissenschaft stellen, die keine unvertretbaren Risiken festgestellt habe. Schmidt prüfe aber, ob es bei diesem Pflanzenschutzmittel „für Profis“ Einschränkungen für den privaten Gebrauch geben könnte.

Sind neue Untersuchungen nötig?

Mindestens vier Staaten wollten dem Vorschlag der EU-Kommission in seiner augenblicklichen Form nicht zustimmen, wie Diplomaten bestätigten. Die Brüsseler Behörde hat eine Neuzulassung bis zum Jahr 2031 vorgeschlagen. Schweden, Italien, Frankreich und die Niederlande waren am Montag nicht oder noch nicht zum Ja bereit. In den Niederlanden hatte das Parlament sich für ein Glyphosat-Verbot ausgesprochen. Der zuständige Staatssekretär Martijn van Dam sicherte daraufhin zu, die Regierung wolle auf eine Vertagung der Entscheidung drängen. Es seien weitere Untersuchungen nötig um zu klären, ob das Mittel krebserregend sei. Auch Schweden will zusätzliche Klärung.

Zwölf der 28 EU-Staaten sind nach Angaben von Diplomaten für die Neuzulassung. Einige Hauptstädte wollen sich demnach bei einer Abstimmung enthalten. Von den vier Skeptikern abgesehen sei der Rest unentschieden oder nehme eine unklare Haltung ein, hieß es.

Umstritten ist, ob Glyphosat krebserregend ist

Ob Glyphosat eine Gefahr für den Menschen darstellt, ist umstritten. Die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheits organisation WHO (IARC) hatte das Mittel vergangenen Sommer als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. Im November kam die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) hingegen zum Schluss, der Wirkstoff berge vermutlich keine Krebs-Bedrohung für den Menschen. Das entspricht der Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Menschen kommen mit dem Herbizid über Lebensmittel, Trinkwasser oder etwa die Arbeit in der Landwirtschaft in Kontakt.

In den vergangenen Tagen wurden zwei Studien veröffentlicht, nach denen Rückstände von Glyphosat im Bier sowie im Urin gefunden wurden. Experten zeigten sich über die Ergebnisse nicht überrascht, da Spuren zu erwarten und ungefährlich seien


dpa / DAZ.online
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