Deutscher Krebskongress 2016

Die 4 Ps der modernen Krebsmedizin  

Berlin - 25.02.2016, 11:50 Uhr

Der Deutsche Krebskongress findet vom 24. bis 27. Februar in Berlin statt. (Foto: CityCube Berlin / Screenshot DKK 2016 / Montage DAZ)

Der Deutsche Krebskongress findet vom 24. bis 27. Februar in Berlin statt. (Foto: CityCube Berlin / Screenshot DKK 2016 / Montage DAZ)


Vom 24. bis 27. Februar findet in Berlin der 32. Deutsche Krebskongress (DKK) statt. Die beiden Symposien der Arbeitsgemeinschaft Onkologische Pharmazie (OPH) am Eröffnungstag stießen bei den Fachbesuchern auf großes Interesse.

Der größte und älteste Fachkongress zur Krebsdiagnostik und Krebstherapie in Deutschland, der erstmalig 1951 ausgerichtet wurde, findet alle zwei Jahre statt. Seit 2014 sind die Deutsche Krebsgesellschaft und die Deutsche Krebshilfe gleichberechtigte Ausrichter der Veranstaltung. Sie steht immer unter einem besonderen Motto – in diesem Jahr lautet es: „Krebsmedizin heute: präventiv, personalisiert, präzise und partizipativ“. Dieses Motto ist angelehnt an den Begriff der P4-Medizin, den der er amerikanische Biologe Leroy Hood geprägt hat. Wie die Kongresspräsidentin, Frau Prof. Dr. Angelika Eggert, anlässlich der Kongresseröffnung erläuterte, stehen diese vier Ps für eine Reihe von Paradigmenwechseln in der Onkologie, die gerade stattfinden bzw. bevorstehen.

Präventiv, personalisiert, präzise und partizipativ 

So habe die Krebsprävention eine größere Bedeutung als noch vor Jahren. Dies bedeute aber auch, dass sowohl die Verantwortung jedes Einzelnen als auch der Politik zunehmen.

Der Begriff personalisierte Krebsmedizin stehe für die Möglichkeiten, Patienten heute mit Medikamenten behandeln zu können, die genau auf das genetische Profil ihrer Tumorzellen zugeschnitten sind. Ein Beispiel dafür sind die BRAF-mutierten Melanome, die mit BRAF- oder MEK- Inhibitoren therapiert werden können.

Die Präzisionsmedizin beschreibe die aktuellen Entwicklungen in der Strahlentherapie, wie die Protonentherapie undie Schwerionentherapie, aber auch neue chirurgische Techniken wie die fluoreszenzgestützte Mikrochirurgie, erläuterte Eggert.

Der Begriff partizipativ schließlich stehe dafür, dass der Stellenwert der Patientenorientierung und der Patientenbeteiligung in der Onkologie deutlich zugenommen hat. 

Screenshot DAZ

Der DKK fürs Smartphone: über die App lassen sich die Sessions kommentieren

Interaktionen in der Tumortherapie 

Die Pharmazie wird in der Deutschen Krebsgesellschaft durch die Arbeitsgemeinschaft Onkologische Pharmazie (OPH) vertreten, die wiederum eng mit der
Deutschen Gesellschaft für Onkologische Pharmazie (DGOP e.V.) kooperiert. Gleich am Eröffnungstag des DKK veranstaltete die Arbeitsgemeinschaft zwei interessante Veranstaltungen mit namhaften Referenten. 

So stellte Prof. Dr. Christoph Ritter, Pharmazie Greifwald, in der Session „Interaktionen von Krebstherapeutika“ Ergebnisse vor, die im Rahmen des „Kompetenznetzes Komplemetärmedizin in der Onkologie" (KOKON) gewonnen wurden. Im Rahmen dieser Forschungen entwickelte man einen Algorithmus, mit dessen Hilfe pharmakokinetische Wechselwirkungen zwischen Phytopharmaka und Krebstherapeutika bewertet werden können. Dass es Risiken für Wechselwirkungen zwischen pflanzlichen Inhaltsstoffen und Antitumorwirkstoffen gibt war zwar bereits bekannt, jedoch standen bisher noch keine Hilfsmittel zur systematischen und transparenten Bewertung dieser Risiken zur Verfügung, erläuterte Ritter.

Apotheker als Begleiter der oralen Krebstherapie 

In der Session „Orale Krebstherapie – Chancen und Risiken" verwies Dr. Dorothee Dartsch, Hamburg, darauf, dass zwischen 2011 und 2014 die Verordnungszahlen bei oralen Krebstherapeutika um elf Prozent angestiegen sind. Eine orale Therapie habe jedoch neben zahlreichen Vorteilen auch Risiken, betonte Dartsch. Zu den Vorteilen zählen die Verringerung der Praxis- und Klinikaufenthalte, der Wegfall zentraler oder peripherer Zugänge für die Applikation sowie infusionsbedingter Nebenwirkungen. Nachteile sind jedoch mangelnde Adhärenz, Einnahmefehler, oder Komorbiditäten, die die kontinuierlich
Anwendung der oralen Therapeutika erschweren können. Die Apotheker sollten daher die Möglichkeit, Patienten bei ihrer oralen Therapie intensiv zu begleiten, rege nutzen.


Dr. Claudia Bruhn, Apothekerin / Autorin DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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