Hochpreiser

Wird der dreiprozentige Aufschlag gedeckelt?

Traunstein - 08.02.2016, 10:00 Uhr

Von Deckeln und anderen Finten: Was erwartet Apotheker in Sachen Aufschlag in diesem Jahr? (Foto:  felipecaparros / Fotolia)

Von Deckeln und anderen Finten: Was erwartet Apotheker in Sachen Aufschlag in diesem Jahr? (Foto: felipecaparros / Fotolia)


Innovative Arzneimittel etwa zur Hepatitis C-Therapie oder zur Behandlung von Krebs stellen die Beteiligten des Gesundheitssystems vor große Herausforderungen. Apotheker sollen an den Sparmaßnahmen beteiligt werden, heißt es. Kann das stimmen? 

„Wer soll das bezahlen...?“ heißt es – passend zum Rosenmontag – in einem bekannten Karnevalslied, und diese Frage stellt sich immer mehr auch bei den sogenannten Hochpreisern, also Arzneimitteln mit einem Herstellerabgabepreis von mehr als 1200 Euro.

Diese sind angesichts der finanziellen Vorleistungen und Risiken eine Herausforderung für die öffentlichen Apotheken, die spezielle Strategien im Umgang mit diesen Medikamenten und den dazugehörigen Rezepten entwickeln sollten. Sie sind aber auch eine Herausforderung für Politik und Krankenkassen, da die enormen Ausgaben etwa für innovative Hepatitis-C- oder Krebsmedikamente geschultert werden müssen.  

Reformen kommen im ersten Halbjahr

Natürlich ist hier die Industrie erster Ansprechpartner, um Einsparungen zu realisieren. Gerüchteweise will man aber auch die Apotheken an den Sparmaßnahmen beteiligen und den dreiprozentigen Aufschlag – analog zum Großhandelsaufschlag – deckeln.

Die Apotheker Zeitung ist diesen Gerüchten nachgegangen und hat unter anderem beim Bundeswirtschaftsministerium, dem CDU-Bundestagsabgeordneten und Mitglied des Gesundheitsausschusses Michael Hennrich sowie bei der ABDA nachgefragt. Das Fazit: Gefahr ist wohl nicht im Verzug, aber es könnten noch in diesem Halbjahr Reformen kommen – womöglich sogar welche im Interesse der Apotheker. Die genauen Antworten lesen Sie in der am 8. Februar erscheinenden Apotheker Zeitung.


Diesen Artikel teilen:


10 Kommentare

Irrglaube..

von Reinhard Rodiger am 08.02.2016 um 22:47 Uhr

ist es , auf ein Quid pro quo zu vertrauen. Das hatten wir schon mehrmals.Nichts wurde eingehalten. Das Umstellen der Apothekenfinanzierung auf Frequenzabhängigkeit war der grösste Fehler. Eine Minderung des einzigen wachstumkonformen Faktors hat eine weitere Schwächung zur Folge. Geht man von breiter Verteilung der Hochpreiser aus, trifft das die keine Chance haben, das über Frequenzerhöhung auszugleichen.Der Ansatz ist falsch, von der Adäquatheit der heutigen Situation auszugehen. VOR JEDEM DEAL STEHT DIE IST-SITUATION auf dem PRÜFSTAND. Offensichtlich wird die politisch nicht verstanden(weil auch nicht kommuniziert...)
Wer stellt die Frage nach der Schwächung der Flächendeckung? Welche Leistungen sind eigentlich gewollt? Welche Rolle spielt die Zunahme an Dienstleistungserfordernissen zB durch Flüchtlinge?

Wir haben schon die näherungsweise angemessene Honorierung schwerer Fälle ( Surrogat für Hochpreiser) mit dem Scheinargument des vordergründig zu hohen Nutzens aufgegeben.Da wurde viel der Industrie überlassen, die dann ganz schön drückt..In der Situation absolut fehlender Kostendeckung für die verstärkt notwendige Betreuung schwerer Fälle bedeutet eine Senkung die vollständige Trivialisierung der Betreuung durch Apotheken.Aber, wo nichts verdient wird ,gibt es auch auf anderen Wegen keine Leistung. Also ist der Wegfall von Leistungen zu thematisieren und die Frage nach dem Ausgleich bzw dem " teurer werden" zu stellen.

Ich kann mich nur wiederholen: Wenn die heutige Leistung incl. laufende Arztfehlerbeseitigung, Selbstmedikation/Behandlung kleiner Erkrankungen, Rabattfolgenbekämpfung etc nicht transportiert wird, endet alles beim "es wurde doch bisher widerspruchslos alles zusätzlich gemacht". Diesmal gibt es mal keine unbezahlte Zusatzarbeit, sondern nur weniger Bezahltes.

Fazit: Vor jedem Quid pro quo steht ein Kassensturz.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Eine Art Deckelung

von Michael Wiench am 08.02.2016 um 21:03 Uhr

Ich dachte immer, eine Abgeltung in Höhe von 3% bei vollen Risiko und Service ist bereits eine Art Deckelung ...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Wenn man die Büchse der Pandora öffnen würde, dann ...

von Kerstin Kemmritz am 08.02.2016 um 19:41 Uhr

müsste da mehr freigelassen werden als Retaxsicherheit bei Hochpreisern und die noch viel zu niedrigen Forderungen hinsichtlich Btm und Rezepturvergütung.

Aber Herr Herzog hat insofern Recht, als "die" Politik vielleicht freigiebiger sein könnte, wenn wir bei den Hochpreisern Bewegung zeigen würden. Dann müsste man aber quasi ein politisches Nullretax-Verbot für alles bekommen (bzw. vollständige nachträgliche Heilungsmöglichkeiten), schnellere (Dekaden?)-Zahlung der Krankenkassen und Auszahlung der Importguthaben. Dann könnte ich anfangen, mit dem Gedanken an die Sparbüchse der Pandora zu spielen ...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Wunschdenken

von Armin Spychalski am 08.02.2016 um 19:16 Uhr

Hallo Herr Herzog!
"[..] in jeder Reform liegt eine Chance." Helfen Sie mir, wie soll ich solche Diskussionen, die stets auf das Portemonnaie der Apotheker abzielen, als Chance begreifen? Wenn Sie Stücknutzen oder -erträge der Hochpreiser als zu hoch einzustufen (bei dieser "sensationellen" Marge der Hochpreiser!), fallen Sie Ihrem Berufsstand in den Rücken. Ja, wir sind (hauptsächlich?) Kaufleute, ob wir wollen oder nicht. Die Finanzierungskomponente des 3%-Aufschlags lässt sich gegenüber der Beratungspauschale nicht kleinreden. Ernsthaft gefragt: Wer interessiert sich denn ehrlich noch für die Grundgedanken einer Vereinbarung? Wir agieren in der Berufspraxis, da hat ähnlich wie im Rechtswesen die praktische Auslegung von Gesetzen "das Sagen". Theoretisieren können Sie in der Wissenschaft;).
Viele Grüße von der Basis!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

anfüttern

von Christian Giese am 08.02.2016 um 17:37 Uhr

zwecks Positionsverbesserung.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

@Herzog >quid pro quo<

von Friedemann Ahlmeyer am 08.02.2016 um 15:35 Uhr

Folgende Argumente sprechen gegen eine Änderung der AmPV:
1. Angesichts der Gesamtkosten der Hochpreiser für die Krankenkassen bringt eine Kürzung des 3% Aufschlages herzlich wenig. Ein Nachgeben hier wird Sinnlichkeiten der Krankenkassen insgesamt auf den 3% Aufschlag der Apotheken wecken.
2. Schon jetzt sind Hochpreiser unter kaufmännischen Gesichtspunkten (umsatzabhängige Zahlungen wie Rezeptabrechnung u. Kammerbeitrag, Verfallrisiko, Liquiditätsverlust) problematisch. Ich verweise auf die Berechnungen von Herrn Hüsken. Im Nachgang müssten z. B. auch die Kammerbeiträge neu geregelt werden. Hier droht mehr Bürokratie.
3. Gegen eine erhebliche Summe Ertragsverlust bis hin zur mehrfachen Leistung des Notdienstfonds bekommen die Apotheken etwas mehr Retaxsicherheit? Quid pro quo sieht anders aus.
Wie sieht es denn mit folgender Verhandlungsposition aus? Wir verzichten im Zuge der immer noch fälligen Honoraranpassung auf eine Erhöhung! im Bereich Hochpreiser und erhalten dafür insgesamt ein faires Retaxmanagement seitens der GKV plus Entfall der Importquote.
Einseitig verzichtet haben wir bereits schon einmal auf ca. 300 Mio € zu Zeiten der Gesundheitsministerin Schmidt, gedankt wurde es nie.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Herr Herzog

von Karl Friedrich Müller am 08.02.2016 um 13:14 Uhr

Ich versteh die Argumentation von Herrn Herzog nicht. Mühsam !! erkämpfen wir 120 Mio zusätzliches Einkommen in Form der Notdienstpauschale (die noch nicht mal komplett ausgezahlt wird) und nun sollen 300 Mio € kein Problem sein!
Warum soll eine Apotheke im Einzelfall nicht mehr Geld erhalten, zumal die "Beratungspauschale" hier auch nur die 6,xx € sind, wie bei jedem!!!! AM. die 3% sind der Aufschlag für die sonstigen Kosten, sozusagen.
Also: hier mal nichts durcheinanderbringen. und bei den Hochpreisern sind für das Risiko 3% viel zu wenig.
Soweit wird hier nur Unsinn verzapft und unseren Gegnern Munition geliefert.
Vielmehr sollte doch mal in den Focus gerückt werden, dass Staat sich mit 19% ungeniert bedient, während der arbeitende Teil sich mit 3% begnügen soll. Das kann es nicht sein!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Dr. Diefenbach

von Heiko Barz am 08.02.2016 um 11:53 Uhr

Die Veränderungen der Pharmazeutischen Finanzwelt finden in immer kürzeren Zeitabschnitten statt. Alle, von uns in der Zwischenzeit verlangten Zusatzbelastungen, werden von politischer Seite als Teil des Konvoluts angesehen, das durch die Beratungsgebühr abgegoltenen sein muß. Und so wird es in der Zukunft auch bleiben.
Natürlich, Herr Dr. Diefenbach, interessiert sich die politische Ebene um unsere Arbeitsplätze einen Schei......Die wissen genau, dass pharmazeutische Kräfte, in welcher Funktion sie dann eingesetzt werden, immer zur Verfügung stehen und notgedrungen werden dann Apos und PTAs ihre Arbeitskraft den entstehenden Ketten anbieten müssen. Insofern ist doch die Politik fein raus aus der Nummer.
Und wie das in Zukunft aussieht, hat uns RTL in der überaus zweifelhaften Werbeveranstaltung zur optischen Aufwertung der " Kooperation " easy Apo " gezeigt. Das dort vermittelte Bild läßt schon Aldi und Lidl Maßstäbe erahnen.
Hat sich überhaupt schon jemand aus unserer Führung zu dieser unerhörten Werbemaßnahme geäußerte?
Eben fällt mir eine Meldung aus der Zeitung auf,:
Die Bundestagsabgeordneten bekommen im Laufe des Jahres 250 € Gehaltsaufbesserung.
Nun weiß ich auch, auch warum bei uns gespart werden muß.
Seit 10 Jahren läuft UNSERE Einnahmespirale nach unten!
Kein Berufsstand Deutschlands läßt das mit sich machen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Deckelung gegen welche Gegenleistung?

von Reinhard Herzog am 08.02.2016 um 11:32 Uhr

Zuerst: Worüber reden wir?
Geschätzt 8 - 10 Mrd. Euro Hochpreis-EK-Volumen x 3% macht über den Daumen 250 Mio. €, vielleicht 300 Mio. € Rohertrag p.a., der in Teilen zur Disposition steht. Das ist nicht wenig, aber auch nicht existenziell. Natürlich mutet es kafkaesk an, dass der Staat 19% Mehrwertsteuer aufschlägt, während 3% jetzt ein Problem sind ...

Nur: in jeder Reform liegt eine Chance. Stückerträge von mehreren hundert Euro widersprechen in der Tat dem Gedanken der "Beratungspauschale".

Lösung:
Quid pro quo!
Deckelung, im Gegenzug verlässliche Retaxsicherheit für diese Hochpreisrezepte, nachträgliche Heilungsmöglichkeit, Retaxsumme auf den Rest-Rohertrag limitiert.
Wenn sich das Verfahren bewährt (wovon auszugehen ist), kann das ganze heutige Retaxsystem im Sinne der Perkolationstheorie irgendwann auf diese pragmatisch-milde Form umgestellt werden - das Sinnvolle setzt sich durch. Dann hätte am langen Ende der Verzicht doch noch einen positiven Effekt (nicht nur die Retaxsummen sehen, sondern den ganzen heutigen Kontrollaufwand, der diese Summen um ein Vielfaches überschreitet).
Daneben kann man im Gegenzug für diese Deckelung die Rezeptur- und Btm-Honoraranpassung sicher viel besser in Gegenrechnung stellen.

Eine Aufgabe für clevere Verhandler ...?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Deckelung

von Dr.Diefenbach am 08.02.2016 um 10:29 Uhr

Sollte DAS kommen,so ist es die Bankrotterklärung eines Wirtschaftsvetbandes.Schon jetzt stellt genau die Handhabung der Hochpreiser ein Problem für viele dar("weitergereichte Patienten").und nun noch Senkung der 3Prozent bei Hochpreisern?Das Wort Solidarität -es ist einfach nur noch widerlich ,dass man uns permanent solidarisch einfordert,alle anderen bedienen sich dafür.Offenbar hat alles nicht geholfen,was von Seite der ABDA ministeriell vorgetragen wurde.Man macht uns lächerlich.So einfach ist das.Man nimmt 150 ooo Arbeitsplätze nicht recht ernst.So problematisch ist das.Man wird alle gesteckten Ziele umsetzen.So sicher ist das.Wir werden auch hier:Nichts!! entgegensetzen.Und neue Strukturerdenker freuen sich

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.