Die Mineralien des Stadtapothekers von Gera

Düsseldorf - 27.01.2016, 14:00 Uhr

In Gera gibt es derzeit eine Mineralien-Sonderausstellung zu sehen. (Foto: Museum für Naturkunde Gera)

In Gera gibt es derzeit eine Mineralien-Sonderausstellung zu sehen. (Foto: Museum für Naturkunde Gera)


Ende des 19. Jahrhunderts war Curt Schröder Stadtapotheker in Gera. Von seiner Begeisterung für die Natur berichtet heute noch seine große Mineraliensammlung, zu der das Museum für Naturkunde nun eine Sonderausstellung zusammengestellt hat.

Die Naturkunde war Ende des 19. Jahrhunderts groß in Mode unter den Angehörigen des Bildungsbürgertums, erklärt Frank Hrouda, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Museumspädagoge am Museum für Naturkunde in Gera in Thüringen. Zahlreiche Sammlungen etwa von Fossilien, Pflanzen oder Tieren wurden in jener Zeit angelegt und bildeten nicht selten den Grundstock von Museumssammlungen, die auch heute noch zu bestaunen sind. Paul Friedrich Curt Schröder, promovierter Pharmazeut und zwischen 1872 und 1896 Stadtapotheker in Gera, bildete da keine Ausnahme. Er war Mitglied der noch heute existierenden Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften in der Stadt – sein Faible waren dabei die Mineralien und Gesteine.

Sammlung ist 100 Jahre im Besitz der Stadt

Vor 100 Jahren kam die ursprünglich 2000 Exponate umfassende Sammlung des Pharmazeuten in den Besitz der Stadt, nach dem Tod Schröders 1916 vererbt, als Bestandteil einer Stiftung. Nun hat Hrouda daraus eine Sonderausstellung kuratiert, die die Besonderheit dieser Kollektion zeigt. „Die Sammlung ist ein Zeitfenster ins Ende des 19 Jahrhunderts“, erklärt der Experte. Darin seien viele Stücke aus Fundorten enthalten, aus denen solche Exponate heute in der Qualität oder auch gar nicht mehr zu bekommen seien.

Die meisten Stücke habe der offensichtlich wohlhabende Apotheker von Mineralienhändlern erstanden – zum Teil seien an den Mineralien sogar noch die alten Preisschilder erhalten. Etliche Stücke seien ihm wohl auch geschenkt worden, sagt der Experte. Schön an dieser Sammlung sei auch, dass sich der Apotheker nicht wie andere Sammler zufrieden gegeben hätte, wenn er ein bestimmtes Mineral in seiner Kollektion vorweisen konnte. „Von einigen Kristallen gibt es gleich 40 verschiedene Variationen. Immer das gleiche Mineral aber in seiner ganzen natürlichen Vielfalt“, erklärt Hrouda.

Nur zwei Drittel der ursprünglichen Sammlung sind erhalten

Von der ursprünglichen Sammlung des am 1. Mai 1836 in Gera geborenen Stadtapothekers sind heute nur noch rund zwei Drittel erhalten. Ein Teil wurde Opfer des zweiten Weltkrieges, zerstört bei einem Brand nach einem Bombentreffer im damaligen Museum. „Einige andere Stücke, besonders die Sulfide, sind feuchtigkeitsempfindlich und so im Laufe der vergangenen 100 Jahre verloren gegangen“, erklärt der Experte. Die Sammlung Schröder stelle dennoch eine der bedeutendsten Personalsammlungen des Museums dar, sagt Hrouda, der unter anderem über diese bereits Fachartikel veröffentlicht hat. Viele Stücke sind normalerweise Bestandteil der Dauerausstellung des Hauses im sogenannten Mineralienhöhler unter dem Museum, in der das „Einmaleins der Minerale“ erklärt wird.

Besonders sei in der Kollektion auch, dass sie sehr viele sogenannte Typlokalitäten aufweise. Darunter verstehen Mineralogen solche Fundstücke, die von dem Fundort stammen, für den das Mineral erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde. „Davon hat Dr. Schröder einige gesammelt“, sagt Hrouda. Ein Beispiel ist ein sogenannter Pucherit, der 1871 vom deutschen Mineralogen Friedrich August Frenzel (1842-1902) in Schneeberg im sächsischen Erzgebirge erstmals gefunden und beschrieben wurde – und zwar im Pucher Richtschacht, einem dortigen Bergwerk, worauf der Name des wenig verbreiteten Minerals zurückgeht.

70 besonders schöne Stücke in der Sonderausstellung

In der Sonderausstellung „Dr. Curt Schröder – Ein bedeutender Mineraliensammler und Stadtapotheker in Gera“, die noch bis zum 31. Mai 2016 im Museum für Naturkunde in Gera zu sehen ist, werden nun in mehreren Vitrinen 70 besonders schöne Stücke aus der Sammlung des Pharmazeuten gezeigt. Etwa das Lieblingsstück Hroudas, ein roter, gegabelter Erythrin, eingebettet in weißen Quarz wie der Pucherit ebenfalls aus der Fundstätte Schneeberg im Erzgebirge in Sachsen.

Dabei sind auch die zum Teil von Hrouda restaurierten original Etiketten zu sehen, die er mit neuen Schildern ergänzt und aktualisiert hat. Die Schilder haben selbst einiges über die europäische Geschichte zu erzählen – wenn etwa Fundorte mit der damaligen Angabe Ungarn versehen sind, die heute aber in Rumänien liegen.

Für Interessierte gibt es am Sonntag, dem 31. Januar 2016, um 15 Uhr noch einen Bildvortrag im Museum über die Sammlung Schröder. Anschließend werden die Exponate und ihre Bedeutung bei einer Führung durch die Ausstellung vor Ort erklärt.


Volker Budinger, Diplom-Biologe, freier Journalist
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.