Protonenpumpenhemmer

Schädigen PPI die Nieren?

Stuttgart - 18.01.2016, 12:47 Uhr

Langfristige PPI-Einnahme: Studien ergaben ein bis zu  50 Prozent  erhöhtes Risiko für eine chronische Nierenkrankheit. (Foto: PS1design / Fotolia)

Langfristige PPI-Einnahme: Studien ergaben ein bis zu 50 Prozent erhöhtes Risiko für eine chronische Nierenkrankheit. (Foto: PS1design / Fotolia)


Eine Beobachtungsstudie aus den USA hat kürzlich gezeigt, dass Protonenpumpeninhibitoren(PPI) bei Langzeitanwendung möglicherweise das Risiko für chronische Nierenkrankheiten erhöhen. 

Die bekanntesten Nebenwirkungen einer langfristigen PPI-Einnahme sind ein erhöhtes Osteoporose- und Frakturrisiko, das Auftreten von Darminfektionen sowie ein Vitamin B12-Mangel. Zu unerwünschten Wirkungen im Bereich der Nieren geben die Fachinformationen Hinweise auf seltene Fälle von interstitieller Nephritis.

Verschlechterung der Nierenfunktion

Die Ergebnisse einer kürzlich veröffentlichten Kohortenstudie haben jetzt auf das mögliche Risiko einer Verschlechterung der Nierenfunktion durch PPI-Langzeit-Einnahme hingewiesen. In diese Untersuchung gingen zum einen die Daten von rund 10.500 im Mittel 63-jährigen Teilnehmern der amerikanischen Beobachtungsstudie ARIC (Atherosclerosis Risk in Communities study) über einen Zeitraum von mindestens 12 Jahren ein.

Die Angaben zur PPI-Anwendung stammten von den Teilnehmern selbst, die Ausgangs-GFR lagen bei mindestens 60 ml/min/1,73 m2. Die Analyse ergab ein um 45 Prozent bzw. 50 Prozent (nach Elimination möglicher Störfaktoren wie z. B. dem sozioökonomischen Status) erhöhtes Risiko für eine chronische Nierenkrankheit (hazard ratio, HR, 1,50; 95% KI 1,4-1,96).

Bestätigung fanden diese Ergebnisse in einer anderen, vergleichbaren Bevölkerungsgruppe mit rund 250.000 Personen, deren Rezeptdaten über ein Pflegesystem zugänglich waren. Dort war die zweimal tägliche PPI-Anwendung sogar mit einem höheren Risiko verbunden als die einmal tägliche (HR 1,46 bzw. 1,15).

Kausalität noch nicht bewiesen

Auch wenn ein kausaler Zusammenhang durch diese Beobachtungsstudie nicht belegt werden kann, so sollten die Ergebnisse den Blick schärfen für die Risiken einer Wirkstoffgruppe, die oft unterschätzt werden.

In der Kurzzeitanwendung sind PPI meist gut verträglich. In niedrigen Dosierungen rezeptfreie Wirkstoffe wie Omeprazol, Esomeprazol oder Pantoprazol sollten ohne ärztlichen Rat nicht länger als vier Wochen eingesetzt werden. Doch die Realität sieht of anders aus, und verharmlosende Begriffe wie „Magenschutz“ tragen dazu bei, dass gerade ältere Patienten PPI über lange Zeit unkritisch einnehmen. Auch eine Behandlung mit rezeptpflichtigen PPI wird häufig ärztlicherseits nicht beendet, obwohl sie nicht mehr indiziert sind.

Quelle

Lazarus B et al. Proton Pump Inhibitor Use and the Risk of Chronic Kidney Disease. JAMA Intern Med 2016, online publiziert am 11. Januar 2016, doi:10.1001/jamainternmed.2015.7193


Dr. Claudia Bruhn, Apothekerin / Autorin DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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