PharmaTest-Drama in Rennes

Fünf Versuchsteilnehmern geht es besser

Rennes / Paris - 18.01.2016, 21:44 Uhr

Nur einer der Männer, die nach der mehrfachen Einnahme des Versuchs-Wirkstoffs im Institut Biotrial in Rennes behandelt wurden, muss noch in der Neurologie der Uniklinik bleiben. (Foto: dpa)

Nur einer der Männer, die nach der mehrfachen Einnahme des Versuchs-Wirkstoffs im Institut Biotrial in Rennes behandelt wurden, muss noch in der Neurologie der Uniklinik bleiben. (Foto: dpa)


Der Tod eines Probanden bei einem Medikamententest ist für Frankreichs Gesundheitsministerin Touraine ein "beispielloses Problem". Klinische Erprobungen sollen dennoch nicht gestoppt werden. Für die übrigen Verletzten gibt es gute Nachrichten.

Nach dem Tod eines Medikamententest-Teilnehmers in Frankreich hat sich der Gesundheitszustand der übrigen fünf Patienten verbessert. Nur einer der Männer, die nach der mehrfachen Einnahme des Versuchs-Wirkstoffs mit neurologischen Beschwerden behandelt wurden, bleibe noch in der Neurologie der Uniklinik von Rennes, teilte das Krankenhaus am Montag mit. Unterdessen machte die französische Regierung deutlich, dass sie den Fall nicht als Grund für einen Stopp klinischer Erprobungen sieht.

Drei Betroffene können nun von Krankenhäusern in der Nähe ihrer Wohnorte betreut werden, hieß es von der Uniklinik weiter. Ein weiterer Mann, der keine Symptome hatte und nur zur Beobachtung im Krankenhaus war, könne wieder nach Hause.

Alarm kam zu spät

Nähere Angaben zum Zustand der Männer machte das Krankenhaus nicht. Die behandelnden Ärzte hatten am Freitag noch gesagt, dass sie bei drei von ihnen möglicherweise bleibende Schäden fürchten. Die Ursache des Pharma-Dramas ist noch unklar, mehrere Aufsichtsbehörden und die Staatsanwaltschaft ermitteln. Das Unternehmen Biotrial hatte den Wirkstoff für den portugiesischen Hersteller Bial getestet.

"Es gibt ein großes, massives Problem, das beispiellos ist in Frankreich", sagte Gesundheitsministerin Marisol Touraine dem französischen Radiosender RTL, "wir müssen verstehen, was passiert ist, aber es gibt keinen Grund, sämtliche klinischen Tests zu unterbrechen".

Touraine kritisierte zugleich einen aus ihrer Sicht zu späten Alarm. "Angesichts eines so schweren Falles wurde vom Labor erwartet, sich schneller an die Gesundheitsbehörden zu wenden." Den Opfern sicherte sie Unterstützung durch Staat, Labor und Versicherungen zu. Am Sonntag war ein Versuchsteilnehmer gestorben, der nach der Einnahme des getesteten Wirkstoffs zunächst für hirntot erklärt worden war.

Wirkstoff im "Schmerzbereich"

Seit vergangenem Juli hatten insgesamt 90 Menschen den Wirkstoff bekommen, die übrigen Teilnehmer hatten keine Beschwerden - sie hatten geringere Dosen erhalten als die nun Betroffenen. Der Wirkstoff soll nach früheren Angaben Touraines auf Stimmungsschwankungen und Angstgefühle sowie auf motorische Störungen bei neurodegenerativen Erkrankungen abzielen. Der Hersteller selbst sprach von einem Wirkstoff im "Schmerzbereich".

Wirkstoffe werden bis zur Marktzulassung umfangreich in mehreren Phasen getestet. Das Mittel aus Frankreich befand sich in Phase 1. Dabei wird ein Stoff nach Versuchen mit Tieren und Zellkulturen erstmals an gesunden Freiwilligen auf Verträglichkeit getestet.


dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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