Markt- und Wiedenau-APotheke

Mit „Tütle“ und Baumpflanzkarte gegen die Plastiktütenflut

Düsseldorf - 07.01.2016, 14:00 Uhr

Statt Plastiktüte, eigene Tasche: Zehn Stempel in die Karte, dann wird ein Baum gepflanzt. (Bild: Markt- und Weidenau-Apotheke)

Statt Plastiktüte, eigene Tasche: Zehn Stempel in die Karte, dann wird ein Baum gepflanzt. (Bild: Markt- und Weidenau-Apotheke)


Die Markt- und die Wiedenau-Apotheke in Bergneustadt haben sich dem Kampf gegen die Masse der Plastiktüten angeschlossen. Wer eine eigene Tasche mitbringt, wird mit einem gepflanzten Baum belohnt – oder es gibt eine klimaneutrale Einkaufstasche aus 100 Prozent Altpapier.

400 Jahre können vergehen, bis Plastik in der Natur abgebaut ist. Schätzungen von Umweltverbänden wie dem WWF zufolge gelangen neun Millionen Tonnen Plastikmüll in jedem Jahr in die Weltmeere, ein großer Teil davon sind Plastiktüten.  „Häufig hat man ein Tütchen rausgegeben für nur eine kleine Medikamentenpackung“, sagt Lucia Wandt, Inhaberin der Markt-Apotheke und der Wiedenau-Apotheke in Bergneustadt. In ihren Apotheken in der 18000 Einwohner Stadt im Oberbergischen östlich von Köln ist nun Schluss mit dem Plastik. Stattdessen werden die Kunden nun belohnt, wenn sie eigene Taschen oder Rucksäcke mitbringen – oder sie bekommen das umweltfreundliche „Tütle“, eine Einkaufstasche aus 100 Prozent Altpapier.

Baum gepflanzt

„Wir wollten schon lange etwas gegen diese Plastiktüten-Flut tun“, sagt Wandt. Eine Billion werden davon geschätzt weltweit jährlich verbraucht, 5,3 Milliarden allein in Deutschland. Und allein für die Herstellung der in Deutschland Verbrauchten werden jährlich 160.000 Tonnen des klimaschädlichen Kohlendioxids freigesetzt. Mit der Baumsparkarte oder dem „Tütle“ habe man da nun gute Alternativen gefunden, erklärt Wandt. „Unser erstes Anliegen ist, dass die Kunden selbst Taschen mitbringen“, sagt sie. Dafür gibt es dann einen Stempel in die Baumsparkarte.

Wer zehn Mal keine neue Tüte benötigt, wird dann damit belohnt, dass für ihn ein Baum gepflanzt wird. Darüber gibt es eine Urkunde. Die Baumpflanzung erfolgt in Kooperation mit der Umweltinitiative Plant for the Planet. 2007 vom damals neun Jahre alten Felix Finkbeiner in Deutschland ins Leben gerufen, hat Plant for the Planet mittlerweile über 14,2 Milliarden Bäume als Ausgleich für vom Menschen verursachtes Kohlendioxid gepflanzt.

Wer keine Tasche hat, bekommt stattdessen das „Tütle“. Diese Tragetasche besteht zu 100 Prozent aus Altpapier und wird in Deutschland klimaneutral hergestellt. Ein doppelter Boden und Reißfestigkeit auch bei Nässe machen es zur Alternative zur Plastiktüte. Darüber hinaus kann die Papiertragetasche nach dem Einkauf als Biomüllbeutel dienen – schließlich ist sie vollständig kompostierbar.

Bereits die jüngsten Kunden machen mit. Bild: Michael Kleinjung

Positive Reaktionen

Hinter Baumsparkarte und Tütle steckt die Agentur Apomore aus Dettenhausen bei Tübingen. Zu seinen Kunden zählt das Unternehmen, das 2014 gegründet wurde, vor allem Apotheken, aber mittlerweile auch Biomärkte und Baumärkte. Im abgelaufenen Jahr waren bundesweit bereits über zwei Millionen „Tütle“ ausgeliefert, sagen die süddeutschen Betreiber.

In Bergneustadt gab es bislang fast nur positive Reaktionen. „Nur einem Kunden konnte ich das nicht begreiflich machen, ansonsten gab es nur positive Resonanz“, sagt Wandt. Mit Handzetteln erklären die Teams der beiden Apotheken ihren Kunden die Idee.

In Bergneustadt will die Apothekeninhaberin nun in der Werbegemeinschaft versuchen, weitere Mitstreiter für die grüne Sache zu finden. Dabei hilft das Team der Apotheken auch der Region. So gibt es das Tütle im Januar und Februar zwar noch umsonst, ab März wird es aber 20 Cent kosten. „Die Einnahmen daraus werden wir aber vollständig der biologischen Station Oberberg spenden“, sagt Wandt.

EU-Richtlinie kommt

Bislang sind Aktionen, den Plastikmüll einzudämmen und die Umwelt zu schonen, freiwillig. Allerdings soll bis Ende 2016 in Deutschland eine EU-Richtlinie zur Eindämmung des Verbrauchs von Plastiktüten umgesetzt werden.

Ende November tagte dazu ein Runder Tisch im Bundesumweltministerium. An den Gesprächen war auch die ABDA beteiligt. Und dem Verband zufolge bleibt Umweltengagement in dieser Hinsicht für Apotheker wahrscheinlich auch freiwillig. Jedoch ist noch offen, wie die Richtlinie letztendlich umgesetzt werden wird.


Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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