Dreikönigstreffen FDP

Lindner ins Depot - auch bei den Apothekern?

Stuttgart - 06.01.2016, 17:19 Uhr

FDP-Bundesvorsitzender Christian Lindner auf der Opernbühne in Stuttgart. (Foto (2): Franziska Kraufmann / dpa)

FDP-Bundesvorsitzender Christian Lindner auf der Opernbühne in Stuttgart. (Foto (2): Franziska Kraufmann / dpa)


Die FDP hat unter Parteichef Christian Lindner wieder zugelegt, immer mehr Wirtschaftsbosse bekennen sich zu den Liberalen. Wäre Lindner ein Wertpapier, müsste man nun eifrig nachkaufen, schrieb das Handelsblatt. Gilt dies auch für die Apotheker? Ein Stimmungsbild aus Stuttgart. 

Wenn Christian Lindner  im Stuttgarter Staatstheater seine Dreikönigsrede hält, ist dem FDP-Bundesvorsitzende die Aufmerksamkeit der Wirtschaft sicher, prophezeite das Handelsblatt am Montag. Befeuert von einem freudlosen Zustand der Großen Koalition wendeten sich die Wirtschaftsführer wieder der FDP zu, darunter Berthold Leibinger vom Maschinenbauer Trumpf, BASF-Aufsichtsratschef Jürgen Hambrecht, Ex-Metro-Chef Eckhard Cordes und der frühere Telekom-Vorstand Thomas Sattelberger. Auf sie könne der FDP-Chef zählen. 

Das von ihm angesparte Vertrauenskapital wirft erkennbar hohe Renditen ab, heißt es weiter beim Handelsblatt: Wäre Lindner ein Wertpapier, müsste man jetzt eifrig nachkaufen. Teilt diese Stimmung auch der Mittelstand, besonders die Apotheker? DAZ.online hat nachgefragt. 

Dienstag, 6.1.2016, Dreikönigstag

10.44 Uhr: Die Menschen strömen ins Opernhaus Stuttgart. Mehr Männer als Frauen, mehr in Anzug, wenige im legeren Feiertagslook. Am Eingang streng blickende Security, dahinter Aktions-Jutetaschen in quietschgelb oder blau. „Deutschland update“ steht drauf, „German Mut“-Flyer und Aufkleber und ein „Für die Freiheit“-Heftchen der Neumann-Stiftung stecken drin. 

An der Garderobe werden Schals und dunkle Mäntel abgebeben, in kleinen Gruppen stehen die Gäste zusammen. Bald sind einige ausgemacht, die sich, wenn auch mit etwas verlegenem Lachen, als Leiter einer Apotheke zu erkennen geben. Ihren Namen nennen wollen sie nicht. 

Vermissen Sie die FDP? „Naja, nach zwei Jahren Koalition sehnt man sich noch mehr nach alten Zeiten“, sagt einer von ihnen. Lindner bräuchte gar keine Revolutionen ankündigen, er müsste nur dafür sorgen, dass die Stimme der Apotheker endlich wieder ernst genommen wird, im politischen Berlin. „Dann hätte die Partei auch wieder meine Stimme.“

Die Rede

11.05 Uhr: Es geht los. Grelles Licht fällt auf die Bühne. Ganz vorn, in  weißen Ledersesseln, sitzen Christian Lindner und die drei Spitzenkandidaten für die kommenden Landtagswahlen. Volker Wissing wird sich am 13. März in Rheinland-Pfalz zur Wahl stellen, Frank Sitta zeitgleich in Sachsen-Anhalt und Hans-Ulrich Rülke in Baden-Württemberg. Generalsekretärin Nicola Beer moderiert die Diskussion. Die Oper ist bis auf den letzten Platz besetzt, die Besucher luken bis vom obersten der goldbesetzten Ränge hervor.

Nach einigen Vorreden ist er dann dran, Christian Lindner, Spitzenkandidat seiner Partei und Hoffnungsträger für so viele. Das Wertpapier sozusagen. Dezenter grauer Anzug, Hemd. Wortgewandt bringt er die potentiellen Wähler im Opernhaus in Stimmung. Gut zwei Monate vor den ersten Landtagswahlen wirbt er mit einer klaren Abgrenzung von der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung, wirft den Regierungsparteien „Symboldebatten" vor, distanzierte sich entschieden von der rechtspopulistischen AfD, fordert bessere Bildung.  

Von zentraler Bedeutung für Lindner sind vor allem Erfolge in den einstigen FDP-Stammländern Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. In beiden Ländern werden der FDP Chancen eingeräumt, ins Parlament einzuziehen. Bei der Bundestagswahl 2013 war die FDP an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert.

Knapp eine Stunde redet Lindner, ohne Spickzettel. Nur wenige Male verhaspelt er sich. Am Ende gibt es Standing ovations, minutenlang.

Kommt da noch was?

Nach 13.15 Uhr: Die Besucher strömen aus dem Opernhaus. Gerangel und Gedrängel an der Garderobe. Ein paar Journalisten sind da, der SWR, das ZDF. Die Kamerawagen stehen auf dem Schloßplatz.

Die Männer, die sich zu Beginn als Inhaber einer Apotheke zu erkennen gegeben haben, stehen wieder im Foyer – und debattieren. Ja, sie sind doch recht angetan. Starke Rede. Auch wenn Lindner nicht über gesundheitspolitische Themen gesprochen hat. Sehr schade eigentlich, sagt einer. Aber das kann er ja noch ändern. 


Nicola Kuhrt, DAZ.online
nkuhrt@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Dreikönigstreffen der Liberalen

Lindner wirbt beim Mittelstand

Landtagswahl Nordrhein-Westfalen

SPD wird abgestraft, FDP mit Rekordergebnis

Wie FDP-Chef Lindner um Wähler ringt und sich gleichzeitig von jeglicher Klientel lösen will

„Wir sind keine Apotheker-Partei“

9 Kommentare

@ Heinz Jürgen Schäfer

von Michael Völter am 09.01.2016 um 9:18 Uhr

Jürgen (Kloppo) Klopp hat sich auch die Haare transplantieren lassen, und seine Eignung als Fussball-Trainer ist wohl unbestritten!
Dem 2. Absatz stimme ich jedoch vorbehaltlos zu: Die F.D.P. ist nach wie vor unwählbar!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

FDP

von Wolf am 07.01.2016 um 18:42 Uhr

Einmal FDP im Gesundheitsministerium reicht für ein ganzes Apothekerleben.
Für eine 100 Prozent bessere Politik:Null Prozent FDP !

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Hat das der Praktikant geschrieben???

von Holger Hennig am 07.01.2016 um 14:02 Uhr

Sorry, aber das ist sprachlich grausam, orthographisch bestenfalls Mittelstufe, inhaltlich ahnungslos (die Stiftung der FDP ist nach Friedrich NAumann benannt, nicht NEumann) und wer unsere parlamentarische Demokratie als Summierung von Partikularinteressen versteht, sollte mal einen Grundkurs in Parlamentarismus absolvieren. Damit meine ich nicht nur die Autorin und die Interviewten, sondern auch meine Vorkommentatoren. Sorry, aber solche Artikel brauchen wir in diesem Forum nicht!
Dass wir in den Parlamenten auch keine F.D.P. brauchen, gebe ich gerne als persönliche Meinungsäußerung dazu und das ist für mich auch unabhängig davon, ob jetzt ein Westerwelle den Clown gibt, ein Rösler den Angestrengten oder ein Lindner den Verweser.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Sorry ..

von Armin Spychalski am 07.01.2016 um 16:59 Uhr

Lieber Herr Hennig,

haben Sie schon einmal den Begriff "Denglisch" gehört?
Wer kräftig austeilt, muss einfach mehr bieten.

Viele Grüße!

FDP-Rösler

von Alfons Neumann am 07.01.2016 um 1:20 Uhr

hat uns doch damals den ganzen Krams mit eingebrockt, mit dem wir uns heute rumplagen müssen.
Die Stimme der Apotheker "wieder"( gab´s da jemals was?) ernst nehmen fällt wohl eher flach angesichts des vertretenen Großkapitals. Abgesehen vielleicht von allgemein üblichen Sonntagsreden ( wie aller Parteien).

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Man ist ja schon mit wenig zufrieden

von dr.christoph klotz am 07.01.2016 um 0:10 Uhr

Die FDP hat ihre eingefleischten Fans. Das muss man ihr lassen. Was wir uns nicht leisten können ist eine Rezession. Und der Wirtschaftsmotor läuft nicht so rund, wie uns die Presse das glauben lässt. Da ist es nicht schlecht, wenn die FDP die anderen entscheidenden Parteien bei der Witschafts-Stange hält. Das könnte ein Grund sein, warum ehemalig und aktuelle Wirtschaftsbosse neugierig zuhören und mitdenken.
Apotheker würden sich natürlich freuen, wenn eine andere Partei als die Linke wieder Position für die Apotheker bezieht. Man ist ja schon mit wenig zufrieden
In der Oppositionrolle kostet das die FDP nichts. Und ob sie in Regierungsverantwortung kommt, ... die Parteienlandschaft hat sich verändert. Das Verhalten der Saudis und die letzten rudelartigen Angriffe auf Frauen hierzulande, die nicht abreißende Flüchlingswelle, das werden spannende Landtagswahlen und ich befürchte 2-stellige Wahlerfolge für die AfD. Der Stress für die Politik wird dann ungleich höher sein, als ihn die BasisApotheker für die ABDA auslösen
Deshalb wiederhole ich mich: Wir sollten uns auf uns selbst besinnen, die hausgemachten Probleme lösen, unsere eigene Konjunktur anschieben, ordentlich arbeiten und dann verneigt sich jede Partei mit Respekt vor dem Berufsstand.
Ich wäre in Stgt. auch hingegangen. Von der Eloquenz kann man lernen. Aber vielleicht ist es nur Show.
Der Vergleich mit der Aktie ist gut. In der Tat muss der Verkaufsprospekt FDP unters Volk gebracht werden,damit die anderen nervös werden. Momentan haben wir ja nur die Illusion des politischen Wettbewerbs.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Sie "befürchten" 2-stellige Wahlerfolge der AFD?

von Konrad Mörser am 08.01.2016 um 13:04 Uhr

Was gibt es denn daran zu fürchten?
Ich fürchte mich eher vor einer Neuauflage von Grün-Rot in Baden-Württemberg, oder jeglicher Regierungsbeteiligung der SPD bzw. der Grünen.
Die AFD hat als einzige Partei probate Antworten für die derzeit virulenten Probleme im Lande. Hätte man auf sie gehört, wären die Geschehnisse in Köln und Umgebung nicht passiert!
Die Spaßpartei FDP braucht kein Mensch, wer mal ins Landtagswahlprogramm der AFD für Baden-Württemberg schaut, findet immerhin ein Bekenntnis zur flächendeckenden Präsenz der Apotheken!
Wie immer, alles nur meine persönliche Meinung.

Wieder???

von Ann-Katrin Kossendey-Koch am 06.01.2016 um 18:40 Uhr

"Es reicht, wenn die Stimme der Apotheker endlich wieder ernst genommen wird, im politischen Berlin!" Wieder??? Wann hat man denn die Stimme der Apotheke schon mal ernst genommen in Berlin? Mal abgesehen davon, dass man nur ernst nehmen kann, was man auch hört!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Christian Lindner

von Heinz Jürgen Schäfer am 06.01.2016 um 18:27 Uhr

Wenn jemand so wenig Selbstvertrauen hat, dass er sich Haare transplantieren lassen muss, kann er noch so viele gute Reden halten...
Er ist und bleibt für mich unwählbar!!!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.