Ökotest

Kohle in Kosmetika: Ohne belegten Nutzen und oft sogar bedenklich

Stuttgart - 04.01.2016, 17:00 Uhr

Schwarze Zahnpasta: Gewöhnungsbedürftig und laut Ökotest auch nutzlos. (Bild: N-Photos - Fotolia.com)

Schwarze Zahnpasta: Gewöhnungsbedürftig und laut Ökotest auch nutzlos. (Bild: N-Photos - Fotolia.com)


Kohle in Kosmetikprodukten wie Zahnpasta oder Peelings soll wahre Wunder vollbringen. Talg, Ablagerungen und sogar Gerüche könne die Wunderzutat binden, versprechen die Hersteller. Laut einem Bericht des Verbrauchermagazins "Ökotest" fehlen aber nicht nur Studien, die die Wirksamkeit des Kohle-Zusatzes belegen, sondern die Präparate enthalten zum Teil auch bedenkliche Inhaltsstoffe.

Aktivkohle ist aufgrund ihrer großen Oberfläche in der Lage, Schadstoffe zu binden. Diese Eigenschaft macht man sich zum Beispiel in der Medizin (Kohletabletten) oder bei Belüftungs- und Wasseraufbereitungsanlagen zunutze. Für diese Anwendungsgebiete ist die Wirksamkeit unbestritten. Seit einiger Zeit hat nun die Kosmetikindustrie die Kohle für sich entdeckt. Als Inhaltsstoff von Peelings, Masken oder Zahncremes soll sie „porentief“ reinigen, Ablagerungen und Verfärbungen an den Zähnen entfernen oder Talg binden. Das Verbrauchermagazin Ökotest hat einige der Kohlepräparate unter die Lupe genommen und nach Belegen für die vom Hersteller angepriesene Wirkung sowie nach bedenklichen Inhaltsstoffen gesucht. Unter den getesteten Produkten waren auch Zahncremes, die in Apotheken vertrieben werden.

Wirksamkeitsbelege fehlen

Produktbezogene Studien, die die Wirksamkeit belegen, liegen für keines der Kohlepräparate vor, die Ökotest untersucht hat. Deshalb vergaben die Tester keine Gesamtnote, die besser als befriedigend war. Fanden sie zusätzliche Mängel oder bedenkliche bzw. umstrittene Inhaltsstoffe, wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe oder PEG-Derivate, gab es weitere Abzüge.

So schnitt die Curaprox „Black is white“ Whitening-Zahnpasta mit der Endnote befriedigend noch verhältnismäßig gut ab. Außer dem fehlenden Wirksamkeitsbeleg hatten die Tester wenig zu beanstanden. Das Präparat ist in den Augen der Tester zumindest unbedenklich. Von den polzyklischen aromatischen Kohlendwasserstoffen, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein und daher laut EU-Kosmetikverordnung verboten sind, wurden lediglich Spuren nachgewiesen. Die sollen nach Auskunft der verantwortlichen Behörden nicht vermeidbar sein. Das Testergebnis bei den Inhaltsstoffen lautet  „sehr gut“. Mit über 20 Euro für eine 90 ml Tube ist die Kohle-Zahnpasta von Curaprox  aber auch die teuerste der getesteten Zahncremes.

Durchgefallen ist dagegen Splat „Blackwood“ Whitening Toothpaste. „Ungenügend“ lautet hier das vernichtende Gesamturteil. Neben den unvermeidbaren Spuren der polzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe sind weitere umstrittene Substanzen wie PEG-Derivate enthalten, Fluorid für den Kariesschutz hingegen fehlt. So erhielt die Zahnpasta, die vor allem für Männer beworben wird, sowohl in der Gesamtschau als auch bei den Inhaltsstoffen die Note „ungenügend“. Der Preis beläuft sich auf etwa 10 Euro für 75 ml.

Alternativ: Kohletabletten aus der Apotheke

Die von Ökotest befragten Experten stehen den Wirkversprechen der Kohle in Zahnpasta oder anderen Kosmetika ebenfalls kritisch gegenüber. So sei es naheliegend, dass eine so reaktive Substanz wie Aktivkohle bereits mit den anderen Inhaltsstoffen der Produkte reagiert. Die Kohle sei dann vollständig gesättigt und gar nicht mehr in der Lage, Schmutzpartikel von außen zu binden. In Asien und Afrika finde Kohle traditionell zwar Anwendung in der Zahnpflege, die reinigende Wirkung sei aber eher auf eine scheuernde als auf eine adsorbierende Wirkung zurückzuführen, heißt es. Von einem schädlichen Einfluss auf Zähne oder Zahnfleisch gehen die Experten aber nicht aus.

Wer die Produkte dennoch unbedingt ausprobieren will, dem rät Ökotest zu den unbedenklichen Mitteln (Testergebnis Inhaltsstoffe mit „sehr gut“). Wunder solle man aber keine erwarten, schreiben die Tester. Um die abrasiven Eigenschaften der Aktivkohle bei der Zahnreinigung zu testen, muss es auch gar keine teure Kohlezahnpasta sein. Dazu kann laut Ökotest auch medizinische Kohle aus der Apotheke verwendet werden: Kohletabletten zerstoßen und die Zähne damit schrubben. Das sei allerdings, wie Ökotest betont, keine Methode für die tägliche Anwendung und kein Ersatz für die regelmäßige Mundhygiene mit einer Fluorid-haltigen Zahnpasta.  


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2 Kommentare

Splat macht sehr weiße Zähne

von Ann-Kathrin Bruhns am 07.01.2016 um 13:52 Uhr

Unabhängig vom negativen Bericht über schädliche Inhaltsstoffe muss ich bemerken, dass die Splat-Zahncreme sehr gut gegen Verfärbungen hilft. Viel besser als die üblichen abbrasiven Zahnpastas ohne Kohle! An der sehr gut reinigenden Wirkung der Kohle (auch wenn sie angeblich schon komplett mit anderen Inhatsstoffen gesättigt ist) scheint tatsächlich etwas dran zu sein...

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Curaprox „Black is white“ funktioniert

von Cornelia Tromm am 05.01.2016 um 2:10 Uhr

Die Curaprox schenkte mir meine Lieblings-Apothekerin zu Weihnachten. Als Kaffeetrinkerin und (ja ja...) Raucherin kann ich nach mehrwöchigem Gebrauch bestätigen, dass diese Zahncreme wirklich alle Belege entfernt. Ich verwende sie alle 2 - 3 Tage.

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