Finanzdebatte

Nahles für volle Parität bei Krankenkassenbeiträgen 

Berlin - 03.01.2016, 11:45 Uhr

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD): Für Paritat, aber mit wenig Hoffnung. (Foto: dpa)

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD): Für Paritat, aber mit wenig Hoffnung. (Foto: dpa)


In der Debatte um steigende Krankenkassenbeiträge hat sich Bundessozialministerin Andrea Nahles (SPD) für eine Rückkehr zur gleichmäßigen Finanzierung durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer ausgesprochen. Eine Mehrheit unter den Koalitionspartner sieht sie allerdings nicht. 

Die Beitragserhöhungen der gesetzlichen Krankenkassen haben eine Diskussion über die Finanzierung der Krankenversicherung ausgelöst. 59 von 88 Kassen wurden zum Jahreswechsel teurer, berichtete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“  auf Grundlage der vom GKV-Spitzenverband veröffentlichen Beitragsliste: Der Verband ist verpflichtet, eine laufend aktualisierte Übersicht der Zusatzbeitragssätze der Krankenkassen im Internet zu veröffentlichen, in dem Verfahren werden nur die Daten ausgespielt, die die Krankenkassen selbst angeben, die veröffentlichten Zusatzbeitragssätze sind tagesaktuell und bilden keine zukünftigen Entwicklungen ab.

Derzeit liegt die Spreizung von 14,6 Prozent des Bruttoeinkommens bei der Metzinger BKK bis 16,3 Prozent bei der BKK Viactiv.

Diese Erhöhung muss über Zusatzbeiträge getragen werden und damit von den Beschäftigten allein - nicht paritätisch, also gleichteilig von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Der Arbeitgeberanteil ist momentan gesetzlich eingefroren.

Nahles für gleichmäßige Finanzierung

Über Jahre betrachtet würden damit die Arbeitnehmer sehr einseitig belastet, sagte Bundessozialministerin Andrea Nahles (SPD). Sie sprach sich für eine Rückkehr zur gleichmäßigen Finanzierung durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer aus. „Ich bin ganz klar für eine volle Parität bei den Krankenkassenbeiträgen“, sagte Nahles vor Journalisten in Hürtgenwald bei Aachen. Derzeit halte sie eine Mehrheit in der Koalition dafür aber nicht für wahrscheinlich.

Das Handwerk schlug vor, gesamtgesellschaftliche Aufgaben der Krankenversicherung aus Steuern zu finanzieren. „Das gilt vor allem für die beitragsfreie Mitversicherung von Ehepartnern und
Kindern“, sagte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen
Handwerks (ZDH), Peter Wollseifer, der „Passauer Neuen Presse“.

GroKo sollte reagieren

Auch der Verband der Ersatzkassen (vdek) forderte eine umfassende Finanzreform. „Wir hoffen, dass die große Koalition das jetzt noch aufgreift“, sagte die Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner der Deutschen Presse-Agentur. Die Arbeitgeber sollten wieder an den Kostensteigerungen beteiligt werden.

Zudem sollten die Verwaltungsräte der Krankenkassen den Beitragssatz wieder selbst festlegen können. „Und der dritte Punkt ist eine Finanzreform, die das Verhältnis der Krankenkassen untereinander betrifft“, fügte die vdek-Chefin hinzu. Der heutige Mechanismus des Risikostrukturausgleichs, der die Beitragsgelder zwischen den Krankenkassen verteilt, benachteilige die Ersatzkassen.

Auch die Techniker Krankenkasse (TK) setzt dort an. „Wir brauchen ein Risikostrukturausgleichsystem unter den Kassen, das Volkskrankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck etwas weniger berücksichtigt und die selteneren, aber teuren Krankheiten etwas mehr“, sagte der TK-Vorstandsvorsitzende Jens Baas. Der derzeitige Ausgleich setze für die Kassen keine Anreize, in die Vermeidung von Krankheiten zu investieren, sondern konterkariere solche Bemühungen sogar. 


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2 Kommentare

Wozu?

von Stefan Haydn am 04.01.2016 um 19:26 Uhr

Was soll das Geheule mit der paritätischen Finanzierung?
Es gibt Krankenkassen die keine Beitragserhöhung haben. Wenn wir Versicherten nicht so faul wären und mit unseren Füßen abstimmen würden, ist das Finanzierungsproblem schnell erledigt. Über zu viele Krankenkassen braucht sich dann auch niemand mehr beklagen. Und wir hätten alle wieder mehr Geld ohne eine Arbeitgeber Mehrbelastung.

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Beitragsliste der KKassen

von Heiko Barz am 04.01.2016 um 11:19 Uhr

Auch wenn man nicht ständig solch eine Beitrags - Liste vor Augen hat, so stellt man beim Ausdrucken der ganzen Tabelle einfach fest:
Es gibt zu viele Krankenkassen!!
Ich stelle mir nur die Kosten vor, die bei der Gesundheitsfürsorge auflaufen. In den Medien aber liest man regelmäßig : ........ Kostentreiber Nr.1 sind die Arzneimittel.......und der Verbraucher denkt bei Arzneimitteln einzig und allein sofort an "Die Apotheke" - und so möchten es die Medien auch vermittelt haben!!

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