Demographischer Wandel

Nachfolger für Apotheke dringend gesucht

Berlin - 28.12.2015, 12:49 Uhr

Wie weiter? Die Lage in Brandenburg droht, problematisch zu werden, auch weil die Pharmazie-Ingenieure in Rente gehen. (Foto: dpa)

Wie weiter? Die Lage in Brandenburg droht, problematisch zu werden, auch weil die Pharmazie-Ingenieure in Rente gehen. (Foto: dpa)


Bis jetzt sind es Einzelfälle. Aber es werden immer mehr. In den kommenden zehn Jahren geht nach Schätzung der ABDA ein Drittel der Apothekenleiter in Deutschland in den Ruhestand. Vor allem auf dem Land wird die Suche schwer - wie etwa in Brandenburg.

Brandenburgs Apotheker sorgen sich  um Nachfolger. In den kommenden zehn Jahren gehen rund 200 der 580 Brandenburger Apotheken-Inhaber in Rente. „Im Moment ist die Zahl der Apotheken in Brandenburg relativ konstant. In den kommenden Jahren könnte es aber problematisch werden", sagte Geschäftsführerin Kathrin Fuchs dem Radiosender RBB. Besonders prekär sei die Situation in ländlichen Gebieten. 

Neben dem demographischen Wandel nennt der Apothekerverband Brandenburg geringe finanzielle Anreize als Grund für die Nachwuchsprobleme. „Die unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingen für Apotheken sind sicherlich auch ein Grund dafür, dass immer weniger Studienabgänger die Selbstständigkeit wählen", sagte Thomas Baumgart vom Apothekerverband Brandenburg gegenüber dem RBB. Viele Pharmazie-Absolventen arbeiteten lieber für größere Unternehmen. Daran habe auch die Honoraranpassung für Apotheker Anfang 2013 nichts geändert. „Das war nach neun Jahren die erste Anpassung und die fiel mit vier Prozent nicht gerade üppig aus", erklärte der Sprecher.

Pharmazie-Ingenieure scheiden aus

Ein weiteres Problem: Die zu DDR-Zeiten ausgebildeten Pharmazie-Ingenieure gehen nach und nach in Rente. Sie dürfen den Apotheker etwa beim Nachtdienst vertreten - und werden durch nicht gleich qualifizierte Pharmazeutisch-Technische Assistenten (PTA) ersetzt. „Pharmazie-Ingenieure haben umfassendere Befugnisse als PTA und wenn dieser Berufszweig wegfällt, wird der Bedarf an Apothekern noch weiter steigen", sagte Baumgart im Inteview.

Die Demografiewelle schwappt bundesweit über die Apotheker. Bei der ABDA schätzt man die Situation  ebenfalls als schwierig ein. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt etwa warnte bereits vor dem Deutschen Apothekertag 2013  vor einem drohenden Nachwuchsmangel. Dieses Problem werde sich in den kommenden zehn Jahren verschärfen. Ein Drittel der Apothekenleiter werde in diesem Zeitalter das Rentenalter erreichen und einen Nachfolger suchen". 

Apokix: Unternehmerische Herausforderung

War der Verkauf der Apotheke für viele ein wichtiger Bestandteil der Alterssicherung, so dürfte dieses Element künftig nicht mehr fest einplanbar sein. Selbst schätzen die Apothekeninhaber nämlich ihre Chancen auf einen Verkaufserlös schlecht ein: Bereits im Jahr 2012 ergab eine Apokix-Befragung ein negatives Bild. Über 60 Prozent der befragten Apotheker hatten Probleme, einen geeigneten Nachfolger zu finden oder rechneten mit Schwierigkeiten bei der Suche. Nur 30 Prozent waren zuversichtlich, ihren Betrieb an einen geeigneten Nachfolger übergeben zu können und nur neun Prozent der Befragten waren „völlig unbesorgt“, weil sie bereits einen Nachfolger gefunden haben.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Sicherung der Unternehmensnachfolge aktuell eine der wichtigsten unternehmerischen Herausforderungen darstellt. Inhaber sollten sich frühzeitig überlegen, wem und wie sie ihren Betrieb übergeben wollen“, kommentierte Dr. Markus Preißner, Bereichsleiter der IFH Pharma Experts.

Apotheke zur Wohnung umbauen

Ein weiteres aktuelles Beispiel ist die Rhin-Apotheke in Schleswig-Holstein: Apothekerin Ingrid Janus (64) habe sich seit vier Jahren vergeblich bemüht, eine Nachfolge für die Apotheke zu bekommen, berichtet die „Norddeutsche Rundschau. „Es gibt wenig ausgebildete Apotheker. Die meisten scheuen das Risiko und den zeitlichen Aufwand der Selbstständigkeit, und die Pharmakonzerne werben Berufsanfänger mit attraktiven Angeboten ab.“ Im kommenden Jahr würde die Apotheke zur Wohnung umgebaut. Die Apothekerin wolle mit ihrem Mann in Herzhorn wohnen bleiben. Von den fünf Angestellten seien bereits drei mit neuen Aufgaben versorgt.


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2 Kommentare

Apotheken-Nachfolge

von M.P. am 05.01.2016 um 9:15 Uhr

Meist scheitert die Nachfolge an den Verkaufspreisvorstellungen des Inhabers, der Inhaberin, die im Zusammenhang mit den Raumkosten den Betrieb der Apotheke unmöglich machen.

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if you pay peanuts,...

von Konrad Mörser am 04.01.2016 um 12:48 Uhr

...you get monkeys. it's that simple, stupid.

Eine einfach überschlagene vergleichende Betrachtung der Netto-Gehälter in den öffentlichen Apotheken sieht wie folgt aus:
Als dynamischer Filialleiter mit 13 Gehältern komme ich spätestens ab dem 11. Berufsjahr locker und ohne größere Probleme auf 3'000 Euro netto, also 36'000 Euro pro Jahr. Um das Risiko der Selbständigkeit abzugelten bräuchte ich 50% netto mehr - also 54'000 pro Jahr (4'500 pro Monat). Da ich dann aber vermutlich nicht mehr 40, sondern 60 Stunden pro Woche arbeiten muss, kommen nochmal 50% dazu - also 81'000 Euro pro Jahr netto (bzw. Verfügungsbetrag II).
Wenn man die Gehälter mit denen von Industrie (oder sogar öffentlicher Dienst, A13!) vergleicht, sieht es sogar noch schlimmer aus, dann bewegen wir uns auf 6-stellige Bereiche zu.
Ohne umfassende Honorar-Steigerungen, die einem Apothekeninhaber (m/w) ein Auskommen in der genannten Größenordnung garantieren, wird sich am Apothekensterben nichts ändern.
Oder man verstaatlicht alle Apotheken und ein verbeamteter Apothekenleiter bekommt A15... es gibt viele Mittel und Wege, die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln sicherzustellen.

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