L-Thyroxin-Tropfen

Kein Ende des Engpasses in Sicht

Stuttgart - 15.12.2015, 17:25 Uhr

Das L-Thyroxin-Dilemma geht weiter: Tropfen sind nach wie vor nicht lieferbar (Foto: Sket).

Das L-Thyroxin-Dilemma geht weiter: Tropfen sind nach wie vor nicht lieferbar (Foto: Sket).


L-Thyroxin Tropfen sind seit geraumer Zeit nicht lieferbar. Aus den Apotheken waren sie vorsorglich wegen Ausflockungen des Wirkstoffs zurückgerufen worden. Ein Ende des Engpasses ist nicht in Sicht. Immerhin gibt es bei der Rezeptursubstanz Hoffnung. Sie könnte demnächst wieder verfügbar sein.

Sanofi-Aventis musste bereits im September 2014 und zuletzt im Januar 2015 mehrere Chargen seiner L-Thyroxin-Henning®-Tropfen zurückrufen. Grund waren Ausflockungen.Die eingeleiteten Untersuchungen ergaben, dass es sich bei den weißen Ausflockungen um ausgefallenen Wirkstoff handelt, nicht aber um Verunreinigungen mit rezepturfremden Stoffen oder Keimen. Da nicht mit letzter Sicherheit ausgeschlossen werden konnte, dass weitere Flaschen betroffen sind wurden mehrere Chargen vorsorglich zurückzurufen.

Kein Liefertermin abzusehen

Wie Sanofi-Aventis nun auf Nachfrage mitteilt, ist ein Ende der Lieferunfähigkeit bisher nicht abzusehen. Man verweist auf die Übersicht aktueller Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (BfArM). Dort sei der aktuelle Stand der Informationen verfügbar. Ob die flüssige Darreichungsform eventuell wegen der zu geringen Nachfrage außer Handel genommen wird, lässt der Hersteller offen. Die Firma weist aber erneut darauf hin, dass Patienten mit dem behandelnden Arzt über Alternativen sprechen sollten. 

Um die therapeutische Lücke zu füllen, empfiehlt Sanofi zur Realisierung von Dosierungen unter 25 Mikrogramm die Teilung von L-Thyroxin-Henning 25 Tabletten, die bei Bedarf auch suspendiert werden können. Ist jedoch eine Dosierung notwendig, die eine Therapie mit L-Thyroxin-Tropfen erforderlich macht, muss auf Importe oder auf eine DAC/NRF-Rezeptur zurückgegriffen werden. .

Rezepturgrundstoff voraussichtlich ab Janaur verfügbar

Seit Anfang des Jahres behelfen sich daher Apotheken bei Patienten, die nicht auf Tabletten umgestellt werden können, mit der Herstellung einer Rezeptur gemäß des DAC/NRF-Rezepturhinweises. Der Rezepturgrundstoff Levothyroxin-Natrium ist über die Firma Fagron zu beziehen – eigentlich. Seit kurzem ist auch er nicht lieferbar. Immerhin gibt er hier einen Liefertermin. Laut Auskunft von Fagron soll der Levothyroxin-Natrium voraussichtlich Ende Januar wieder verfügbar sein. Daher bleibt momentan als einziger Ausweg aus dem L-Thyroxin-Dilemma die Herstellung einer Suspension aus Tabletten.Ausführliche Hinweise dazu sowie zur rezepturmäßigen Herstellung von L-Thyroxin-Lösung finden sie hier.

Ob damit alle Probleme zu lösen sind, bleibt abzuwarten, denn auch die Lieferfähigkeit der L-Thyroxin-Tabletten war aufgrund von Stabilitätsproblemen über das vergangene Jahr hinweg immer wieder ein Problem und das nicht nur bei einem Hersteller.


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4 Kommentare

Lieferengpässe

von Dr.Diefenbach am 16.12.2015 um 21:19 Uhr

Es häufen sich die Infos über Lieferengpässe ,die Firmen schreiben ganz"ungeniert" und erklären wie peinlich es ist,dass halt etliches für längere Zeit nicht verfügbar ist.Wir haben das Problem mit den Insulinen,das Theater mit Duodart (hier suchen die Patienten querbeet nach dem Mittel),der o.g.L-Thyroxintropfendefekt wird zur Kenntnis genommen(manche Zeitgeister greifen auf Tierarzneimittel zurück..)-Was tun?Es bleibt weiterhin die Forderung an die POLITIK,hier der Industrie deren Lieferverpflichtung vor Augen zu führen:So gibt es Engpässe bei Asthma und Copd -Medikamenten,weil die Auslandsverkäufe angeblich auch durch den Großhandel. lukrativer sind(ich nenne bewusst keine Namen,um den Außendienstler dieser"Firma" nicht zu belasten):Ich weise darauf hin dass im Januar erneut eine Bitte um Einsendung von Listen an mich erfolgen wird,um 2016-vor der Wahl viele Monate später-im Dauerzyklus den Politikern vor Augen zu führen,WAS WIR leisten und ertragen müssen !Ausserdem bitte ich schon jetzt um Datensammlung wegen der Hochpreiser.Da verändern sich ganze Märkte und es gibt keinerlei Reaktion von irgendwo auf massivste Kostenbelastung für die Apotheken.Wir müssen da handeln!!!Die anderen aber auch!!

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Zustand hier

von Alexandsr Zeitler am 16.12.2015 um 3:35 Uhr

wo leben wir denn? in der untergegangenen DDR oder einem Drittwelt land?

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AW: L-Thyroxin

von norbert brand am 16.12.2015 um 8:14 Uhr

Lieber Herr Zeitler, wir leben in den Zeiten der sog. "Globalisierung", ein Zustand, der von vielen Blauäugigen noch immer wie das vielgelobte Land verklärt wird.

AW: unschön, aber...

von Sven Gallinat am 16.12.2015 um 9:00 Uhr

Guten Morgen !
Diese Situation ist natürlich mehr als unschön, aber wenn es ein grundlegendes Problem ist, läßt sich das nicht auf die Schnelle ändern. Ist z.B. die Herstellung betroffen, darf die Vorschrift nicht einfach so geändert werden, zumal ggf. umfangreiche Validierungen nötig sein können. Außerdem können regulatorische Änderungen erforderlich sein, was auch gerne mal bis zu 6 Monate dauern kann.
Das ist natürlich nur Spekulation, aber ich bin immer etwas vorsichtig mit derartigen Vorwürfen.

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