Nepal

Arzneimittelversorgung wird immer kritischer

Remagen - 04.12.2015, 07:30 Uhr

Auf dem Dach der Welt fehlt es an dringend nötigen Arzneimitteln. (Foto: Daniel Prudek/Fotolia)

Auf dem Dach der Welt fehlt es an dringend nötigen Arzneimitteln. (Foto: Daniel Prudek/Fotolia)


Nach dem verheerenden Erdbeben im April dieses Jahres kämpft Nepal nun mit einer neuerlichen schweren Krise, ausgelöst durch eine Blockade an der Südgrenze zu Indien. Hier hängen lebenswichtige Medikamente und medizinisches Equipment fest.

„Eine Blockade an der Grenze mit Indien stranguliert den kleinen Nachbarn Nepal“, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Alles liege lahm im Himalaya-Staat zwischen Indien und China.

Als Grund hierfür werden die jüngsten politischen Entwicklungen in Nepal angeführt. Mitte September 2015 habe das Land eine neue Verfassung verabschiedet. Sie soll den Himalaya-Staat zu einer föderalen und säkularen Republik machen. Mit dem Ergebnis seien aber offenbar lange nicht alle zufrieden. Vor allem die Volksgruppe der Madhesis, die in Nepal wie auch in Indien leben, fühle sich politisch nicht genug vertreten. Seit Wochen blockiere sie deshalb die Straßen im Niemandsland zwischen beiden Staaten, nach Vermutungen viele Nepaler mit Unterstützung durch Indien. Delhi habe solche Vorwürfe allerdings stets zurückgewiesen.

Viele Fabriken mussten schließen

Das Binnenland Nepal importiert 60 Prozent seiner Medikamente, die meisten davon aus Indien, berichtet die größten englischsprachige Tageszeitung Indiens „The Times of India“. Auch die Pharmahersteller, die vor Ort produzieren, seien durch die politische Krise schwer getroffen worden. Die meisten Fabriken befänden sich entlang der südlichen Grenze zu Indien, der Region mit den schärfsten Protesten gegen die neue Verfassung. Viele hätten deswegen schließen müssen. Die wenigen offenen Firmen kämpften mit einem Mangel an Rohstoffen und Verpackungen, denn auch diese kämen hauptsächlich aus dem großen Nachbarland.

Mangel an lebensrettenden Impfstoffen

Nach Angaben der Nepal Chemists and Druggists Association sollen rund 350 Fracht-LKW mit Medikamente an einem zentralen Kreuzungspunkt gestrandet sein. „Wir haben einen Mangel an importierten lebensrettenden Injektionen und Impfstoffen“, sagte der Präsident des Verbandes Mrigendra Shrestha der „Times of India". Neben den Ausfällen bei der Notfallmedizin sollen aber auch Patienten mit chronischen  Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes, Nieren- und Herzkrankheiten, Schwierigkeiten haben, an ihre Arzneimittel zu kommen. „Ich war in zwölf Geschäften, weil ich meinen Bedarf an Blutdruck-Medizin für den Winter decken wollte. Was ich bekommen habe, waren 30 Pillen“, sagt der 60jährige Narendra Rajbansi gegenüber „The Hindu“, einer der anderen großen indischen Tageszeitung. „Ich weiß nicht was ich noch tun kann, wenn diese Situation anhält."

Nicht nur die Apotheker schlagen demzufolge Alarm, sondern auch die Ärzte, den Zeitungsberichten zufolge müssen sie sogar lebenswichtige medizinische Eingriffe aufschieben. Zwar versuche die Regierung, Notrationen einzufliegen, aber noch sei davon kaum etwas zu spüren.

Ausgetragen wird der politische Disput nun auf dem Rücken der durch das Erdbeben ohnehin schon arg gebeutelten Bevölkerung und vor allem der Patienten. Ein Ausweg aus dieser Krise sei derzeit nicht in Sicht, heißt es übereinstimmend. Kreise westlicher Diplomaten stuften die Situation als „zunehmend düster“ ein.


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2 Kommentare

Neplal

von Susanne Steffens am 08.12.2015 um 10:21 Uhr

Würde das neue Layout nicht auch ein paar mehr Fotos zur Auflockerung erlauben? Kann man die Überschrift korrigieren?

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Nepal

von Nicola Kuhrt am 08.12.2015 um 18:05 Uhr

Liebe Frau Steffens, den Tipper haben wir korrigiert, danke für Ihren Hinweis.
Mit weiteren Bildern war es in diesem konkreten Fall leider nicht so einfach. Das neue Layout erlaubt es natürlich, mehr zu zeigen - wenn man denn die richtigen hat. :-)
Herzlicher Gruß, Nicola Kuhrt

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