Antibiotikaresistenzen

Gute und schlechte Trends in Deutschland

Berlin - 16.11.2015, 15:10 Uhr

Am 18. ist Europäischer Antibiotikatag. (Foto: Sanofi)

Am 18. ist Europäischer Antibiotikatag. (Foto: Sanofi)


Antibiotikaresistenzen sind in vielen anderen europäischen Länder ein noch größeres Problem als in Deutschland. Das zeigt eine europäische Vergleichsstudie, auf die das Robert Koch-Institut hinweist. Dennoch: Neben positiven Entwicklungen sind hierzulande auch negative Trends auszumachen.

Anlässlich des Europäischen Antibiotikatags am 18. November weist das Robert Koch-Institut (RKI) auf aktuelle Resistenzdaten aus den EU-Mitgliedstaaten hin. Das „European Antimicrobial Resistance Surveillance Network“ erhebt diese Daten Jahr für Jahr für ausgewählte Erreger aus Blutkulturen.  

Die Studie, zu der auch das RKI Daten beigetragen hat, zeigt, dass die Situation in Deutschland noch vergleichsweise weniger angespannt ist als in vielen anderen europäischen Staaten. RKI-Präsident Lothar H. Wieler betont zugleich: „Dennoch gibt es auch in Deutschland deutlichen Verbesserungsbedarf und neben positiven Entwicklungen auch problematische Trends, die unbedingt gestoppt werden müssen“.

MRSA rückläufig, E. coli im Kommen

So ist der Anteil Methicilllin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA), einer der wichtigsten Erreger von Krankenhausinfektionen, in Deutschland weiterhin rückläufig. Er liegt mit 11,8 Prozent unter dem europäischen Mittelwert, der bei cirka 18 Prozent stagniert. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen seit einigen Jahren allerdings die Gram-negativen Erreger. Dazu gehören unter anderem Escherichia coli, die zum Beispiel Harnwegsinfektionen verursachen, und Klebsiella pneumoniae, die im Krankenhaus zu Lungenentzündungen und Sepsis führen können. Bei E. coli, so das RKI, ist die Resistenz gegenüber Cephalosporinen der 3. Generation – eine wichtige Gruppe von breit wirksamen Antibiotika – in Deutschland bereits auf über zehn Prozent gestiegen.

Politische Strategien

Antibiotikaresistenzen erschweren nicht nur die Behandlung von bakteriellen Infektionskrankheiten – sie verursachen auch zusätzliches Leid und Kosten. Die Probleme, die Antibiotikaresistenzen mit sich bringen, sind seit einiger Zeit auch in der Politik angekommen. Thematisiert werden sie derzeit etwa beim Pharma-Dialog zwischen Politik, Industrie und Wissenschaft. Bereits 2008 hat das Bundesgesundheitsministerium die Deutsche Antibiotika-Resistenz-Strategie (DART) entwickelt, die zuletzt 2015 aktualisiert wurde.

Doch es sind weitere Anstrengungen nötig, um die Resistenzen wirksam zu bekämpfen. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sieht Deutschland hier auf einem guten Weg. Allerdings machen resistente Erreger und Resistenzgene nicht an Ländergrenzen halt – und laut Gröhe haben bislang nur ein Viertel der Staaten  Maßnahmen zur Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen ergriffen

Weltweite Antibiotika-Woche

Rund um den Europäischen Antibiotikatag am Mittwoch findet vom 16. bis 22. November 2015 die erste weltweite Antibiotika-Woche statt. Sie wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Welttiergesundheitsorganisation (OIE) ausgerufen. Sie steht unter dem Motto „Antibiotika: Mit Vorsicht behandeln“.

Weitere Informationen des RKI zum Thema Antibiotikaresistenzen finden Sie hier.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Wie Antibiotika wirken und wie Bakterien sie wirkungslos machen

Resistent

Antibiotika-Resistenzen verursachten 2019 in Deutschland über 9000 Todesfälle

„Eine schleichende Pandemie“

Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie

Zahl der MRSA-Infizierten in Deutschland rückläufig

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.