BVMED-HERBSTUMFRAGE

MedTech-Hersteller zeichnen düstere Perspektive

Remagen - 12.11.2015, 09:20 Uhr

BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Joachim M. Schmitt (Mitte): Mäßiges Innovationsklima für Medizintechnik in Deutschland. (Foto: BVMed)

BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Joachim M. Schmitt (Mitte): Mäßiges Innovationsklima für Medizintechnik in Deutschland. (Foto: BVMed)


 Die Medizintechnik-Branche steht in Deutschland weiter unter Druck. Nur noch ein Fünftel der Unternehmen erwartet für 2015 ein besseres Gewinnergebnis. Ein Drittel rechnet gar mit einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr.

Bei einem Medienseminar in Berlin hat der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) die Ergebnisse seiner Herbstumfrage 2015 vorgestellt. 90 internationale Unternehmen der Medizintechnik-Branche haben die insgesamt 21 Fragen beantwortet, darunter vor allem die größeren Hersteller von Medizinprodukten aus Deutschland und den USA.

Umsatzergebnis Deutschland und weltweit

Hiernach rechnet der weit überwiegende Anteil der befragten MedTech-Unternehmen in diesem Jahr im Inland mit einem Umsatzzuwachs von 4,3 Prozent gegenüber 2014. Damit wird der leicht positive Trend aus dem Vorjahr aufgrund von Mengensteigerungen und neuen Behandlungsmethoden fortgesetzt. Deutlicher wachsen die deutschen MedTech-Unternehmen im Ausland, wo ein Plus von 6,8 Prozent erwartet wird. Die unterschiedliche Entwicklung spiegelt sich auch beim Ausblick auf das kommende Jahr 2016 wider. Während nur 43 Prozent der Unternehmen eine positive Entwicklung im Inland erwarten, können sich 62 Prozent weltweit eine günstigere Geschäftslage vorstellen.

Stimmung wird schlechter

Wie BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Joachim M. Schmitt darlegte, ist die Gewinnsituation der Unternehmen weiter rückläufig. Die Zahl derer, die im jeweils laufenden Jahr ein besseres Gewinnergebnis im Inland erwarten, ist in den letzten drei Jahren von 34 auf 22 Prozent zurückgegangen. Die „Stimmung“ scheint also immer schlechter zu werden. Rund ein Drittel der Firmen befürchtet in Deutschland sogar zurückgehende Gewinne. Dafür ist nach Schmitts Einschätzung vor allem der stärkere Preisdruck verantwortlich. Diesen beklagen nach der aktuellen Herbstumfrage immerhin etwa drei Viertel der Unternehmen.

Starker Inlandsmarkt sichert den Export

Der BVMed-Vorstandsvorsitzende Meinrad Lugan stufte Deutschland sogar als das Land mit den niedrigsten Preisen bei Medizinprodukten weltweit ein. Noch kann die hiesige Branche den Druck offenbar recht gut durch die Auslandsmärkte kompensieren. Die Exportquote liegt aktuell bei 68 Prozent, und 42 Prozent der befragten Unternehmen erwarten weltweit ein besseres Gewinnergebnis. Aber: Auch hier befürchten 17 Prozent der Unternehmen zurückgehende Gewinne. „Wir müssen sehr darauf achten, dass die Unternehmen ihre neuen und weiterentwickelten Technologien in Deutschland noch zeitnah in die Versorgung bringen können. Denn ein starker Heimatmarkt ist Voraussetzung für die Exporterfolge", mahnte Lugan.

Innovationsklima stagniert

Das Innovationsklima für Medizintechnik in Deutschland bewerten die Unternehmen auf einer Skala von 0 (sehr schlecht) bis 10 (sehr gut) mit 4,9. Der Index 2015 hat sich damit gegenüber dem Vorjahr nicht verändert. Als innovativster Forschungsbereich wurde wie im Vorjahr die Kardiologie ermittelt, gefolgt von der Onkologie, Neurologie, Diagnostik, Orthopädie und Chirurgie. Auch hier ist die Stimmung nicht allzu optimistisch. So kritisieren die Firmen die innovationsfeindlich eingestellten Krankenkassen, bürokratische Prozesse, niedrige Erstattungspreise und die Unsicherheiten über die künftige Nutzenbewertung von Medizinprodukten.

Viele neue Jobs

Der BVMed hatte aber auch Positives zu berichten, allem voran bezüglich der Arbeitsmarktsituation. Trotz der Probleme sorgt die Medizintechnik in Deutschland nach wie vor für zusätzliche Jobs. 51 Prozent der Unternehmen haben mehr Arbeitsplätze geschaffen. Die Berufsaussichten für Fachkräfte in der MedTech-Branche bewerten 97 Prozent als sehr gut bzw. gut. Gesucht werden vor allem Ingenieure, Medizintechniker, Naturwissenschaftler und Wirtschaftswissenschaftler. Offene Stellen gibt es zuhauf, vor allem in Vertrieb, Marketing, Key Account Management sowie Forschung. "Der Nachwuchs hat in der MedTech-Branche nach wie vor hervorragende Entwicklungsmöglichkeiten", stellten Lugan und Schmitt unisono fest.

Die mittelständisch geprägte Branche beschäftigt in Deutschland nach der Gesundheitspersonal-Statistik des Statistischen Bundesamtes insgesamt über 195.000 Menschen, mehr als die Pharmaindustrie. Vom Umsatz her hat diese allerdings die Nase vorn. Der Gesamtumsatz der produzierenden Medizintechnikunternehmen mit über 20 Beschäftigten lag in Deutschland nach Angaben der offiziellen Wirtschaftsstatistik im Jahr 2014 bei 25,2 Milliarden Euro.


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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