Niederlande

Sprunghafter Anstieg bei Medizinal-Cannabis

Remagen - 02.11.2015, 10:25 Uhr

Holländische Apotheken geben immer mehr Medizinal-Hanf ab. (Foto: William Casey/Fotolia)

Holländische Apotheken geben immer mehr Medizinal-Hanf ab. (Foto: William Casey/Fotolia)


Die holländischen Apotheken werden in diesem Jahr wohl rund 24.600 Cannabis-Portionen abgeben. Dies wäre eine Steigerung um 45 Prozent gegenüber 2014, berichtet die niederländische Stiftung für pharmazeutische Statistik.

Seit dem Jahr 2012 hat sich die  Zahl der Nutzer von Medizinal-Cannabis in den Niederlanden von 2000  auf 4000 verdoppelt. Entsprechend mehr Cannabis wird mittlerweile in den dortigen Apotheken abgegeben, meldet die niederländische Stiftung für pharmazeutische Statistik (SFK). 2015 werden es voraussichtlich 24.600 Cannabis-Portionen sein – 45 Prozent mehr als im Vorjahr.

Geregelt wird die Produktion und Lieferung von Cannabis zum therapeutischen Einsatz in den Niederlanden durch das Büro für Medizinal-Cannabis (OMC) im Gesundheitsministerium. Zurzeit stellt das Büro fünf Varietäten zur Verfügung: Bedrocan, Bedrobinol, Bediol, Bedica und seit etwa einem Jahr Bedrolite.

Wirkung variiert

Die Produkte erfüllen die Qualitätsstandards für Arzneimittel, haben aber keine Zulassung als Fertigarzneimittel. Sie unterscheiden sich in der Zusammensetzung und Konzentration der Wirkstoffe Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Welches jeweils zur Anwendung kommt, hängt unter anderem von den zu behandelnden Symptomen ab. Für das OMC gibt es ausreichende Belege, dass Medizinal-Cannabis gegen chronische Schmerzen, multiple Sklerose, Glaukom und verminderten Appetit und Gewicht-Verlust infolge von Krebs oder AIDS wirksam ist. Die Wirkung soll aber von Person zu Person variieren. Je nach Sorte wird Medizinal-Cannabis als Tee oder Inhalation nach Verdampfung angewendet. Vom Rauchen der Produkte wird explizit abgeraten.

Eine Packung kostet 38 Euro

Die am breitesten verwendete Sorte mit etwa zwei Dritteln der gesamten Cannabis-Nutzung ist Bedrocan. Es hat einen standardisierten Gehalt von 22 Prozent THC und unter einem Prozent CBD. An zweiter Stelle folgt Bediol mit 17 Prozent Nutzungsanteil. Bedrobinol und Bedica bleiben unter zehn Prozent. Eine Packung mit fünf Gramm kostet nach Angaben auf der OMC-Webseite (www.cannabisbureau.nl) unabhängig von der Sorte 38,00 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer. Die Basiskrankenversicherung zahlt die Produkte zwar nicht, aber es gibt Erstattungsregelungen über Zusatzversicherungen. Im Schnitt kommt ein Anwender laut SFK auf sechs Einheiten im Jahr, mit einer Durchschnittsmenge von insgesamt cirka 16 Gramm. 

Einsatz mit Vorsicht

Patienten mit einer medizinischen Indikation für die Verwendung von Cannabis sind durch diesen Sonderweg nicht mehr abhängig von der Toleranz der Coffee-Shops, heißt es zur Erläuterung in der aktuellen SFK-Mitteilung. Sie können ihr Medizinal-Cannabis stattdessen mit einem Rezept in der Apotheke bekommen. Das OMC empfiehlt allerdings, den Einsatz auf solche Situationen zu beschränken, in denen konventionelle Behandlungsmethoden und registrierte Arzneimittel nicht genug zu helfen oder wenn sie zu viele Nebenwirkungen haben.


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Niederländischer Hersteller Bedrocan BV

Erstes GMP-Zertifikat für Medizinal-Cannabis vergeben

Was man über Ausgangsstoffprüfung, Rezeptbelieferung und Beratung (vorerst) wissen muss

Cannabis in der Apotheke

Wann Cannabis-Konsum gefährlich wird

Höherer THC-Gehalt, mehr Psychosen

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.