Gesundheit digital

Deutsche offen für die E-Patientenakte

Berlin - 06.10.2015, 10:10 Uhr

Mehr Zustimmung zur Sammlung medizinischer Daten unter chronisch Kranken (Foto: boygostockphoto /Fotolia)

Mehr Zustimmung zur Sammlung medizinischer Daten unter chronisch Kranken (Foto: boygostockphoto /Fotolia)


Mit der digitalen Aufbereitung, Speicherung und Weiterleitung ihrer persönlichen Gesundheitsdaten haben die Deutschen kein Problem - aber nur unter einer Bedingung.

Die elektronische Gesundheitskarte kommt bei der Mehrheit der Menschen in Deutschland gut an. Wie eine repräsentative Umfrage des  infas Instituts für angewandte Sozialwissenschaft ergab, finden es 55 Prozent der Befragten viel zu mühsam, bei jedem Arztwechsel alle relevanten Informationen immer wieder neu mitteilen zu müssen. Bei chronisch kranken Menschen trifft dies sogar auf 61 Prozent zu. Für die Studie wurden 2001 Personen ab 18 Jahren befragt.

Bei aller digitalen Transparenz: Der großen Mehrheit der Befragten (92 Prozent) ist es dabei sehr wichtig, selbst zu bestimmen, welche Daten sie wem anvertrauen – und zwar altersunabhängig. Sie wollen die Kontrolle über die Nutzung ihrer medizinischen Daten beibehalten.

Zugriff auf sensible Daten

59 Prozent der Befragten befürworten die Einführung einer elektronischen Patientenakte (ePA). Dabei liegt die Zustimmung bei Männern mit 64 Prozent deutlich höher als bei Frauen mit nur 54 Prozent. Wer mindestens einmal pro Monat einen Arzt aufsucht, tut dies sogar mit einer Zustimmung von 73 Prozent.

85 Prozent der Befragten sehen einen Vorteil der ePA im medizinischen Notfall, bei dem dann alle wichtigen medizinischen Daten vorliegen würden. 78 Prozent gehen davon aus, dass Ärzte die Patienten mit der ePA besser behandeln können, weil sie sich ein umfassenderes Bild vom Patienten machen können. 80 Prozent erwarten einen geringeren bürokratischen Aufwand durch die ePA.

Frauen kritischer

Allerdings werden auch die Nachteile der ePA gesehen. 71 Prozent meinen, dass zu viele Personen Zugriff auf sensible Daten hätten. 76 Prozent erwarten einen leichteren Missbrauch der medizinischen Daten durch Unbeteiligte. 85 Prozent sehen dagegen Vorteile für die medizinische Forschung. Ebenfalls 85 Prozent würde die Möglichkeit nutzen, auf die eigene ePA zuzugreifen.

Hinsichtlich der generellen Sammlung medizinischer Daten sprechen sich 72 Prozent für eine verstärkte Nutzung von medizinischen Daten für wissenschaftliche Zwecke aus. Ein ähnlich hoher Anteil (74 Prozent) glaubt, dass die medizinische Versorgung durch die elektronische Erfassung medizinischer Daten verbessert werden könnte. Grundsätzlich haben 71 Prozent kein Problem mit der Speicherung ihrer medizinischen Daten, wenn sie wissen, was genau über sie gespeichert wird.

Bei der Einstellung zum Datenschutz im Allgemeinen zeigt sich, dass Frauen insgesamt eine kritischere Einstellung zum Datenschutz haben als Männer. Zudem ist auffällig, dass Menschen, die älter als 30 Jahre sind, eine vorsichtigere Einstellung zum Datenschutz haben, während die jüngere Generation (18 bis 30) eine eher nutzenorientierte Einstellung dazu hat. Personen, die unter einer chronischen Krankheit leiden, sehen den Datenschutz weniger kritisch als Menschen ohne chronische Erkrankung.


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