Mitgliederversammlung des BAH

Gröhe: Balance zwischen Innovation und Bezahlbarkeit

Berlin - 24.09.2015, 08:30 Uhr

Gesundheitsminister Gröhe (re.) auf der Mitgliederversammlung des BAH. Mit dem Selbstmedikationspreis ausgezeichnet wurde Prof. Dr. Marion Schaefer. BAH-Vorstandsvorsitzender Jörg Wieczorek überreichte den Preis. (Foto: DAZ/diz)

Gesundheitsminister Gröhe (re.) auf der Mitgliederversammlung des BAH. Mit dem Selbstmedikationspreis ausgezeichnet wurde Prof. Dr. Marion Schaefer. BAH-Vorstandsvorsitzender Jörg Wieczorek überreichte den Preis. (Foto: DAZ/diz)


Das Spannungsverhältnis zwischen Innovation, Bezahlbarkeit und Sicherheit stand im Mittelpunkt der Grußworte von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe auf der 61. Mitgliederversammlung des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH) am 23. September in Berlin. Er forderte die Arzneihersteller auf, vor allem das Problem der Antibiotikaresistenzen anzugehen. Gröhe stellte heraus, dass in Deutschland auch die Selbstmedikation dazu beiträgt, das Gesundheitswesen finanzierbar zu halten.

Sparen am Arzneimittel habe leider Vorrang vor dem Sparen mit Arzneimittel, so Jörg Wieczorek, Vorstandsvorsitzender des BAH. Aber Deutschland brauche ein effizientes Gesundheitswesen, in dem Ärzte, Apotheker, Krankenkassen und Arzneimittelhersteller zusammenarbeiten. Wieczorek betonte, dass die Selbstmedikation eine wesentliche Säule des Gesundheitswesens darstelle: „Jede zweite verkaufte Packung ist ein Präparat für die Selbstmedikation.“ Zusammen mit der Beratung in der Apotheke trage sie zur Gesundung der Menschen bei. Wie ein vom BAH in Auftrag gegebenes Gutachten zeige, spare 1 Euro, der in die Selbstmedikation investiert werde, 14 Euro in der gesetzlichen Krankenversicherung. „Aber“, so Wieczorek, eine gute Arzneimittelversorgung ist nicht zum Nulltarif möglich.“ Die Rahmenbedingungen müssten stimmen.

Gröhe will deutsches Apothekensystem verteidigen

Bundesgesundheitsminister Gröhe, der als Gastredner eingeladen war, lobte die bewährte Apothekenlandschaft in Deutschland: Er werde das Apothekensystem in Deutschland und in Brüssel verteidigen. Um seine Aussage zu unterstreichen, zitierte er den französischen Schriftsteller Jules Romains, der den Vergleich wagte: „Ein Arzt ohne erstklassigen Apotheker ist wie ein General ohne Artillerie.“ Vor diesem Hintergrund seien auch, so Gröhe, innovative Arzneimittel unverzichtbar. Allerdings, so der Bundesgesundheitsminister, gehe es neben der Innovation auch um die Bezahlbarkeit und Sicherheit der Arzneimittel. Daher sei es wichtig, die Balance zu finden zwischen Innovation, einem nachgewiesenen Nutzen und der Bezahlbarkeit zu finden. Auch Generika haben ein Weiterentwicklungspotenzial, fügte Gröhe hinzu.

Ein Anliegen des Bundesgesundheitsministers ist es, die Entwicklung neuer Antibiotika voranzutreiben, um Waffen gegen die Antibiotikaresistenzen zu haben, wobei neue Antibiotika allerdings bezahlbar sein sollten. Dies werde, so Gröhe, ebenso auf der Agenda des Pharma-Dialogs stehen wie die Lieferengpässe.

BAH-Selbstmedikationspreis für Marion Schaefer

Am Ende seiner Grußworte würdigte Gröhe die Verdienste von Prof. Dr. Marion Schaefer, die im Rahmen der BAH-Veranstaltung den BAH-Selbstmedikationspreis erhielt. Die renommierte Pharmazeutin und Wissenschaftlerin habe sich, so Gröhe, um die Etablierung der Pharmazeutischen Betreuung und des Medikationsmanagements verdient gemacht. Der BAH-Vorstandsvorsitzende Wieczorek stellte in seiner Laudatio die Verdienste Schaefers um die Selbstmedikation, die Eigenverantwortlichkeit und Selbstbestimmung der Menschen im Gesundheitssystem heraus. Schaefer ist seit 15 Jahren Leiterin des Masterstudiengangs Consumer Health Care, der sich eines großen Zuspruchs erfreue, was nicht selbstverständlich sei, so Wieczorek. Darüber hinaus ist sie auch Leiterin der Arbeitsgruppe Allgemeinpharmazie der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft. Wieczorek bezeichnete Schaefer als eine Art Schnittstellenmensch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, aber sie sei und werde „keine vergeistigte Professorin“, sondern von einer menschlich sehr angenehmen Art.


Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.