Kompromiss zum AVWL-Ausstieg

Aktiendeal: ARZ Haan legt drauf

Berlin - 24.09.2015, 15:25 Uhr

Das lange Ringen um ARZ Haan soll bald ein Ende finden. (Foto: ARZ Haan)

Das lange Ringen um ARZ Haan soll bald ein Ende finden. (Foto: ARZ Haan)


Am kommenden Montagabend soll der über zwei Jahre tobende Bruderstreit um die Aktienanteile des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe (AVWL) am Apothekenrechenzentrum ARZ Haan seinen gütlichen Ausgang finden. Der AVWL hat seine Mitglieder zu einer Sondersitzung zusammengetrommelt, um über das in monatelangen Verhandlungen erzielte Kaufangebot zu beraten und abzustimmen. Der Preis liegt deutlich über den bislang von ARZ Haan gebotenen 29,50 Euro. Klappt der Deal, fließen schätzungsweise etwas über 15 Millionen Euro in die Kasse des AVWL.

Bis zur Mitgliederversammlung am Montagabend haben ARZ Haan und der AVWL Stillschweigen über den Kaufpreis vereinbart. Allerdings können sich die Mitglieder des AVWL unter dem Siegel absoluter Verschwiegenheit über die Sachlage vorab informieren. In einem abgesperrten Raum der neuen AVWL-Geschäftsstelle liegen die Unterlagen aus. Wer Einblick nehmen will, muss sich als AVWL-Mitglied ausweisen und eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben. In Top-Secret-Geheimdienstatmosphäre können die Unterlagen nur in Anwesenheit eines AVWL-Mitarbeiters studiert werden. Fotos oder Kopien sind nicht erlaubt. Nachfragen werden beantwortet. Wer plaudert, muss mit Konsequenzen rechnen.

Das Interesse am Noch-Geheimdeal ist allerdings gering: Bislang haben nur wenige AVWL-Mitglieder in der neuen Zentrale angeklopft und Einblick verlangt. Ob die Neugier noch steigt, ist offen. Der AVWL erwartet zur Sonder-MV die übliche Besucherzahl, so um die 50 Mitglieder.

Für den AVWL ein Erfolg nach langem Ringen

Der Kaufpreis für die AVWL-Anteile dürfte allerdings keine große Überraschung mehr auslösen. Um die 34 Euro je Anteil sollten nach Schätzung von Bilanzexperten herausspringen, unterm Strich etwas mehr als 15 Millionen Euro. Somit wird AVWL-Chef Klaus Michels auf jeden Fall nach langem Ringen einen Erfolg verbuchen können. ARZ Haan hatte alles unternommen, sich arm zu rechnen und seinen Aktienwert nach unten zu drücken. Letzten November senkte das Rechenzentrum seinen Aktienkurs von 28,59 auf 27,65 Euro. Der Höchstwert lag schon mal bei über 36 Euro.

Der AVWL will seinen Aktienanteil wegen unterschiedlicher Auffassungen über die Unternehmenspolitik verkaufen und hatte daher den Stimmrechtsvertrag zum 31. Dezember 2013 gekündigt. ARZ Haan und die verbleibenden Aktionäre apoBank und der Apothekerverband Nordrhein wollten maximal 29,50 Euro pro Aktie bezahlen. Der AVWL sah den Wert deutlich darüber. Bis zuletzt stellte sich ARZ Haan stur.

Vor einem Jahr war es auf der ARZ Haan Hauptversammlung darüber zu einem offenen Streit gekommen. Der AVWL legte Widerspruch gegen die Beschlussfassung über die Höhe der Abfindung ein und reichte Klage ein. Hinter verschlossenen Türen wurde inzwischen weiter um eine außergerichtliche Lösung gerungen. Die Klage und der drohende Prozess hat ARZ Haan offensichtlich geschmeidiger werden lassen. Auf Seiten von AVWL-Chef Michels war man stets überzeugt, dass die Bilanzdaten bei einer neutralen Prüfung einen Aktienwert weit jenseits der 30 Euro-Marke hergeben müssten.

Eine richterliche Bilanzanalyse ist jetzt nicht mehr erforderlich. Der AVWL hält 272.000 ARZ Haan Stammaktien sowie über die RZV Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH 181.333 weiter Aktien.

Neben dem Kaufpreis für dieses AVWL-Paket soll die ebenfalls an ARZ Haan beteiligte apoBank Anteile abgeben, um das Aktionärsgleichgewicht mit dem Apothekerverband Nordrhein wieder herzustellen.

Der bisherige Vorschlag sah vor, dass ARZ Haan von der apoBank 121.591 Stammaktien sowie 181.333 Aktien aus ihrer Beteiligung an der RZV Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH zurücknimmt. Dafür müsste ARZ Haan jetzt zusätzlich circa zehn Millionen Euro an die apoBank zahlen. Der Gesamtwert der Neuordnung betrüge somit gut 25 Millionen Euro, die ARZ Haan aus seinen Rücklagen finanzieren müsste.  


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