Apothekenhonorierung

Plan B in der Diskussion

Kiel - 17.09.2015, 11:25 Uhr

Gerd Ehmen, Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein (Foto: Müller-Bohn).

Gerd Ehmen, Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein (Foto: Müller-Bohn).


In der ABDA wird offenbar über einen „Plan B“ für die Apothekenhonorierung diskutiert. Falls keine akzeptable Methodik für die Erhöhung des Festzuschlags gefunden wird, sollten neue Strukturkomponenten eingeführt werden, die sich am Versorgungszeitraum für die Versicherten orientieren könnten. Dies kam bei einer Diskussion während der gestrigen Kammerversammlung der Apothekerkammer Schleswig-Holstein in Kiel zur Sprache.

In seinem Bericht erklärte Kammerpräsident Gerd Ehmen, die bestehenden großen Finanzpolster der GKV würden jetzt abschmelzen. Wenn die Mittel knapper werden, bestehe die Gefahr, dass die Apotheken auf die Funktion eines Kostenfaktors reduziert würden. Außerdem entstehe durch hohe Rabatte für OTC-Arzneimittel der Eindruck, es gehe auch billiger. „Die Politik wird aufgrund dieses Außeneindrucks entscheiden“, mahnte Ehmen. Daher müssten die Apotheker zeigen, was nötig sei, um das seit über 50 Jahren „super“ funktionierende System zu erhalten. Der Festzuschlag werde dabei zu einer gefährlichen Stellschraube. Seine Funktion werde schwächer, weil sich der Markt insbesondere durch Hochpreiser verändere. Darum müsse man darüber nachdenken, ob das pauschale Entlohnen für pauschale Dienste zukunftsfähig sei. Nachdem der Notdienst bereits gesondert honoriert wird, stelle sich die Frage, ob die Leistungsbeschreibung weiter aufgegliedert werden solle. Dies betreffe Beratungsleistungen, wie sie bei ARMIN getestet werden, die Rezeptur und Defektur, die Dokumentation und aufwendige Bemühungen um die Versorgung einzelner Patienten, beispielsweise bei Krankenhausentlassungen am Freitagnachmittag. „Eine Stunde Arbeit für einen Patienten ist da rein gar nichts – und das alles für den Fixzuschlag“, so Ehmen.

Ärger über ABDA-Einblick

In der Diskussion beklagte der Delegierte Ulrich Ströh, dass die ABDA in ihrer Publikation „Einblick“ kürzlich ihre Honorartaktik „mitten im Fluss“ verändert habe. Zurückzurudern sei ein „fatales Signal“. Insbesondere mit Blick auf die Arbeitsplatzwahl junger Apotheker müssten die Apotheken mehr Geld erhalten. „Wir werden in fünf Jahren ein Riesen-Nachwuchs-Problem haben“, mahnte Ströh. Daher hätte die ABDA längst eine neue Rechenmethodik für die Anpassung des Festzuschlags präsentieren sollen. Wenn die Apotheker jetzt nicht mehr bekämen, würden sie auch später nicht mehr erhalten, fürchtet Ströh. Ehmen entgegnete, die Ministerien würden bereits an einem Modell arbeiten, und es gäbe auch Gespräche über andere Honoraraspekte.

Der Delegierte Dr. Kai Christiansen, der auch stellvertretender Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein ist, berichtete über Gespräche zwischen dem Verband und dem ABDA-Vorstand. Demnach habe die ABDA die Forderung nach einem höheren Festzuschlag nicht aufgegeben, sondern nur an die zweite Stelle gerückt. Zunächst müsse eine neue Rechenmethodik gefunden werden, wobei über zehn Prozent Abschlag für Mehrumsätze diskutiert werden. Der Apothekerverband Schleswig-Holstein habe dagegen ganz neue Ansätze wie eine Zeitraum- oder Versicherten-bezogene Honorierung ins Gespräch gebracht. Doch die ABDA sehe dies derzeit nur als „Plan B“ für den Fall, dass der Festzuschlag nicht erhöht werde. Dann könnten solche neuen Strukturkomponenten wie bei der Notdiensthonorierung geschaffen werden. 


Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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