DAZ Wochenschau

MCP-Tropfen in neuer Dosierung, Ibuprofen mit neuer Packungsbeilage

Stuttgart - 01.08.2015, 06:00 Uhr

Fotos: scottchan, gena96 - Fotolia.com; Montage: DAZ/ekr

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Die EMA hatte das Risiko neurologischer Nebenwirkungen von Metoclopramid geprüft mit dem Ergebnis, dass alle hochdosierten MCP-Tropfen europaweit vom Markt verschwinden mussten. Jetzt kommen in Deutschland die ersten niedrigdosierten Präparate auf den Markt. Die EMA hatte auch das kardiovaskuläre Risiko einer Ibuprofen-Therapie unter die Lupe genommen, mit dem Ergebnis, dass die Produktinformationen angepasst werden müssen. Und Stiftung Warentest hat Rotklee, Soja und Traubensilberkerze zur Linderung von Wechseljahresbeschwerden bewertet, mit vernichtendem Ergebnis.

MCP-Tropfen wieder verfügbar

Mit dem Zulassungswiderruf oraler Metoclopramid(MCP)-haltiger Liquida in einer Konzentration höher als 1 mg/ml wurde im April 2014 ein EMA-Beschluss zur Risikominimierung einer Therapie mit MCP-haltigen Arzneimitteln umgesetzt. Damit mussten auf einen Schlag in Deutschland alle MCP-haltigen Tropfen aus dem Handel genommen werden, denn Tropfen mit der noch erlaubten Konzentration von 1 mg/ml standen in Deutschland nicht zur Verfügung und mussten neu zugelassen werden. Zum 1. August kommen nun die ersten Präparate in dieser Konzentration auf den Markt. Teva macht mit den Marken Ratiopharm und AbZ den Anfang.

Neue Warnhinweise für Ibuprofen

Auch die Risiken von Ibuprofen sind von der EMA unter die Lupe genommen worden. Das Ergebnis: das kardiovaskuläre Risiko von Ibuprofen in einer Dosierung von mehr als 2400 mg/Tag ist ähnlich hoch wie das von Diclofenac und selektiver COX-2-Inhibitoren. Daraus ergeben sich neue Anwendungsbeschränkungen und Warnhinweise. Bis zum 16. Oktober müssen alle Zulassungsinhaber Ibuprofen-haltiger Arzneimittel ihre Produktinformationen entsprechend aktualisieren.

Ibuprofen plus ASS?

Ibuprofen kann die Thrombozytenaggregations-hemmende Wirkung von niedrigdosierter Acetylsalicylsäure aufheben, das legen experimentelle Daten nahe. Die klinische Relevanz dieser Interaktion ist unklar. In den neuen Ibuprofen-Produktinformationen wird zu finden sein, dass die gleichzeitige Verabreichung von Ibuprofen und ASS nicht empfohlen wird. Bei gelegentlicher Anwendung von Ibuprofen wird eine Einschränkung der kardioprotektiven ASS-Wirkung als unwahrscheinlich angesehen, bei regelmäßiger Langzeitanwendung kann dies jedoch nicht ausgeschlossen werden. 

Neue Kontraindikationen für Denosumab (Xgeva®)

Bei einem von zehn mit Xgeva® behandelten Patienten muss mit einer Kiefernekrose gerechnet werden. Um das Risiko zu minimieren, darf es nicht mehr bei Patienten mit nicht verheilten Läsionen aus Zahnoperationen oder aus Operationen im Mundbereich angewendet werden.

Neue Cholesterol-Senker

Hohe Cholesterol-Werte lassen sich mit Statinen senken, aber nicht immer ausreichend. PCSK-9-Inhibitoren könnten eine Alternative sein. Mit Evolucumab (Repatha®) wurde vor Kurzem der erste Vertreter für Europa zugelassen, ein weiterer Vertreter, Alirocumab (Praluent®), wurde soeben zur Zulassung empfohlen.

Phytos keine Option?

Präparate mit Rotklee, Soja oder Traubensilberkerze sollen Wechseljahresbeschwerden lindern. Die Tester von Stiftung Warentest wollten das überprüfen und haben Nahrungsergänzungsmittel aus dem Drogeriemarkt und drei pflanzliche Arzneimittel aus der Apotheke unter die Lupe genommen. Ihr Fazit: Unschädlichkeit und Nutzen sind nicht ausreichend belegt.

Babypflegecremes unter der Lupe

Die Tester von Ökotest haben Babypflegecremes unter die Lupe genommen und dabei nach problematischen Inhaltsstoffen wie Parabene, Formaldehyd, allergieauslösenden Duftstoffen und umstrittenen Substanzen wie Aluminium gefahndet. Für Eigenmarken von Rossmann, Kaufland, Müller und dm konnten sie die Note "Sehr gut" vergeben. Aber auch entsprechende Produkte von Sebamed und Calendula Pflegecreme von Weleda zählen zu den Testsiegern.

Notfallkontrazeptiva: Apotheker im Visier

Nach der Entlassung aus der Rezeptpflicht sind die Verkaufszahlen der Notfallkontrazeptiva gestiegen. Die Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe Birgit Seelbach-Göbel weiß warum: Die Apotheker beraten nicht gründlich genug. Das kann nicht unkommentiert bleiben.


Dr. Doris Uhl (du), Apothekerin
Chefredaktion DAZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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