BPI widerspricht Glaeske

„Pauschalierungen sind immer falsch“

18.03.2015, 15:15 Uhr

Gerd Glaeskes Pharmakritik kommt beim BPI nicht gut an. (Foto: Schelbert)

Gerd Glaeskes Pharmakritik kommt beim BPI nicht gut an. (Foto: Schelbert)


Stuttgart - Professor Dr. Gerd Glaeske hatte am vergangenen Wochenende auf dem Westfälisch-lippischen Apothekertag gefordert, alle im Markt befindlichen Arzneimittel hinsichtlich ihres Nutzens auf den Prüfstand zu stellen. Der Patientennutzen sei nicht Gegenstand der Zulassung und ist in seinen Augen in vielen Fällen nicht erwiesen. Bei den Herstellern müsse ein Zeichen gesetzt werden, dass sie nicht mehr wie bisher mit allem durchkämen, so Glaeske. Während Glaeskes Forderung nach evidenzbasierter Entscheidungsfindung in der Apotheke bei den Zuhörern durchaus Anklang fand, stießen sie beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) auf wenig Gegenliebe.

Nach Auffassung des BPI wird es Zeit, dass auch Prof. Gerd Glaeske versteht: „auch OTC-Arzneimittel haben in der Regel eine Zulassung und damit ihre Wirksamkeit, Qualität und Unbedenklichkeit erwiesen“. Mit seinen pauschalen Anwürfen und Behauptungen, Hersteller würden bis dato „mit allem durch kommen“ verunglimpfe er besonders sichere und nebenwirkungsarme Arzneimittel, die Jahr für Jahr Menschen helfen, kontert der BPI in einer Pressemitteilung. Es sei bedenklich, wenn Pauschalurteile den gesamten Markt der nicht verschreibungspflichtigen Arzneimittel darstellten, als seien diese Arzneimittel nicht wirksam oder gar gefährlich. Solche Behauptungen seien nicht redlich und würden, so der BPI, durch Wiederholung nicht richtiger.

Glaeske hatte im Rahmen seines Vortrags den Nutzen zahlreicher OTC-Arzneimittel in Frage gestellt, weil die Studienlage in seinen Augen einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht standhält. Sein besonderes Steckenpferd sind hier Kombinationspräparate wie Thomapyrin®, Wick Medinait® oder Aspirin® Complex. Kombinationspräparate, so Glaeske, hätten nur dann eine Berechtigung, wenn eine größere Patientengruppe von der Zusammenstellung der Wirkstoffe profitiere, z. B. wenn die Kombination besser wirksam oder verträglicher sei als die Einzelmittel. Dies sei jedoch selten. Dass die entsprechenden Präparate von Apothekern häufig empfohlen würden, hatte Glaeske in der Vergangenheit immer wieder medienwirksam kritisiert. Apotheker sollten sich von Studienergebnissen und ihren persönlichen Erfahrungen leiten lassen, aber nicht von Werbeversprechen und Marketingaussagen der pharmazeutischen Hersteller. Die Apotheker seien die Gegenöffentlichkeit zu den rein ökonomisch interessierten Anbietern. Denn wer nur wirtschaftliche Interessen verfolge, könne gar nicht wertfrei und unabhängig argumentieren.


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