Interpharm POP-Symposium

Medikationsmanagement – von 0 auf 100

06.03.2015, 17:05 Uhr

Olaf Rose beim POP-Symposium im Rahmen der Interpharm. (Foto: DAZ)

Olaf Rose beim POP-Symposium im Rahmen der Interpharm. (Foto: DAZ)


Hamburg - Mit der Verabschiedung des Perspektivpapiers auf dem Apothekertag in München hat sich der Berufsstand zum Thema Medikationsmanagement klar positioniert. Ein entscheidendes Datum für die Zukunft des Berufsstandes wird der 1. Oktober 2016 sein, der Start des e-Health-Gesetzes und des Medikationsplans sein. Bis dahin ist es jedoch ein weiter Weg. Die Apotheker Olaf Rose und Christian Schulz gaben im Rahmen des POP-Symposiums auf der Interpharm einen Einblick in den Stand des Medikationsmanagementes im Jahr 2015 und wie man es in der Apotheke umsetzen kann.

„Medikationsmanagement 2015 neue Erkenntnisse, neue Projekte“ lautete der Titel des Vortrags mit dem Apotheker und PharmD Olaf Rose aus Münster das POP-Symposium eröffnete. Die Einführung des Medikationsplans sei eine Art Reset  für die pharmazeutische Tätigkeit. Wenn wir diesen Wandel verpassen, davon ist Rose überzeugt, würde uns das um Jahre zurückwerfen. Aber wo stehen wir jetzt? Leider gäbe es, was die Ausbildung betrifft nicht viel Neues. Die etablierten Ausbildungskonzepte wie APO-AMTS und ATHINA laufen nach wie vor. Neu dazugekommen seien in dieser Hinsicht in Deutschland lediglich die Leitlinie sowie ein Curriculum der Bundesapothekerkammer zum Medikationsmanagement.

In der Praxis gäbe es noch Verträge mit Krankenkassen, wie ARMIN und der TKK-Arzneimittelcoach, bei denen die Medikationsananalyse auch entsprechend vergütet werde. Von der von der ABDA durchgeführten PHARM-CHF Studie werde es leider noch eine Weile dauen, bis es belastbare Daten zum Nutzen der Intervention durch Apotheker gibt. Aber die WestGem-Studie, die erste große Studie zum Medikationsmanagement, bei der niedergelassene Ärzte, Pflegeberatung und spezialisierte Pharmazeuten zusammenarbeiten, solle im Jahr 2015 abgeschlossen werden. Spannend seien hier schon jetzt, so Rose, die Erfahrungen aus der interprofessionellen Zusammenarbeit. Während sich einige Vorurteile ungeschönt bestätigten, gäbe es aber durchaus auch viel Zuspruch seitens der Ärzte.

Ein Kritikpunkt sei zum Beispiel, so Rose, die in den Augen der Ärzte „realitätsferne“ Medikationsanalyse nach Lehrbuch. Ein guter Einstieg in das Thema Medikationsmanagement sei auf jeden Fall ein Medikationsplan. Denn dessen Abgleich zwänge Ärzte und Apotheker zur Zusammenarbeit. Insbesondere anhand von Medikamenten, die der Patient nimmt, ohne dass der Arzt davon weiß, und der Apotheker ihn darüber informiert, ließen sich viele Mediziner vom Nutzen dieser Zusammenarbeit überzeugen. Man müsse vermitteln, dass es nicht darum ginge schlauer zu sein, sondern darum Fehler zu vermeiden und das zum allseitigen Nutzen.

Wie ein Schweizer Taschenmesser

Um den Einstieg ins Medikationsmanagement mit praktischen Tipps ging es dann im zweiten Vortrag des Vormittags. Bis Oktober 2016 und der Einführung des Medikationsplans sei es, so Apotheker Christian Schulz, noch eine Weile hin. Es gäbe also keinen Anlass in Panik zu geraten, aber Zeit zu verlieren habe man auch nicht. Schulz zufolge ist die Situation ein wenig wie ein Schweizer Messer: Es sei alles vorhanden, was man braucht, man müsse es nur entfalten. Aus seiner Erfahrung seien die Ressourcen, die notwendig sind, um ein Medikationsmanagement zu implementieren, bereits in jeder Apotheke vorhanden.

Dazu gehöre beispielsweise das Wissen über Pharmakologie und klinischer Pharmazie sowie das Bewusstsein, Probleme bei der Therapie zu erkennen und tragfähige Lösungen anzustoßen. Die weiteren Bausteine seien dann das Apothekenteam selbst, die verfügbaren Daten, das Vorhandensein der notwendigen zeitlichen und räumlichen Ressource, die kommunikativen Fähigkeiten des pharmazeutischen Personals, die Vernetzung mit weiteren Apotheken, mit kooperativen Arztpraxen und weiteren Leistungserbringern wie Seniorenheimen und Pflegediensten, die den Einstieg und auch die Durchführung des MTM sehr erleichtert und letztendlich die kontinuierliche Aus-, Fort- und Weiterbildung. Denn man dürfe nicht nur anfangen, sondern man müsse die Sache auch voranbringen.

Die vorhandenen Potenziale müsse man (er-)kennen, Probleme anstoßen, die Fähigkeiten ausbauen und entsprechenden Angebote entwickeln. Dies führe dann letztendlich dazu, dass das eigene Profil geschärft und die gesetzten Ziele erreicht werden könnten. Vor allem die Bedeutung der Kommunikation stellte Schulz in den Vordergrund und zwar sowohl die mit den Patienten, als auch die mit den Ärzten. Man dürfe auf keinen Fall verschrecken, sondern man müsse begeistern. Zudem sei es wichtig, Optimierungsschleifen mit einer Fehler- und Lösungskultur zu entwickeln. Dann stünden die Chancen gut, davon ist Schulz überzeugt, dass sich das Fließgleichgewicht beim Medikationsmanagement bei allen Beteiligten Richtung Erkenntnis verschiebt.


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