Das letzte Jahr

Mein liebes Tagebuch

29.12.2013, 08:00 Uhr


Mein liebes Tagebuch, dick bist Du geworden in diesem Jahr. Kein Wunder, es gab viel Stoff. Jetzt versuchen wir mal, ein kleines Resümee zu ziehen. Alles in Kurzfassung geht nicht, nur das Wichtigste. Das Allerwichtigste. Also, dann nehmen wir uns die ABDA untern Arm und laufen los durchs Jahr. Du weißt doch, mit ihr – unserer lieben ABDA – macht es immer am meisten Spaß. Alles so schön transparent und offen. Also ja, wirklich. Nun komm … Und am Schluss darf jeder selbst entscheiden, ob er mit Sekt oder Selters auf dieses Jahr anstoßen mag.

Drei neue Könige, genauer gesagt, zwei neue und ein alter zogen im Januar in die Berliner Herberge ein: Schmidt, Kiefer und Becker. Der Oberste von ihnen brachte sogar neue Ideen mit und nicht nur Weihrauch. Friedemann Schmidt zeigte sich offen, er diskutierte in Foren mit und plädierte für einen Runden Tisch. Wie schön, mein liebes Tagebuch, sollten wir endlich nach mittelalterlichem Wir-da-oben-ihr-da-unten-Gehabe, nach feudalen ABDA-Fürsten-Spielchen in einer offeneren Zeit der transparenten Sachdiskussionen angekommen sein? Sollte die Politik nach Gutsherrenart unserer Berufsvertretung ein Ende haben? Gemach. Selbst der eine oder andere ABDA-Insider wollte dem Braten nicht recht trauen (Diefenbach: „Ist die ABDA noch zeitgemäß?“).

Ein Sahne-, oder besser, kaltes Schneehäubchen gab‘s im ­Januar für die ABDA: Pressesprecher Martius geht. Ui, ui, ui, ABDA allein zu Haus, so ganz ohne Pressesprecher? Ha, ha, sagte sich die ABDA, alles neu macht der Mai. Und – Hokuspokus Simsalabim – da war er, ein neuer ABDA-Pressesprecher. So ganz geglückt war das Zauberkunststückchen allerdings nicht. Er, der Neue, war noch keinen Tag im Amt, da trennte man sich wieder von ihm. Die Gründe fanden sich im Internet – gar nicht nett. Eine saublöde Geschichte, räumte unser  ABDA-Präsident ein. Schmidts Fazit: „Shit happens.“ Und seitdem: Die ABDA sucht, heißt es. Zwischendurch war schon mal die Rede davon, dass im Herbst ein neuer Name präsentiert werden könnte. Der Herbst ist vorbei. ABDA pressesprecherlos. Noch immer. Aber nicht sprachlos. Mag denn keiner auf diesen Posten? Wer hat denn da Angst vorm Schleudersitz? Ach Gott, mein liebes Tagebuch, wie sind wir wieder böse.

Mitte Februar dann: die ABDA in Klausur. Heraus kam, ja, nicht nur heiße Luft. Die ABDA will sich mehr in politische Diskussionen einbringen (aber keinen teuren Apothekerstand mehr auf Parteitagen), sie will mehr und offenere Diskussionen innerhalb der Apothekerschaft (wir haben’s gehört), auch im Internet, vielleicht auf einer eigenen Plattform. Auch die Honorierung soll überdacht werden (aber keine Revolution). Weiter: ein patienten-orientiertes Leitbild des Apothekers soll entwickelt werden (spät, aber hoffentlich nicht zu spät). Aufs Medikationsmanagement und die klinische Pharmazie (wir schreiben das Jahr 2013!) soll größeres Gewicht gelegt werden, was langfristig in ungefähr zehn Jahren zur Überarbeitung der Approbationsordnung führen muss, so der ABDA-Präsident (dann schreiben wir das Jahr 2023! – geht das nicht schneller?). Ja, und dann kam auch die Datenklauaffäre eines Ex-Pressesprechers – und was damit so alles zusammenhing – auf den Tisch, jedenfalls ein bisschen, mit Kritik an der Arbeit der bisherigen Verbandsführung, so hieß es. Aber sicher nur eine klitzekleine Kritik, denn unterm Strich, liebes Tagebuch, gab’s ja einen offiziellen dicken – nein, keinen Kuss, aber einen – Vertrauensbeweis für die Standesvertretung und die Struktur der ABDA wurde nicht infrage gestellt. Auch wenn das Apothekerhaus Risse bekam und der Putz bröckelte. Ja, ja, mein liebes Tagebuch, die schönen Millionen für einen aus den Nähten platzenden Prachtbau, für Büros kaum tauglich, fürs Repräsentieren fragwürdig. Und der eine oder andere hätte ihn nun doch am liebsten los, wie zu hören war.

Dennoch, frischen Mutes unser ABDA-Präsident am Jahresanfang. Im Februar traf er sich, wie versprochen, mit der Initiative „Aufbruch Apotheke“, na mein Tagebuch, du weißt schon, das sind die, die lautstark und im Internet die ABDA-Politik hinterfragen. Gut so. Man redete miteinander – und nicht übereinander. Nicht mehr und nicht weniger. Aber dabei blieb’s dann auch.

Egal, der Mut verließ den Präsidenten nicht. Klare berufspolitische Signale im März auf der Interpharm vom ABDA-Präsidenten: Es soll ein Leitbild für den Apothekerberuf entwickelt werden, näher ran an den Patienten, es muss über eine Änderung der Apothekerausbildung nachgedacht werden. Außerdem: die Apotheker sollten Dienstleistungen anbieten, die dann auch honoriert werden. Hui, welch frischer Wind, der neue Präsident will’s anpacken. Wie fein.

Ganz forsch der Präses auch im April auf dem Sächsischen Apothekertag: „Wir brauchen den Apotheker 2.0.“ Meine Güte, welch Worte von enormer Tragweite! Er meinte damit den Apotheker, der seine Beratung ausbaut in Richtung Medikationsmanager, der neue Dienstleistungen anbietet und auf Augenhöhe mit Ärzten zusammenarbeitet. Aber, zieht die Basis mit?

Diese Frage musste erst mal hintan gestellt werden, denn im April wurde unserer ABDA das Buch der Wahrheit auf den Tisch gelegt. Ja, mein liebes Tagebuch, die von der ABDA beauftragte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hatte ihren Untersuchungsbericht vorgelegt. Klar, in zwei Fassungen, eine für intern und eine für extern. In beiden soll so in etwa das Gleiche dringestanden haben, sagte die ABDA-Spitze. Einsehen durfte man die interne Fassung nicht. Denn die soll ein paar persönliche Dinge zu Mitarbeitern enthalten haben. Überhaupt, die interne Fassung durften wohl nur wenige in der ABDA einsehen, sie liegt vermutlich im Tresorraum des Apothekerhauses, gell? Aber was in der Fassung für extern stand, waren schon Offenbarungen: Mein lieber Scholli, dass es in der Berliner Jägerstraße bisweilen schon mal drunter und drüber geht, hatte man gehört und gesteckt bekommen. Aber dass ein ABDA-Stabsstellenleiter Aufträge an das eigene Familienunternehmen vergeben und dann diese Rechnungen selbst abzeichnen durfte, ist starker Tobak. Und was dem Ganzen die Krone aufsetzte: Im Prinzip war dies alles von oben so abgesegnet: Es gab ja keine internen Richtlinien dazu. Der Schlüsselsatz der Prüfer: „Verstöße gegen von der ABDA vorgegebene Organisationsrichtlinien konnten mangels Richtlinien nicht festgestellt werden.“ Mein liebes Tagebuch, einfach genial, oder? Und alle haben weggeschaut. Mit sprudelnden Mitgliedsbeiträgen wirtschaftet es sich einfach einfach. Da fragt man sich doch, was mag da sonst noch so gelaufen sein? Ach übrigens, für die ABDA war das Thema Datenaffäre und Zahlungen an El Pato mit der Veröffentlichung des Prüfberichts abgeschlossen. Sagte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt und setzte den Schlusspunkt.

Der Sommer ist vorbei, es wird langsam Herbst. Der ABDA-Präsident im DAZ-Interview. Mein liebes Tagebuch, das finde ich sympathisch an unserem ABDA-Präsidenten Schmidt: Er ist selbstkritisch und wischt Kritik nicht mit überheblichen Gesten weg. Kein Mensch macht immer alles richtig, auch nicht ein ABDA-Präsident. Und das weiß er, und das räumt er auch offen ein. Im DAZ-Interview wird er mit der Kritik, die auf ihn einprasselte, konfrontiert. „Das geht schon unter die Haut“, gibt er zu, er sei ja kein „Teflon-Mensch“. Und: „Ich bin nicht so glücklich, wie sich das so entwickelt hat.“ Er hatte erkannt, dass es ein kommunikatives Problem ist, seine Ansichten und das, was er möchte, deutlich zu machen. Stimmt. Also, mein liebes Tagebuch, ich glaube ja schon, dass er gute Ideen hat, dass er im Prinzip das Richtige für die Weiterentwicklung des Apothekerberufs will, auch so in Richtung Zukunft und Leitbild. Aber er sollte es vielleicht noch besser, noch klarer, noch häufiger formulieren und nach außen tragen. Es muss ja nicht gleich Facebook oder Twitter sein – … obwohl? Wenn ich Präsident wäre, würde ich mindestens einmal im Monat Überlegungen und Gedanken zu aktuellen Themen, die in der Diskussion stehen, zur Berufspolitik, zu Vorwürfen, zu Interviews in meiner Hauszeitschrift in einer präsidialen Kolumne abdrucken.

Viel Arbeit für die ABDA. Im Juli war‘s durch, vom Bundesrat abgesegnet, das Gesetz mit dem knackigen Wort: Apothekennotdienstsicherstellungsgesetz (ANSG). Ja, das Bürokratiemonster zur Verteilung der 120 Millionen Nachtschichtzulage für Apotheken kommt zum Laufen. Die ANSG-Behörde des Deutschen Apothekerverbands wird in der Berliner Alten Jakobstraße untergebracht. Fast 15 Leute sollen die Arbeit stemmen. Wie schön! So schön sogar, dass sich unser ABDA-Präsident – überglücklich über die ANSG-Almosen – sogleich mit einer Videobotschaft bei der Politik dafür bedankte. Allerdings, das präsidiale ANSG-Werbe­Video erinnerte eher an eine staatstragende Weihnachtsansprache der Kanzlerin. Da fragte man sich doch: Cui bono? Und man wusste: Eigentlich kann er’s besser. War wohl die Sommerhitze. Schwamm drüber.

Es gibt ja auch Wichtigeres zu tun als Filmchen aufzunehmen. Zum Beispiel den Deutschen Apothekertag vorzubereiten. Und da kündigte sich quasi Revolutionäres an: das Leitbild und ein Livestream der berufspolitischen Diskussion. Ups, mein liebes Tagebuch, ein bisschen viel Revolution auf einmal, oder? Für die ABDA. Also, gemach. Zum Leitbild: Da hatte sich eine Arbeitsgruppe hingesetzt, von Januar bis September, und im stillen Kämmerlein einen Entwurf, nein ein Entwürflein fürs Leitbild des Apothekerberufs ausgearbeitet. Also, diese ersten Gedanken (mehr war’s nicht) wurden dann auf dem Apothekertag im Diskussionsforum erstmalig präsentiert. Mein liebes Tagebuch, ist das noch zeitgemäß? Warum wurde das Papier (es ist nur ein Entwurf!) nicht vorab der Berufsöffentlichkeit bekannt gemacht? Warum sollte man sich vorab nicht schon mal einlesen, um dann informiert diskutieren zu können? Andererseits: Was die Arbeitsgruppe da erarbeitet hatte, waren nur vage Skizzen. So gestand der Kopf der Gruppe, ABDA-Vize Arnold, selbst ein: „Ich kann heute nur enttäuschen.“

Und der Apothekertag selbst, wie war er? Mutig, aber nicht übermütig? Wirklich. Na, das „Mutigste“ war das erwähnte dreistündige Live-Diskussionsforum. Offen für alle, live gestreamt ins Internet, ohne Zeitversetzung, quasi im Netz ohne Netz und doppelten Boden. Die ABDA zitterte im Vorfeld. Mein liebes Tagebuch, was hätte da im Forum alles gefragt werden und passieren können. Superkritische Fragen zur ABDA-Politik, zur Personalpolitik, zur Datenklauaffäre, zum Datenhandel, zum ABDA-Haushalt, undsoweiterundsofort. Und was war? Nichts. Die Diskussionen liefen echt supersittlich ab. Keine Entgleisungen, keine Tumulte. Das präsidiale Fazit: „Die ABDA-Struktur ist gut, sie hat sich bewährt, Änderungen sind nicht angedacht.“ Punkt. Aha.

Und der Umgang mit der Antragsflut auf dem Apothekertag? Sicher, formal korrekt, aber na ja. Für „brandgefährlich“ hielt man beispielsweise die Anträge aus Brandenburg mit möglichen Änderungen der Apothekenbetriebsordnung – und verwies sie flugs in die ABDA-Mitgliederversammlung, wo sie dann im Dezember demokratisch beerdigt wurden. Ach ja, ABDA.

Wahlkampf im September. Die ABDA versuchte es in diesem Jahr mit einer Guerilla-Taktik. ABDA, Kammern und Verbände sowie 299 Apothekerinnen und Apotheker hatten die aufwendige Initiative „Gesundheit wählen“ aus der Taufe gehoben. Die Apotheker vor Ort traten mit ihren Bundestagskandidaten vor Ort in den Dialog. Ob’s geholfen hat? Jens Spahn (CDU) schüttete ein Füllhorn über die Apotheker aus („über Honorarerhöhungen nachdenken!“). Das war vor der Wahl. Und danach? Die GroKo (Große Koalition) muss sich erst noch zusammenraufen. Immerhin, Im Koalitionsvertrag steht: „Eine qualitativ hochwertige, sichere und wohnortnahe Arzneimittelversorgung erfordert freiberuflich tätige Apothekerinnen und Apotheker in inhabergeführten Apotheken. An dem bestehenden Mehr- und Fremdbesitzverbot wird festgehalten.“ Na, da sieht unsere ABDA doch Chancen. Warten wir’s ab, liebes Tagebuch.

Ja, das war noch lange nicht alles an Herausforderungen. So nebenbei musste sich unsere Berufsvertretung auch mit dem ABDA-KBV-Modell rumschlagen, das nach drei Jahren Vorgeplänkel endlich Fahrt aufnahm. Und wie! Hoppla. Das Überraschungs-Ei im Oktober: Zum 1. Januar 2014 soll das ABDA-KBV-Modell starten. Und es wird umgetauft: „Armin“ soll das Kind nun heißen. Ob’s damit eher zum Laufen kommt? Es soll erst mal klein anfangen mit Medikationskatalog und Wirkstoffverordnung. Erst zur Jahresmitte 2014 soll dann das Medikationsmanagement dazu kommen. Echt cool, oder? Aber so echte Freude war bei den Apothekerinnen und Apothekern, bei der Basis nicht zu spüren. Sind halt alles Realisten, gell?

Zurück zur Mammutaufgabe der ABDA: das neue Leitbild. Nach dem Apothekertag war man wild entschlossen, es hinauszutragen, in die Kammern und Verbände, an die Basis. Und dort kam‘s an, so richtig. Die Nordrheiner halten die auf dem Apothekertag angestoßene Diskussion über das neue Leitbild für orientierungslos und „streng nach Wort-Definition“ für „nicht zielführend“. Waren wohl Missverständnisse, oder? Unser ABDA-Präsident jedenfalls erklärte, wie’s laufen soll, und rollte seinen Plan fürs Procedere aus. Mithilfe einer neuen Agentur („Cyrano“), die nebenbei auch ein bisschen für PR und Image sorgen soll (alles für 6 Mio. Euro in drei Jahren), sollen sechs Schritte getan werden, die schnurstracks zum neuen Leitbild führen. Auf dem Weg dorthin finden sich Diskussionen in den Kammern und Verbänden (hat schon begonnen), es soll eine Internetplattform eingerichtet werden, auf der die Basis, also alle, mitdiskutieren können. Und dann, mein liebes Tagebuch, fließen alle Gedanken, Bemerkungen und Diskussionsergebnisse Anfang April in ein ABDA-Konvent ein. Man muss sich das wie einen großen Topf vorstellen. Dort wird alles fein verquirlt und abgeschmeckt. Und heraus kommt Anfang Mai die jungfräuliche Fassung des Leitbilds – aber nur zum Angucken für zwei Wochen mit der Möglichkeit, ein letztes Mal zu kommentieren. Die finale Fassung soll dann, so Gott will, am 25. Juni 2014 vorgestellt werden. Mein liebes Tagebuch, es ist noch nicht bekannt, ob die ABDA bereits Sekt oder Selters für diesen Termin bestellt hat. Ach, es wird ein spannendes Jahr.

Apropos Mammutaufgaben. Blättern wir kurz zurück zum großen Aufgabenkoloss, den die ABDA in diesem Jahr stemmen musste, der zwischendurch schon für Zitterpartien und graue Haare sorgte – und der mit Sicherheit in die Geschichte eingehen wird: das (weil‘s so schön ist, nochmal) Apothekennotdienstsicherstellungsgesetz (ANSG). Mein liebes Tagebuch, noch Anfang des Jahres wusste keiner so genau, wie man die von der Politik zugesagten 120 Millionen übers Nachtdienstland verteilen könnte. Und so manche Krankenkasse, so manche Organisation wetterte im Vorfeld gegen diese kleine Schichtzulage für die Apotheke. Die ABDA schrieb sogar ein Drehbuch für einen ministreikähnlichen Nachtdienstklappentag, um der Öffentlichkeit zu zeigen: so wird der Tag zur Nacht, wenn die Apotheken den Nachtdienst nicht mehr leisten können. Im März dann, tatü tata, ward uns ein Bürokratiemonster geboren. 16 Cent mehr aufs Honorar pro abgegebener Rx-Packung, die dann allerdings automatisch in den Notdienstfonds wandern. Weil das alles eben nicht so automatisch geht, musste eine Behörde dafür gegründet werde, um das Monsterle (schwäbisch für „kleines Monster“) zu bändigen und zu zähmen. Der Nacht- und Notdienstfonds (NNF), angesiedelt beim Deutschen Apothekerverband, wurde aus dem Boden gestampft. So zehn bis 15 Leute sollen in der NNF-Behörde unter ihrem Chef Gurski die 16 Cent einsammeln und die Millionen verteilen. Der Laden läuft gut an, mein liebes Tagebuch, vielleicht ein bisschen zu bürokratisch. Da werden dann schon mal „Verpflichtungsbescheide“ verschickt, eine Wortwahl, die wohl nicht sonderlich glücklich ist. Abgesehen davon, noch vor Weihnachten regnete es Sterntaler: Rund 225 Euro pro Notdienst wurden überwiesen. Und laut Gurski sollen die Verwaltungskosten unter drei Prozent liegen. Mein liebes Tagebuch, ja süßer die Nachtdienstglocken nie klingen.

Natürlich, das waren bei Weitem nicht alle Aufgaben, Querelen, Widernisse und Ärgernisse, mit denen sich unsere liebe ABDA herumschlagen musste. Nur noch ein paar Schmankerl aus diesem Jahr. Zum Beispiel das Sommertheater „Datenschutz“, von den Medien im Sommerloch platziert. Die Datenschutzdebatte war voll bei den Apothekern angekommen. Welche Daten dürfen wie verschlüsselt an Statistikfirmen verkauft werden? Der nordrhein-westfälische Landesdatenschützer prüfte die Datenlieferungen des Apothekenrechenzentrums Haan (ARZ). Das ARZ will die Daten in Zukunft neu aufbereiten. Das passte der VSA nicht, sie fürchtet, dass der Datenverkauf nicht mehr interessant sein könnte, sie spricht von vorauseilendem Gehorsam. Und BAK-Präsident Kiefer meint, die Daten dürften überhaupt nicht zu Marketingzwecken verkauft werden. Und das Ministerium: Rezeptdaten dürfen auch für andere Zwecke als die Rezeptabrechnung weiterverarbeitet werden. Ein „lustiges“ Sommertheater, gell. Und der „Spiegel“ legte nach: „Pillendreher als Datendealer“ – so unschön wie unkorrekt.

Dann eine Telenovela in mehreren Staffeln: die „Pille danach“ und die Apotheker. Zwei katholische Krankenhäuser hatten eine hillfesuchende Frau abgewiesen und nicht mit dem Notfallkontrazeptivum versorgt. Und schon poppte die Diskussion wieder auf: Die Pille danach rezeptfrei aus der Apotheke? Im Berliner Apothekerhaus: großes Schweigen zu diesem Thema. Lange. Sehr lange. Mein liebes Tagebuch, da fragten sich viele schon: Wollen die Pillendreher nicht oder können sie nicht? Dann endlich: Nach dem Willen des Bundesrats soll es die „Pille danach“ bald ohne Rezept geben. Und jetzt traute sich die ABDA: „Apotheker können die Arzneimittelsicherheit gewährleisten und Verantwortung dafür übernehmen, dass Medikamente nicht missbräuchlich angewendet werden.“ Howgh, ich habe gesprochen. 2014 geht’s weiter.

Weitere Sorgenkinder, die wir mit ins neue Jahr nehmen: der Retaxstreit mit den Kassen, die unsäglichen Lieferengpässe und eine Substitutionsausschlussliste, die nicht zustande kommt und die eigentlich keiner braucht. Gespannt sind wir natürlich auch auf die ersten Aussagen unseres neues Bundesgesundheitsministers Hermann Gröhe. Wie steht er zu den Apothekern?

Und unsere Wünsche für 2014? Zum Beispiel eine ABDA, die sich endlich mehr öffnet, transparenter wird und Mitglieder, die mal anders denken, nicht von oben herab behandelt. Klar, der innere Zirkel der ABDA wird diese Wünsche kaum verstehen, da man sich selbst für offen hält. Aber die Binnensicht und die Außenwahrnehmung liegen noch weit auseinander. Mein liebes Tagebuch, ich glaube, wir werden 2014 wieder viele Deiner Seiten füllen können. 

Einen besinnlichen Jahreswechsel und einen guten Start ins neue Jahr wünsche ich allen Leserinnen und Lesern des Tagebuchs.


Peter Ditzel


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