Antihistaminika bei Schwangerschaftserbrechen

Studie zeigt mögliche Risiken

04.07.2013, 10:46 Uhr


In einer amerikanischen Fall-Kontroll-Studie gab es Hinweise darauf, dass die Einnahme von Antihistaminika, darunter auch rezeptfreie Wirkstoffe, mit einem ungünstigen Schwangerschaftsverlauf und -ausgang verbunden sein kann.

In der Studie wurden rund 250 Frauen mit starker Übelkeit und Erbrechen (Hyperemesis gravidarum) während ihrer ersten Schwangerschaft sowie 308 Kontrollpersonen untersucht um herauszufinden, welche Faktoren sich besonders ungünstig auf den Schwangerschaftsverlauf und die Entwicklung des Kindes auswirkten. Schwangere mit HG hatten ein mehr als 4,28-fach erhöhtes Risiko als die Kontrollpersonen für eine problematische Schwangerschaft, gekennzeichnet durch geringere Geburtsgewichte und höhere Frühgeburtsraten (vor der 37. Schwangerschaftswoche). Ein Schwangerschaftshochdruck und ein früher Beginn der Symptome, das heißt zwischen der dritten und vierten Schwangerschaftswoche, zählten zu den Faktoren, die das Outcome signifikant negativ beeinflussten.

Einfluss von Medikamenten

Um den möglichen Einfluss von Medikamenten zu bestimmen, wurden 43 Frauen mit Hyperemesis gravidarum und ungünstigem Schwangerschaftsverlauf und -ausgang mit 211 Schwangeren mit positivem Outcome verglichen. Es zeigte sich, dass die Anwendung von Promethazin, Methylprednisolon, Diphenhydramin, Dimenhydrinat, Doxylamin (auch in Kombination mit Pyridoxin) und Hydroxyzin signifikant mit einem problematischen Verlauf und Ausgang der Schwangerschaft assoziiert war.

Auch alternative Behandlungsmethoden (Akupunktur, Akupressur, Bowen-Massage) wurden betrachtet. Diese hatten als einzige Behandlungsmethoden signifikant zu einem positiven Schwangerschaftsverlauf geführt.

Nach Ansicht der Autoren ist dies die erste Studie, die nicht nur Frauen mit und ohne Schwangerschaftserbrechen verglichen hat, sondern darüber hinaus Faktoren identifizieren konnte, die bei Schwangerschaftserbrechen für ein besonders negatives Outcome verantwortlich sind. Da Antihistaminika zu diesen Faktoren zählen, besteht nach Ansicht der Autoren ein dringender Bedarf, die Sicherheit und auch die Effektivität der Antihistaminika in der Schwangerschaft zu untersuchen, zumal der Einsatz dieser Wirkstoffe bei HG weltweit zugenommen hat.

Einschränkend stellen die Autoren jedoch fest, dass für die Kombination Doxylamin/Pyridoxin zu wenige Fälle verfügbar waren, um zu einer statistisch sicheren Aussage kommen zu können. Außerdem beruhten die in die Studie aufgenommenen Antihistaminika auf eigenen Angaben der Schwangeren. Es sei daher nicht auszuschließen, dass noch weitere Arzneimittel eingenommen wurden. Placebokontrollierte Studien mit Monotherapien wären notwendig, um die Beobachtungen zu bestätigen, so die Autoren.

Ausführlich lesen Sie dazu in der aktuellen DAZ 2013, Nr. 28, S. 32.

Quelle: Fejzo MS, et al. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol (2013), online publiziert am 7. Juni 2013, DOI: 10.1016/j.ejogrb.2013.04.017.


Dr. Claudia Bruhn


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