Deutscher Apothekertag 2012

Mein liebes Tagebuch, ...

14.10.2012, 15:16 Uhr


...Proteste, Tumult und Klamauk von Apothekerinnen und Apothekern, die mit der ABDA und ihrer Arbeit nicht zufrieden sind – das hatten einige auf dem Apothekertag in München erwartet. Heute kann ich Dir berichten: Ruhig war‘s, manchmal ein wenig holprig und klotzig, aber immer sachlich und fair. Es gab schon schlechtere Apothekertage.

Bemerkenswert vor allem: Kein aggressiver Ton, wie man ihn aus Internetforen kennt. Man diskutierte offen und besonnen.

Mittwoch, 10. Oktober 2012
Pressekonferenz: Die ABDA konnte den Journalisten erklären, warum die Erhöhung des Fixhonorars um 25 Cent für die Apotheker nicht ausreicht, um Vergütungsgerechtigkeit zu schaffen. Die Presse berichtete wohlwollend. Liebes Tagebuch, merk dir bitte das neue ABDA-Wort „Vergütungsgerechtigkeit“: Damit sind die 624 Mio. Euro gemeint, die uns Apothekern nach ABDA-Rechnung eigentlich zustünden.

Beschimpfungen und Entgleisungen – liebes Tagebuch, nichts von alledem auf der kurzfristig anberaumten Dialogveranstaltung am Mittwochnachmittag, die die ABDA für die „Protestler“ eingerichtet hatte. Um sich auszusprechen. Man ließ Luft ab und ging fair miteinander um. Wie erwartet fand man keinen gemeinsamen Nenner. Aber, liebes Tagebuch, der „Dialog“ war trotzdem richtig und wichtig.

Donnerstag, 11. Oktober 2012
Er kam tatsächlich, unser Bundesgesundheitsminister! Und er hielt eine clevere und smarte Rede. Sein Einstieg: Uns Apothekern geht es in Deutschland mit unserem Gesundheitssystem doch richtig gut. Es ist viel besser als das von Italien, Spanien, England. Von Griechenland ganz zu schweigen.
Und er sprach von vielen guten Dingen, die Schwarz-Gelb für die Apotheker getan hat, nämlich erstmals das Fixhonorar erhöht und nochmals 120. Mio. draufgelegt als Anerkennung für den Nachtdienst. Außerdem müssen auch ausländische Versandapotheken zu deutschen Bedingungen liefern. Der Minister zeigte viel Verständnis für die Unzufriedenheit der Apotheker über die mickrigen 25 Cent. Aber, liebes Tagebuch, das trat ganz in den Hintergrund, der Saal brummelte leise, nur zwei-, dreimal. Freiberuflichkeit und das Fremd- und Mehrbesitzverbot – dazu steht der Gesundheitsminister uneingeschränkt. Beifall. Viel Beifall. Clever gemacht, Herr Bahr.

Der Lagebericht des ABDA-Präsidenten Wolf beschwor wie jedes Jahr den Zusammenhalt der Apotheker und das, was unsere Berufsvertretung für den Apothekerberuf tun möchte, wofür und wogegen sie gekämpft hat und kämpfen will. Liebes Tagebuch, du kennst das alles schon: Natürlich hat die ABDA immer die richtigen Pflöcke eingeschlagen und die richtige Marschrichtung gehabt. Und die ABDA glaubt nicht an das tapfere Schneiderlein mit „Sieben auf einen Streich“. Würde sie das tun, dann hätte sie auch geglaubt, so Wolf, dass man alle Forderungen innerhalb weniger Monate durchgesetzt bekommt. Also, waren die 624 Mio. nur Taktik? Sollen wir froh sein, dass wir die Hälfte haben?
Egal wie, es war Wolfs letzte Rede auf einem Apothekertag. Standing ovations.

Interessante Passagen enthielt der Bericht des Hauptgeschäftsführers Schmitz. Stell dir vor, liebes Tagebuch: „Eine demokratischere Struktur als die der ABDA ist kaum vorstellbar!“ Und: „Die ABDA steht zu dem Grundsatz, dass sie und ihre Mitgliedsorganisationen gegenüber der Öffentlichkeit grundsätzlich maximale Transparenz anstreben.“ Hhmm, wie wichtig ist hier das Wörtchen „grundsätzlich“? Was meinst du, liebes Tagebuch, sollen wir mal ein paar Seiten vorblättern und einige Fragen stellen über Ausgaben und Kosten von Projekten und Öffentlichkeitsarbeiten?  

Freitag, 12. Oktober 2012
Arbeitskreis zur Apothekenbetriebsordnung. Arbeitskreis? Nein, eher eine Plauderrunde nach dem Motto: Gut, dass wir darüber gesprochen haben.
Nichts erfuhr man zum Beispiel darüber, wie man mit dem Botendienst umgehen soll, kann, darf. Während draußen, im realen Leben, in den Expopharm-Hallen, vivesco und Linda ihre neuen Arzneibestell- und -bringdienste auf Basis des Botendienstes vorstellten, mit denen auch Präsenzapotheken ihren Kunden den Versendern Paroli bieten können, erfuhr man leider nicht, ob diese Botendienste, so sinnvoll und gut sie auch gemeint sein mögen, so ganz verordnungskonform sind.

Der Freitag Nachmittag, liebes Tagebuch, war gefühlte Zeitverschwendung. Wieder so ein „Arbeitskreis“, der diesen Namen nicht verdiente. Ein Blabla darüber, dass das Internet böse, gefährlich und unseriös sein kann, dass hier persönliche Meinungsäußerungen oft mehr Resonanz finden als Expertenwissen und besonders extreme und negative Meinungen geäußert werden. Hättest du das vermutet, liebes Tagebuch?

Samstag, 13. Oktober 2012

Es war ein munterer Vormittag mit dem stellv. Bild-Chef Blome und den Gesundheitsexperten von CDU (Spahn), SPD (Lauterbach), FDP (Molitor), den Grünen (Bender) und den Linken (Bunge). Der Spahn würde sich über Ideen zu neuen Honorierungsformen der Apotheker freuen. Der Lauterbach drehte sich, als wäre seine Fliege ein Propeller: Er will die inhabergeführte Apotheke, was aber nicht heißen soll, dass er nicht doch auch an Ketten denkt, gleichwohl Ketten kein Zukunftsmodell sind, er sich aber nicht unbedingt für die Beibehaltung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes ausspricht. So, liebes Tagebuch, nun mach was draus. Die Biggi Bender mit gelbem (nicht grünem) Schal hatte eine neue Idee: Ärzte im Bereitschaftsdienst erhalten von Apotheken ein Arzneimittelsortiment, aus dem diese dann Arzneimittel abgeben können. Zur Entlastung der Nachtdienst-Apotheken. Liebes Tagebuch, ist das nicht nett gedacht von Biggi? Nein, die Apotheker sehen darin den Einstieg ins Dispensierrecht.

Was klar wurde in der Diskussion: Die Apotheker erhalten 120 Mio. als Anerkennung für ihren Nachtdienst, aber sie wissen noch nicht, wie sie das Geld gerecht verteilen. Liebes Tagebuch, haben wir ein Luxusproblem?

Das will ich dir noch anvertrauen: Es gab viele Anträge zu bearbeiten, die meisten waren  sinnvoll, einige überflüssig und wenige brisant. Die wanderten dann meist in einen Ausschuss. Schade, die Zeit zur Diskussion war wohl zu knapp. Schade auch, dass die ABDA-kritischen Apothekerinnen und Apotheker viele ihrer interessanten Anträge zurückgezogen haben.

Liebes Tagebuch, der Apothekertag ist vorbei. Was mir gefallen hat: Es gab Bekenntnisse zu mehr Transparenz und Offenheit. Darauf freuen wir uns. Und wir werden bald mal nachfragen, was aus all den Anträgen in den Ausschüssen geworden ist.


Peter Ditzel


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