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Schon im Studium gehört der Patient in den Mittelpunkt

Berlin - 19.07.2011, 11:30 Uhr


Einen Einblick in das amerikanische Ausbildungssystem der Pharmazeuten gab Prof. Dr. Hartmut Derendorf, Leiter des ­Departments of Pharmaceutics der University of Florida in Gainesville, USA. in seinem Vortrag auf dem DAZ-Jubiläumskongress am 1. Juli in Berlin.

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Eine große Chance für den Berufsstand sieht Derendorf darin, arzneimittelbezogene Probleme zu minimieren. Denn durch diese können enorme Kosten entstehen. Sie belaufen sich in den USA auf geschätzte 76,6 Milliarden US-Dollar pro Jahr.

Ziel sollte es sein, eine verantwortliche Therapiebegleitung durch den Apotheker in Zusammenarbeit mit dem Arzt zu etablieren.

Von einer guten pharmazeutischen Betreuung profitieren aber nicht nur Patienten, vor allem die Krankenhäuser haben finanzielle Vorteile. Das wird in den USA immer stärker erkannt und entsprechende Stellen aufgestockt.

So fachlich hoch qualifiziert die Apotheker in Deutschland sind, in Tests zur Beratung in öffentlichen Apotheken fallen sie regelmäßig durch. Dass sich das mittlerweile zu einem Imageproblem entwickelt hat, darf man nicht ignorieren, sondern muss diese Kritik sehr ernst nehmen. Als eine der Hauptursachen sieht Derendorf die Ausbildung der Pharmaziestudenten. In Deutschland schließt die Ausbildung der Pharmazeuten nach fünf Jahren Studium mit einem Staatsexamen ab und ist straff naturwissenschaftlich ausgerichtet und eindeutig arzneimittelorientiert. In den USA wurde das Studium der Pharmazie in den 1990er Jahren nach und nach umgestellt. Es wurde dabei um einen ausgeprägten klinischen Teil erweitert und die Studiendauer wurde gleichzeitig verlängert. Jetzt dauert die Ausbildung sechs Jahre, schließt mit einem neu geschaffenen Titel ab, dem Doctor of Pharmacy (PharmD). Dieser Titel soll auch der Bevölkerung signalisieren, dass das Apotheker sind, die eine spezielle Ausbildung haben und eng an die klinische Pharmazie gebunden sind.

Die Gelder, die durch eine gute pharmazeutische Betreuung eingespart werden, könnten nach Derendorf dazu eingesetzt werden, um die allgemeinen Gesundheitskosten zu verringern, um den Apotheker für die geleistete pharmazeutische Betreuung zu vergüten, um es dem Arzt zu erlauben, nach vorwiegend therapeutischen Kriterien zu verschreiben und um Krankenkassenkosten zu senken. Um das zu erreichen, wurde in den USA das sogenannte Medication Therapy Management (MTM) erfolgreich eingeführt.

Das ist der Kern unseres Berufs, betonte Derendorf, oder kurz zusammengefasst: "It´s the patient, stupid!"


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