Reaktion auf Kritik

WHO will sich reformieren

Genf - 16.05.2011, 17:34 Uhr


Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) muss sich nach Ansicht ihrer Chefin Margaret Chan dringend reformieren. Chan eröffnete am Montag in Genf die Weltgesundheitsversammlung, das höchste Gremium der UN-Organisation. „Eine Reform ist unabdingbar“, sagte Chan. Sie reagierte damit auf vielfache Kritik an der WHO.

Die Organisation war beispielsweise für ihren Umgang mit der Schweinegrippe in die Kritik geraten. Sie soll zu eng mit der Pharmaindustrie verstrickt gewesen sein. Die Organisation gab etwa nicht bekannt, welche Experten WHO-Chefin Chan während der Pandemie beraten hatten. Die WHO hatte die höchste Pandemie-Stufe wegen der Schweinegrippe verhängt - die Grippe verlief jedoch relativ mild.

Andere kritisieren die Reaktion der WHO auf den Atomunfall in Japan und ihre Abhängigkeit von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) in Wien. So habe sie bis heute kein eigenes Team nach Japan geschickt, um die Bevölkerung unabhängig über die gesundheitlichen Auswirkungen des Super-GAUs zu informieren, kritisieren etwa die Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW).

Die WHO müsse sich allen im Gesundheitswesen tätigen Gesellschaftsgruppen und Ländern noch mehr öffnen, sagte Chan. Sie versprach während der bis zum 24. Mai dauernden Konferenz eine kritische Bestandsaufnahme. Im Zentrum der Reform muss nach Ansicht von Kritikern die Funktionsweise der WHO stehen. So müsse ihre Arbeitsweise transparenter, ihre Finanzierung nachhaltiger und ihre Rolle gestärkt werden.

Aus gesundheitspolitischer Sicht stehen in Genf nicht übertragbare Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Leiden im Zentrum. Sie haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen, was viele Länder vor wirtschaftliche und soziale Probleme stellt. Auch soll erneut ein Versuch unternommen werden, die nur noch in Russland und den USA gehaltenen Stämme des gefährlichen Pockenvirus endgültig zu vernichten.


dpa