Immobilien-Betrugsfall zieht Kreise

Apobank feuert zwei Vorstände

Berlin - 02.11.2010, 10:08 Uhr


Die Betrugsaffäre um die Leipziger Immobilienfirma Licon zieht jetzt auch bei der Deutschen Apotheker und Ärztebank (Apobank) weitere Kreise: Mit sofortiger Wirkung hat die Apobank zwei Vorstandsmitglieder gefeuert. Bisher

Jetzt teilte die Apobank in einer Pressemitteilung mit, dass im Rahmen eines „Sofortprogramms zur Aufklärung von Fällen unrechtmäßiger Vorteilsnahme“ mit sofortiger Wirkung die Vorstandsmitglieder Stefan Mühr (44) und Claus Verfürth (42) abberufen wurden. Bislang hatte die sächsische Staatsanwaltschaft nur von einem „Anfangsverdacht“ gegen Mühr gesprochen.

Mit der fristlosen Kündigung und der Neuaufstellung des Vorstandes solle ein „unbelasteter Neustart“ der Arbeit des Apobank-Vorstandes ermöglicht werden. In der vergangenen Woche habe die Staatsanwaltschaft gegen einzelne Mitarbeiter der Apobank Ermittlungen wegen möglicher unrechtmäßiger Vorteilsnahme eingeleitet. Der Sprecher des Vorstands, Herbert Pfennig, habe unverzüglich eine interne Untersuchung eingeleitet, um schnell ein Bild über Ausmaß und Ursachen zu erhalten. „Die ersten Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich einzelne Vorstandsmitglieder und Mitarbeiter nicht korrekt verhalten haben und unter Verdacht stehen, unerlaubt persönliche Vorteile erhalten zu haben“, heißt es in der Erklärung der Apobank.

Nach derzeitigem Erkenntnisstand seien Kunden nicht geschädigt worden. Im Zweifel werde die Apobank aber dafür Sorge tragen, dass kein Kunde durch diese Vorfälle Nachteile erleide. Zudem gebe es bislang keine Anhaltspunkte, dass die Apobank einen monetären Schaden erlitten habe, welcher Einfluss auf ihr geplantes Geschäftsergebnis haben werde.

Neu in den Vorstand der Apobank berufen wurden Dr. Thomas Siekmann (45), bislang Generalbevollmächtigter der Apobank und verantwortlich für das Risikomanagement, sowie Bernd Span (55), Vorstandsmitglied bei der oldenburgischen Landesbank, dort zuletzt Sprecher des Vorstands. Das Vorstandsgremium solle demnächst weiter verstärkt werden. Dadurch sollen die Ressourcen geschaffen werden, um eine effiziente Umsetzung aller anstehenden Maßnahmen zu garantieren.

Zudem setzt die Apobank eine unabhängige Untersuchungskommission ein, die sich aus internen und externen Wirtschaftsprüfern, Juristen und Bankfachleuten zusammensetzt. Im Kontext der laufenden durch die Staatsanwaltschaft und BaFin begleiteten Ermittlungen werden insbesondere die Einhaltung sämtlicher gesetzlichen Vorschriften und der internen Compliance untersucht. Bis Ende November soll diese Expertengruppe neben der laufenden Berichterstattung Aufsichtsrat und Vorstand erste Zwischenergebnisse vorlegen.

Um die Aufklärung zu beschleunigen, ruft die Apobank ihre Mitarbeiter zur Zusammenarbeit auf. Gegen Mitarbeiter, die freiwillig, wahrheitsgemäß und vollständig über mögliche Gesetzesverstöße im Unternehmen informieren, sollen weder Schadensersatzansprüche geltend gemacht werden noch Kündigungen drohen.

Hermann Stefan Keller, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Apobank: „Aufsichtsrat und Vorstand ist es wichtig, dass alle existierenden Vorwürfe, Vermutungen oder Unterstellungen vorbehaltlos überprüft und aufgeklärt werden. Dafür wird die Apobank alle notwendigen Kräfte einsetzen.“

Herbert Pfennig, Sprecher des Vorstands der Apobank: „Ich bedauere zutiefst, dass in unserer angesehenen Bank, in deren Vorstand ich 2009 eingetreten bin, Unregelmäßigkeiten durch Mitarbeiter und möglicherweise sogar Vorstandsmitglieder stattfinden konnten. Trotzdem stehe ich zu dieser Bank, weil sie über ein ausgesprochen erfolgreiches Geschäftsmodell verfügt. Wir werden nicht eher ruhen, bis wir sicher sein können, wieder eine saubere Apobank zu haben.“


Lothar Klein