Krebsforschung

Neuer Therapiestandard für Leukämie

Köln - 16.10.2010, 07:37 Uhr


Erstmals konnte durch einen medikamentösen Therapieansatz die Überlebenszeit von Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) deutlich verlängert werden.

Die chronische lymphatische Leukämie (CLL) ist die zweithäufigste Leukämieform und gilt gegenwärtig als nicht heilbar. Sie wurde bisher mit Chemotherapien behandelt. In der CLL8-Studie der deutschen CLL-Studiengruppe wurden insgesamt 817 zuvor nicht therapierte Patienten in 190 Behandlungszentren in elf Ländern behandelt. 408 Patienten wurden zufällig der Behandlung mit einer Chemoimmuntherapie aus Fludarabin, Cyclophosphamid und Rituximab (FCR) zugeteilt. 408 Patienten erhielten eine Chemotherapie aus Fludarabin und Cyclophosphamid (FC). Drei Jahre nach der Chemoimmuntherapie war die Krankheit bei 65% der Patienten nicht weiter fortgeschritten – im Vergleich zu 45% der Patienten, die die Chemotherapie erhalten hatten.

Das zentrale Resultat dieser Studie ist jedoch, dass sich die Überlebenswahrscheinlichkeit durch die Chemoimmuntherapie nachweislich erhöhte. Drei Jahre nach der Behandlung lebten 87% der zusätzlich mit Rituximab behandelten Patienten gegenüber 83% der Patienten, die allein die Chemotherapie erhalten hatten.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Güte des Therapieansprechens durch die neue Chemoimmuntherapie, also die Kombination aus dem monoklonalen Antikörper Rituximab mit den Zytostatika Fludarabin und Cyclophosphamid (FCR) viel besser ist als für vorherige Therapien. Fast die Hälfte der Patienten (44%) erreichen eine komplette Remission mit der Chemoimmuntherapie im Vergleich zu weniger als einem Viertel (22%) mit der Chemotherapie aus Fludarabin und Cyclophosphamid (FC) allein. Daraus folgt, dass die Remissionsqualität eine echte Auswirkung auf die Überlebenschancen hat.

Außerdem fügt Rituximab der Therapie einen neuen Mechanismus hinzu, der die Leukämiezellen abtötet. Anders als bei Chemotherapien ist dieser Mechanismus unabhängig von dem Tumorsuppressor-Protein p53. Dadurch reduzieren monoklonale Antikörper die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine therapieresistente Leukämie entwickelt. Vermutlich ist dieser Mechanismus dafür verantwortlich, dass die Chemoimmuntherapie die Überlebenschancen von CLL-Patienten verbessert.

Die CLL8-Studie etabliert aber nicht nur einen neuen therapeutischen Goldstandard. Sie kündigt auch eine neue Behandlungsära für diese Leukämie an, denn sie zeigt, dass bestimmte genetische Subgruppen von Patienten unterschiedlich von der Chemoimmuntherapie profitieren.

Quelle: Hallek, M., et al.: Lancet 2010; 376:1164-1174


Dr. Bettina Hellwig