Darmerkrankungen

Einfache Diagnose durch Darmbakterien

12.04.2010, 06:57 Uhr


Die Zahl der im menschlichen Darmtrakt vorkommenden Bakterien wird auf etwa 100 Trillionen geschätzt. Ein Ungleichgewicht dieser Keime kann zu Darmerkrankungen führen und

Erst kürzlich wurde eine Art Genkatalog für Darmbakterien veröffentlicht: aus Stuhlproben konnten Wissenschaftler etwa 3,3 Millionen verschiedene Gene analysieren, die sich 1.100 verschiedenen Arten zuordnen lassen. Eine nicht ausbalancierte Zusammensetzung der Darmflora könnte zu Adipositas führen, aber auch an der Entstehung von Darmerkrankungen beteiligt sein. Von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen sind allein in Deutschland etwa 320.000 Menschen betroffen. Dabei haben Patienten mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa oft ähnliche Beschwerden, eine Unterscheidung ist schwierig. Was bislang fehlt, sei ein Instrument, die Erkrankungen ohne aufwendigere Untersuchungsmethoden am Patienten zu unterscheiden.

Jetzt wurde über eine vergleichsweise einfache Möglichkeit zur Diagnostik der beiden Erkrankungen berichtet: Bei Patienten mit Morbus Crohn finden sich vergleichsweise wenig Bakterien der Art Faecalibacterium prausnitzii, bei Colitis ulcerosa tritt im Gegensatz dazu dieser Keim vermehrt auf. Eine Stuhlprobe könnte somit zu einer schnellen Diagnose führen. Auf die Möglichkeiten einer Therapie von an Morbus Crohn Erkrankten mit diesen Mikroorganismen hatten französische Wissenschaftler bereits vor einiger Zeit hingewiesen. Sie hatten beobachtet, dass bei Morbus-Crohn-Patienten nach einer Darmoperation besonders häufig Rückfälle auftreten, wenn vergleichsweise wenig Faecalibacterium prausnitzii-Bakterien im Verdauungstrakt gefunden wurden. Nach Kultivierung der Mikroben im Labor wies die Kulturflüssigkeit entzündungshemmende Eigenschaften auf.

Quelle:

Sokol H.; et al : Faecalibacterium prausnitzii is an anti-inflammatory commensal bacterium identified by gut microbiota analysis of Crohn disease patients. Proc. Natl. Acad. Sci.(2008); 105 (43): 16731-16736.



Dr. Hans-Peter Hanssen/DAZ