Tumortherapie

Bisphosphonate gegen Knochenmetastasen

Meran - 27.06.2009, 08:28 Uhr


Wenn ein Tumor Knochenmetastasen gebildet hat, bedeutet das für den betroffenen Patienten, dass der Krebs nicht mehr heilbar ist. Mit dem Bisphosphonat Zoledronat lässt sich die Manifestation dieser schmerzhaften Krebsfolgen um etwa ein Jahr hinauszögern.

Wenn ein Primärtumor metastasiert, gelangen die zirkulierenden Tumorzellen in den gesamten Organismus. Bei einigen Krebsarten siedeln sie sich bevorzugt in den Hohlräumen des Knochenmark-Sinussystems an. Hier gibt es zahlreiche Zytokine und Wachstumsfaktoren, die nicht nur das Wachstum der Zellen des blutbildenden Systems, sondern auch das Wachstum der Krebszellen fördern.

Die Tumorzellen stören das Gleichgewicht von Osteoblasten und Osteoklasten. Dadurch wird der Knochenumbau gestört und der Knochen in seiner Struktur beeinträchtigt.

Wenn die Tumorzellen anfangen, Knochenmaterial abzubauen, wird Hydroxylapatit frei, und im Serum erhöht sich die Calciumkonzentration. Die Folge einer Hypercalcämie sind eine Gewichtsabnahme und Nierenschäden. In schweren Fällen kommt es zu Herzrhythmusstörungen, Koma und Tod.

Bisphosphonate werden in der Tumortherapie vor allem intravenös eingesetzt, um skelettbezogene Komplikationen zu behandeln. Dazu gehören pathologische Frakturen, unter anderem die sehr schmerzhaften Brüche von Wirbelkörpern. Bisphosphonate verzögern vor allem die Knochenbrüche, einen Einfluss auf das Überleben haben sie bei Tumorerkrankungen nicht.

Weltweit wird bei Krebserkrankungen Zoledronat am häufigsten verwendet, da es am wirksamsten ist. Zoledronat ist zur Behandlung von Hypercalcämien und skelettbezogenen Komplikationen bei der Tumortherapie zugelassen und wird in einer Dosierung von 4 mg alle drei bis vier Wochen innerhalb von 15 Minuten infundiert, wodurch es gut zu handhaben ist.

Die Nebenwirkungen der Bisphosphonate sind grippeähnliche Wirkungen, die mit nichtsteroidalen Antiphlogistika gut behandelt werden können. Eine Ösophagitis tritt nur nach peroraler Apllikation auf.

Schwerwiegender sind bei der intravenösen Anwendung Nierenschädigungen. Zur Vorbeugung sollte vor jeder Infusion der Kreatininwert kontrolliert werden. Liegt er über 10%, darf nicht infundiert werden. Als Vorsichtsmaßnahme sollte das Infusionsvolumen hoch genug sein, und der Patient oder die Patientin sollte am Tag der Infusion zusätzlich ein bis zwei Liter Wasser trinken. Orale Bisphosphonate sind nicht nephrotoxisch, da hier deutlich geringere Spitzenkonzentrationen erreicht werden.

Als Nebenwirkung der intravenösen Aminobisphosphonate in der Krebstherapie können sehr selten Kiefernekrosen auftreten, besonders bei alten Patienten und Patientinnen. Die Patienten sollten auf eine gute Mundhygiene achten und den Mund täglich mit Chlorhexidin ausspülen. Bei der oralen Anwendung von Aminobisphosphonaten tritt diese Nebenwirkung normalerweise nicht auf.

Quelle: Prof. Dr. Dr. Walter Schunack, Berlin: "Arzneistoffe im Vergleich: Update Bisphosphonate in der Tumortherapie", Pharmacon Meran, 10. Juni 2009.


Bettina Hellwig